Nach 11 Monaten Krieg konnte ein beschädigtes Krankenhaus in der Nähe von Kiew auf nachhaltige und umweltfreundliche Weise wiederaufgebaut werden. Auf Initiative von Greenpeace und den ukrainischen Umweltorganisationen Ecoaction, Eco Club und Victory of Ukraine Fund verfügt das Krankenhaus nun über eine Wärmepumpe und eine Solaranlage.

Vom Krieg beschädigtes Krankenhaus

Im Dorf Horenka begann der russische Angriff am Morgen des 24. Februar. Das Warnsystem für Luftangriffe funktionierte nicht und die Menschen verbrachten Stunden und dann Tage in den Kellern ihrer Häuser. Im benachbarten Gostomel stürmten russische Truppen den Militärflugplatz. Ihnen gelang es zwar nicht, Horenka zu besetzen, aber sie töteten über hundert Einwohner:innen. Tausende mussten aus ihren Häusern fliehen.

Die einheimische Ärztin Olena Opanasenko erinnert sich, dass das Krankenhaus in Horenka trotz des Krieges weiter in Betrieb war. «Ich war mit einem anderen Arzt im Krankenhaus. Wir versuchten, den Menschen zu helfen. Am 25. Februar fiel der Strom aus. Erst im Mai wurde er wieder eingeschaltet», erinnert sich die Frau. Damals schlug eine Granate in den Hof der Klinik ein, Fensterscheiben zerbarsten und die Fassade wurde schwer beschädigt. Das Heizungssystem fiel aus, was den Betrieb des Krankenhauses im Winter zusätzlich erschwerte.

Das Krankenhaus in Horenka nach dem russischen Angriff © Oleksandr Popenko / Greenpeace

Unterstützung von Greenpeace und weiteren Umweltorganisationen

Bald darauf wurden Greenpeace und die ukrainischen Organisationen «Ecoaction», «Ecoclub Rivne» sowie die Wohltätigkeitsstiftung «Victory of Ukraine» aktiv. Sie ermöglichten die Installation einer Wärmepumpe und einer Solaranlage. Seit Januar 2023 verfügt das Krankenhaus über ein modernes Heizsystem, mit dem das gesamte Gebäude wieder genutzt werden kann.

Installation der Wärmepumpe © Oleksandr Popenko / Greenpeace

Für Greenpeace ist das Horenka-Krankenhaus ein Beispiel dafür, wie der Wiederaufbau der Ukraine vonstatten gehen sollte. «Wenn es um die langfristige Perspektive geht, müssen wir moderne energieeffiziente Technologien in Betracht ziehen, die nicht nur Geld sparen, sondern auch die CO2-Emissionen und die negativen Auswirkungen auf die Umwelt verringern. Wir wollen nicht, dass die von den internationalen Partnern für den Wiederaufbau bereitgestellten Gelder für ineffiziente alte Technologien ausgegeben werden, die das Land weiterhin in die Energieabhängigkeit treiben und die CO2-Emissionen weiter erhöhen», sagt Denys Tsutsaiev, der für das Projekt verantwortlich ist.

Grüne Technologien: Ökologisch und nachhaltig

Das Projekt zeigt auch, wie viel Geld gespart werden kann, wenn beschädigte Anlagen nach nachhaltigen Standards saniert werden. Nach vorläufigen Schätzungen wird das Horenka-Krankenhaus in der Lage sein, die Heizkosten um 80 Prozent zu senken, und die Hybrid-Solaranlage wird bis zu 60 Prozent der jährlich verbrauchten Energie decken können. Die Klinik wird das alte Gassystem als Backup beibehalten.

Nach Ansicht der lokalen Stiftung «Victory of Ukraine» müssen mehr Einrichtungen in den Gemeinden umgebaut werden. Serhiy Regeda, der Direktor der Stiftung, erklärt, dass im Staatshaushalt der Ukraine nicht genug Geld für den Wiederaufbau vorhanden sei. Sein Ziel ist es, europäische Städte dazu zu bewegen, Partnerschaften mit ukrainischen Gemeinden einzugehen, um ihnen den grünen Wiederaufbau zu ermöglichen.

Die Kosten für den Wiederaufbau der Heizungsanlage in Horenka belaufen sich auf 56’000 Euro, die sich dank der Einsparungen in 6 bis 7 Jahren vollständig amortisiert haben werden. Greenpeace ist bereit, die Gemeinden bei der Planung ökologischer und grüner Wiederaufbauprojekte für beschädigte Einrichtungen zu beraten und Partnerschaften zu unterstützen.

Installation der Solaranlage © Oleksandr Popenko / Greenpeace

«Unser Ziel ist es, Partnerstädte in Europa zu finden, die den ukrainischen Gemeinden vor Ort beim Wiederaufbau helfen. Zu diesem Zweck haben wir detaillierte Berechnungen erstellt, um ähnliche Projekte schneller umsetzen zu können, und sind bereit, den Kommunen bei der Gestaltung nachhaltiger Projekte zu helfen. Wir müssen zeigen, dass der grüne Wiederaufbau die beste Option für die Ukraine auf ihrem Weg in die EU ist», fügt Denys Tsutsaiev hinzu.

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Der Wiederaufbau der Krankenhauses in Horenka wurde von Greenpeace Zentral- und Osteuropa CEE im Rahmen des Projekts «Partnership for Green Recovery of Ukraine» initiiert. Mitbeteiligt sind die ukrainischen Organisationen Ecoaction, «Ecoclub Rivne» und die Stiftung «Victory of Ukraine» mit Unterstützung der Militärverwaltung der Siedlung Gostomel und des Gostomel Primary Health Care Center.