Eine neue Greenpeace-Studie zeigt: Europa versäumt es, die Natur vor der eigenen Haustür zu schützen. Die Studie enthält Fallbeispiele aus 13 europäischen Ländern inklusive der Schweiz. Sie illustriert, weshalb an der Biodiversitätskonferenz in Montreal Anfang Dezember entschlossenes Handeln gefragt ist.
Massentierhaltung und Waldzerstörung
Europa zerstört seine wertvolle Natur und Artenvielfalt vor allem durch Massentierhaltung und exzessive Abholzung der Wälder. Das meiste Holz landet in der Papier- und Kartonproduktion oder wird als Brennholz verkauft. Dies geht aus einer neuen Greenpeace-Studie hervor, die am heutigen Thementag zur biologischen Vielfalt der Klimakonferenz COP27 in Sharm-El-Sheik veröffentlicht wurde. Die Studie zeigt an 13 konkreten Beispielen, wie Natur und Artenvielfalt leiden. Auf einer interaktiven Karte sind die Beispiele mit Hintergrundinformationen einsehbar.
Die Fallbeispiele stammen aus Belgien, Bulgarien, Dänemark, Deutschland, Italien, Niederlande, Österreich, Polen, Rumänien, Schweden, Spanien, Ungarn und der Schweiz. Sie zeigen eine Vielzahl von Ursachen für die Naturzerstörung. Diese reichen von der industriellen Landwirtschaft, der Fischerei und vom grossflächigen Holzeinschlag bis hin zu veralteten Infrastrukturprojekten und einem Geflügelschlachthof in der Schweiz.
Mega-Schlachthof in der Schweiz als Naturzerstörer
Die Migros-Tochter Micarna will in St-Aubin im Kanton Freiburg einen riesigen Geflügelschlachthof bauen. Alle Klima- und Biodiversitätsexpert:innen sind sich einig, dass wir unseren Fleischkonsum reduzieren müssen. Dennoch investiert die Migros in unverhältnismässige Projekte, die dem Klima und der Umwelt schaden. Der Bau des Schlachthofs zerstört Ackerland. Das umliegende Naturschutzgebiet und die Gewässer sind durch die Abwasseraufbereitung stark gefährdet. Alexandra Gavilano ist Agrarexpertin von Greenpeace Schweiz. Für sie ist klar:
Die Massentierhaltung führt nicht nur dazu, dass Tiere leiden. Hühner sind in hohem Masse von Kraftfutter wie Soja abhängig. Dieses wird als Tierfutter zu einem grossen Teil aus dem Ausland importiert. Das zeigt der Greenpeace-Bericht «Der Futtermittel-Schwindel». Selbst bei Schweizer Poulet führt das Futter dazu, dass Naturgebiete am anderen Ende der Welt zerstört werden. Wir müssen unser Ernährungssystem grundlegend überdenken: Die industrielle Tierproduktion verursacht so viel Schaden, dass es nicht nur um ethische und ökologische Fragen geht, sondern um das Überleben. Anstatt den Wandel zu erleiden, sollten wir uns dazu entscheiden, den Übergang zu einem nachhaltigen Planeten zu gestalten.
Alexandra Gavilano, Agrarexpertin von Greenpeace Schweiz
Forderungen an die Biodiversitätskonferenz
Vom 7. bis 19. Dezember findet in Montreal die UN-Biodiversitätskonferenz statt. Die Konferenz bietet die einmalige Chance, den globalen Naturschutz voranzutreiben.
Greenpeace fordert die europäischen Regierungen zu einem globalen Abkommen auf, das strenge und verbindliche Zielvorgaben für den Schutz von mindestens 30% der Landflächen und der Ozeane bis spätestens 2030 enthält. Gleichzeitig müssen die Regierungen die Rechte indigener Völker und lokaler Gemeinschaften anerkennen, eine angemessene Finanzierung von Naturschutzmassnahmen ermöglichen und den Abbau von Subventionen für umweltschädigende Industrien sicherstellen.