Jetzt wird der Giftmüll in der Hirschackergrube in Grenzach zugeschüttet. Dies obwohl nach Expertenmeinung davon auszugehen ist, dass die Schadstoffe irgendwann ins Grundwasser gelangen. Die kosmetische Hotspot-Sanierung reicht bei weitem nicht aus, um das Trink- und Grundwasser im Grenzacher und Basler Raum zu schützen. Dies zeigen neue Analysen von Greenpeace.
Weisses Pulver, eine zähflüssige, glänzige
schwarze Masse, malachitgrüne Kristalle und schwarze Knollen, die
bei Berührung zu Staub zerfallen: Solch gut sichtbaren, übel
riechenden Chemiemüll lässt das Ingenieurbüro HPC im Moment bei der
Chemiemülldeponie Hirschacker in Grenzach mit Billigung durch den
Gesundheitskonzern Roche und das Landratsamt Lörrach zuschütten.
Dies, obwohl es laut des unabhängigen Analytik-Experten Prof.
Michael Oehme sicher ist, dass die Schadstoffe irgendwann im
Grundwasser ankommen werden, weil sie in Wasser löslich sind.
Pikant: Diese Aussage haben Roche & Co trotz Intervention von
Greenpeace im Protokoll weggelassen.
Zugeschüttet wird unter anderem der Chemiemüll,
der beim Nachgraben an der Böschung am Ostrand der nördlichen
Baugrube hervor kam. In einer Probe, die Greenpeace dort genommen
hatte, konnte das Labor 118 verschiedene chemische Substanzen in
einer Gesamtkonzentration von über 320 mikrog/l nachweisen. Da die
Konzentration von mindestens 17 Unbekannten Substanzen höher liegt
als Roche & Co. sowie Greenpeace abgemacht haben (siehe unten),
müsste ausgehoben werden. Stattdessen decken Roche & Co den
Chemiemüll zu.
Was jetzt an wasserlöslichem Gift zugeschüttet
wird, ist massiv: Auch beim Aushub der 1. Hotspot-Grubenrandschicht
haben Roche & Co. nur etwa einen Drittel dessen ausgegraben,
was gemäss Vereinbarung mit Greenpeace wegen chemischer
Verschmutzung hätte ausgegraben werden müssen. Der Pharmakonzern
Roche, das Ingenieurbüro HPC, das Landratsamt (LRA) Lörrach und
Greenpeace hatten vereinbart, es werde weiter ausgehoben, wenn an
den Rändern der jetzigen Sanierungsflächen ein bestimmter
Schadstoff-Wert (4.5 mikrog/l pro Unbekannte Substanz)
überschritten wird, solange bis ungiftiges Material angetroffen
wird. Das Ziel war, eine künftige Verschmutzung des Grundwassers
durch den Chemiemüll im Hirschacker zu verhindern. Doch plötzlich
erklärten Roche & Co, die Vereinbarung gelte nur für das
kontaminierte Material am Rand der jetzigen Baugruben (so genannte
1. Schale). Das bedeutet: Egal, wie viel Chemiemüll beim Aushub der
1. Schale zum Vorschein kommt: Er wird zugeschüttet. Und auch in
der Grubensohle soll entgegen der Vereinbarung eine Schicht von
schwarzem, stinkendem, fast reinem Chemiemüll zurückbleiben. Indem
am Grubenrand und in der Grubensohle wissentlich stark
kontaminierte Bereiche zurückgelassen werden, spart der
Milliardenkonzern Roche Geld auf Kosten der Umwelt.
Inwiefern die Schadstoffe das Grundwasser schon
heute belasten, lässt sich nicht beurteilen, denn bisher waren die
Grundwasseranalysen vor allem auf ca. 14 leichtflüchtige,
halogenierte Kohlenwasserstoffe (LHKW) ausgerichtet. In der Deponie
aber dürften rund 5’000 verschiedene Schadstoffe vorhanden
sein.
Um das Grund- und Trinkwasser von Grenzach und
Basel endlich zu schützen, fordert Greenpeace, dass das Zuschütten
des giftigen Chemiemülls sofort gestoppt wird. Der sichtbare
Chemiemüll muss im Schutze eines Zeltes ausgegraben werden.
Greenpeace verlangt eine sofortige systematische Untersuchung des
Grundwassers und ein unmittelbares anschliessendes
Sanierungsprojekt im Sinn und Geist der mit Roche & Co.
getroffenen Vereinbarungen.
Fakten zum Chemiemüll der im Hirschacker
zugeschüttet wird
Analyse_RWB_Ld3338b ergänzt_mit
Nachgrabkriterien
Foto vom 2.7.2009, 16:58 – Chemiemülldeponie Der gut sichtbare Chemiemüll an der Ostböschung |
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Foto vom 8.7.2009, 19:31 – Chemiemülldeponie |
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Foto vom 8.7.2009, 20:05 – Chemiemülldeponie |
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Foto vom 14.7.2009, 11.25 – Das weitere |
Weitere Informationen bei:
Frantisek Hudec, Chemiemüllkampagne Greenpeace Schweiz, +41 78
645 55 98