Grosserfolg für Greenpeace und das Volk der Munduruku: Der umstrittene Megastaudamm São Luiz do Tapajós im Herzen des brasilianischen Amazonas wird nicht gebaut. Die Umweltbehörde IBAMA will keine Lizenz dafür erteilen.
Das ist ein grosser Erfolg für alle, die sich für den Erhalt des kostbaren Regenwaldes einsetzen. Besonders ist es ein Erfolg und eine Verschnaufpause für die indigene Gemeinschaft der Munduruku, die schon lange für ihr Land und gegen die Errichtung des Staudamms kämpft. Greenpeace hat sie in diesem Kampf unterstützt, gemeinsam mit 1,2 Millionen Menschen weltweit, die unsere Petition zum Schutz des Amazonas unterzeichnet haben. Wäre das Projekt umgesetzt worden, hätten viele Munduruku ihre Heimat im Herzen des Amazonas verloren. Ebenso wären über 1000 Tierarten, die am Tapajós-Fluss leben, vom zerstörerischen Vorhaben betroffen gewesen. Etwa 2600 Quadratkilometer Regenwald wären durch direkte und indirekte Waldrodungen verloren gegangen. Die Nationale Stiftung der Indigenen FUNAI gelangte an IBAMA und gab die Empfehlung ab, das Projekt nicht zu genehmigen, da das betroffene Land den indigenen Munduruku zustünde.
Einer von vielen Staudämmen
Wir rufen die brasilianische Regierung dazu auf, die Anerkennung des indigenen Landes alsbald offiziell zu bestätigen. Die Gefahr ist damit nicht endgültig gebannt: Brasilien muss nun allgemein seinen Kurs ändern und zerstörerischen Staudämmen eine generelle Absage erteilen. Denn der São-Luiz-do-Tapajós-Damm wäre nur der erste von insgesamt 43 Staudämmen gewesen, die im Tapajós-Einzugsgebiet geplant sind. Trotz der verheerenden Folgen für Mensch und Natur setzt die brasilianische Regierung weiterhin vor allem auf Wasserkraft zur Stromerzeugung, obwohl das Land ein hohes Potenzial an Solar- und Windenergie besitzt.
Auch Schweizer Firmen wollen Staudamm-Profite
Das Ende des São-Luiz-do-Tapajós-Staudammes zeigt, dass die Zivilgesellschaft solche Mammutprojekte stoppen kann. Dieser Erfolg bestärkt uns in unserem Einsatz für den Schutz des Amazonas. In mehr als 20 Ländern hatten wir von Greenpeace uns in den letzten Monaten gegen den Bau eingesetzt. Unter anderem hatten wir für mehrere Wochen eine Urwald-Station in einem der betroffenen Dörfer der Indigenen errichtet. Greenpeace-AktivistInnen hatten weltweit vor Firmenzentralen jener Unternehmen protestiert, deren Beteiligung am Projekt möglich schien. Von europäischen Konzernen wie der österreichischen Andritz AG und dem deutschen Konzern Siemens, die derartige Staudämme mit Turbinen und Generatoren beliefern können, fordert Greenpeace für die Zukunft eine generelle Distanzierung von solch umstrittenen Projekten. Auch Schweizer Unternehmen waren in vergangenen Staudamm-Projekten beteiligt, zum Beispiel Alstom Renewable (Schweiz) GmbH – seit 2016 von GE übernommen und nun GE Renewable Energy (Schweiz) – mit Sitz in Birr (Entwicklung, Herstellung, Vertrieb und Service von Staudammkomponenten), Andritz Hydro AG in Kriens sowie die Zurich Insurance.
Der Amazonas-Regenwald gibt uns Zeit, unsere Lebensweisen von klimafeindlichen Energien auf 100 Prozent erneuerbare Energien umzustellen. Wird dieser CO2-Speicher weiter zerstört, beschleunigt Brasilien den Klimawandel, während andere Länder versuchen, ihm mit Klimalösungen entgegenzuwirken. Mit einem Verzicht würden die Firmen ein wichtiges Zeichen setzen: Wer zukunftsorientierten Klimaschutz will, unterstützt den Ausbau von Solar- und Windenergie, ohne den Amazonas-Regenwald zu zerstören.
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