Auf Deutschlands ältestem Kohlekraftwerk haben am Dienstag rund 100 Greenpeace-Aktivistinnen und Aktivisten gefordert, wesentlich mehr der Klimakiller abzuschalten als bislang geplant – mit eindeutiger Symbolik.

Auf Deutschlands ältestem Kohlekraftwerk haben am Dienstag rund 100 Greenpeace-Aktivistinnen und Aktivisten gefordert, wesentlich mehr der Klimakiller abzuschalten als bislang geplant – mit eindeutiger Symbolik.

Dienstag, 3. November 2015

Hundert Greenpeace Aktivisten demonstrieren auf Deutschlands ältestem Braunkohlekraftwerk. © Ruben Neugebauer / Greenpeace

 

1985 stoppten Greenpeace-Aktivisten die giftigen Abwässer der Raffinerie Weiss & Co. in die Elbe, indem sie kurzerhand das Abflussrohr verstopften. So einfach und effektiv geht das mit qualmenden Kohlekraftwerkschloten bedauerlicherweise nicht – aber es ist eine schöne Vorstellung. Darum haben 100 Greenpeace-Aktivisten heute Mittag nicht nur ein Banner mit der Aufschrift «Coal Kills» («Kohle tötet») gehisst, sondern auch einen riesigen symbolischen Korken auf den Schornstein des ältesten deutschen Braunkohlekraftwerks gesteckt. Man wird ja wohl noch träumen dürfen. 

Die AktivistInnen aus Deutschland, Schweden und Tschechien demonstrierten in Deuben gegen die schädliche Kohlepolitik der Bundesregierung, einen Tag bevor das Kabinett über die sogenannte Braunkohlereserve entscheidet. Ihre Forderung: Die Regierung muss erheblich mehr Braunkohlekraftwerke abschalten als bislang geplant, sonst sind ihre eigenen Klimaziele bis 2020 nicht zu erreichen.

Mehr Kraftwerke müssen vom Netz – dreimal so viele wie geplant

Die Braunkohlereserve sieht vor, dass Kraftwerke mit einer Gesamtkapazität von 2,7 Gigawatt vom Markt genommen werden, allerdings für Bedarfsfälle in (für die Stromkunden teurer) Bereitschaft bleiben. Das ist Teil des Plans, den CO2-Ausstoss bis 2020 um 40 Prozent gegenüber 1990 zu senken. Doch diese Rechnung geht nicht auf. Das Beratungsinstitut Energy Brainpool untersuchte im Auftrag von Greenpeace die Zahlen und kam zu dem Schluss: Um das Ziel zu erreichen, müssten dreimal so viele Kohlekraftwerke abgeschaltet werden.

Ausgerechnet die schmutzigsten pusten ungestört weiter Dreck in die Atmosphäre. Dass Klimakiller wie Deuben aus dem Jahr 1936 am Netz bleiben, ist für Susanne Neubronner, Greenpeace-Expertin für Energie, eine Ungeheuerlichkeit: «Keine vier Wochen vor Beginn der UN-Klimakonferenz laufen im Mutterland der Energiewende noch immer Uralt-Kraftwerke unter Volllast.» Wenn die vermeintliche Klimakanzlerin Angela Merkel in Paris glaubwürdig auftreten möchte, muss sie diesen Widerspruch möglichst bald auflösen.

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