Das Internet wächst rasant und damit der Energieverbrauch. Einige Webfirmen erkennen die Zeichen der Zeit und setzen auf Erneuerbare – ein Greenpeace-Report verrät, wer nicht.
Die erste jemals versendete E-Mail hatte keinen weiten Weg: Sie ging 1971 in Cambridge von einem Rechner zu dem daneben. Der Internet-Vorgänger Arpanet war damals alles andere als die vielbeschworene Datenautobahn, die revolutionäre Leitung war im Vergleich ein schmaler Trampelpfad. Mittlerweile stösst allerdings auch die oft bemühte Schnellstraßenanalogie an ihre Grenzen: Der Datenverkehr im Netz wächst in Grössenordnungen, mit denen keine reale Baumassnahme mithalten könnte.
Streaming in High-Definition-Qualität, 360-Grad-Videos und die Verlagerung von immer mehr Speicherplatz in die Cloud sorgen für ein gigantisches Volumen an Information im Netz. Experten sagen voraus, dass 2020 alle zwei Minuten eine Datenmenge übers Internet ausgetauscht wird, die sämtlichen jemals gedrehten Spielfilmen zusammen entspricht. Die Datenflut zu bändigen hat ihren Preis – sie kostet eine gewaltige Menge Energie. Die dritte Ausgabe des jährlich erscheinenden Greenpeace-Reports «Grüner klicken» bewertet erneut, wie die größten Internetfirmen ihren Bedarf an Strom decken.
Woher kommt der Strom?
Insgesamt 15 der weltweit führenden Cloud-Computing- und Colocation-Anbieter wurden hierfür untersucht – also Firmen, die Serverfarmen betreiben und deren Speicherplatz als Dienstleistung anbieten. Der Elektronikkonzern Apple ist, was saubere Energieversorgung angeht, wieder Spitzenreiter: Mit 83 Prozent Strom aus regenerativen Quellen belegt das kalifornische Unternehmen wie bereits in den vergangenen Jahren den ersten Platz in der Untersuchung, gefolgt von Facebook (67 Prozent), Google (56 Prozent) und Hewlett-Packard (50 Prozent).
Besonders schlecht schneidet Amazon Web Services (AWS) ab, ein Unternehmen, das grosse Datenmengen von Betreibern wie Pinterest und Spotify hostet. Seine Rechenzentren beziehen 30 Prozent Strom aus Kohlekraft, 26 Prozent Atomstrom und 24 Prozent Strom aus Gaskraftwerken. Nur 17 Prozent stammt aus erneuerbaren Quellen. Greenpeace beanstandet zudem die mangelnde Transparenz bei der Frage, woher das Unternehmen seine Energielieferungen bezieht.
Der Bedarf steigt
«Schon jetzt verbrauchen Internetnutzer beim Streamen von Musik und Filmen gigantische Mengen an Strom», sagt Niklas Schinerl, Greenpeace-Experte für Energie. «Wäre das Internet ein Land, so hätte es weltweit den sechstgrössten Stromverbrauch.» Eine Hauptlast am Datenverkehr in den USA trägt der Streaming-Anbieter Netflix, mit 83 Millionen Abonnenten weltweit Marktführer. Die Filme und Serien liegen ebenfalls auf den Servern von Amazon Web Services. «Wenn Amazon, Netflix und andere nicht schnell und konsequent auf Erneuerbare Energien umsteigen, werden sie zur Schmuddelecke im Klimaschutz», sagt Schinerl.
Bereits 2009 forderte Greenpeace den IT-Sektor auf, sein schnelles Wachstum mit 100 Prozent Erneuerbarer Energien zu betreiben. Auch wesentliche Verbesserungen der Energieeffizienz sind ein wichtiger Teil dieser Forderung. Für die Firmen birgt der Umstieg sogar Vorteile: Zum einen sind Erneuerbare mittlerweile preissicherer und oftmals günstiger als Kohle, Öl und Gas, zum anderen können sie von einem sauberen Image profitieren – die Verbraucher wollen nämlich Strom aus regenerativen Quellen.