Heute demonstrierten Aktivist:innen von Greenpeace Deutschland gegen das geplante Tiefseegasprojekt des australischen Energiekonzerns Woodside. Der deutsche Energieversorger RWE will das Projekt mitfinanzieren. Mit einer Wal-Projektion auf das RWE-Kraftwerk in Lingen fordern die Aktivist:innen RWE auf, aus dem Projekt auszusteigen. Das Projekt hätte verheerende Folgen für die Natur und Tiere im betroffenen Gebiet.

Viele Menschen machen sich Sorgen um die Energieversorgung. In den Debatten geht das teilweise auf Kosten von Klima und Biodiversität – Konzerne wollen diese Lage nutzen, um Kasse zu machen. Doch die Klima- und die Biodiversitätskrise sind nicht verschwunden. Deshalb müssen wir den Fokus darauf legen, mit den vorhandenen Ressourcen sparsamer umzugehen, und dürfen nicht noch neue fossile Projekte starten. Der australische Konzern Woodside hingegen kümmert sich nicht um diese Gedanken. Seine geplanten Erdgasbohrungen im Meer vor Westaustralien werden für die Unterwasserwelt vor der Küste schwerwiegende Auswirkungen haben.Besonders gefährdet bei diesem Vorhaben sind Wale. In einer heute veröffentlichten Studie “Moby Sick: The Costs of Woodside’s Burrup Hub for Threatened Whales”  (deutsche Zusammenfassung hier) hat Greenpeace Australia Pacific fünf Hauptrisiken ermittelt, denen die Tiere infolge der Offshore-Gasförderung ausgesetzt sind. Wale reagieren sehr empfindlich auf Unterwasserlärm, da sie Schall und Sonar meisterhaft zur Kommunikation, Navigation und Nahrungssuche nutzen. Neben dem Lärm von Bohr- und Baggerarbeiten sind sie laut der Studie von seismische Untersuchungen, ökotoxikologische Auswirkungen, Kollisionen mit Schiffen und der Klimakrise betroffen.

Worum geht es bei dem Woodside-Gasprojekt vor Australien? 

Der grösste australische Öl- und Gaskonzern Woodside will in einer ersten Phase 300 Kilometer vor der Küste von Westaustralien ein Erdgasfeld im Meer erschliessen. Das bedeutet: acht bis zu 84 Gasbohrungen in mehr als 900 Metern Tiefe und eine schwimmende Offshore-Plattform. Das Projekt Scarborough, dem sich in einer zweiten Phase Browse mit zwei weiteren Bohrplattformen anschliessen soll, ist in mehrerlei Hinsicht verantwortungslos: Die Erdgasförderung an diesem Ort zerstört den Lebensraum und die Migrationspfade von Walen und etlichen anderen Arten – und ist extrem klimaschädlich.

Bei der Erschliessung von Scarborough müssen über Hunderte Kilometer Meeresböden gesprengt und ausgebaggert werden, riesige Betonpfähle würden in den Meeresboden gerammt und Millionen Tonnen zerkleinerter Korallen und Felsen im Dampier-Archipel verklappt – dem Gebiet mit der grössten Artenvielfalt im Meer vor Westaustralien. Das Gebiet beherbergt Tausende von Wal-, Hai-, Fisch-, Schildkröten- und Korallenarten. Es liegt auf den Wanderwegen der Wale und ist Heimat vieler bedrohter Arten. Zudem müssen zum Transport des Rohstoffs hunderte Kilometer Pipeline unter Wasser verlegt werden; die Scarborough-Pipeline würde den Montebello Marine Park durchqueren, eine der bedeutendsten Brut- und Niststätten von Meeresschildkröten.

Warum ist Erdgas schädlich?

Erdgas als Energieträger gilt vielen als Brückentechnologie, weil bei seiner Verbrennung weniger CO₂ entsteht als bei der von Kohle. Doch beim genaueren Hinsehen ist auch Erdgas äusserst klimaschädlich. Zum einen sind die CO₂-Emissionen immer noch viel zu hoch – um das Klima zu schützen brauchen wir Nullemissionen. Zum anderen besteht Erdgas fast vollständig aus Methan, ein sehr viel stärkeres Treibhausgas als CO₂. Bei der Produktion, beim Transport und Verbrauch entweichende Methan-Emissionen sind extrem klimaschädlich. 

Der Plan von Woodside ist, das Erdgas als Flüssiggas in alle Welt zu exportieren, kurz LNG (Liquified Natural Gas). In einem sehr energieintensiven Prozess wird dazu das Erdgas auf -160 Grad Celsius heruntergekühlt und so verflüssigt, das Volumen verringert sich dadurch um ein Vielfaches. Das macht den internationalen Handel einfacher: Transportschiffe können so grosse Mengen Erdgas transportieren, die im Ankunftsland in eigenen LNG-Terminals wieder aufgedampft werden. Die Klimabilanz dieser energiefressenden Infrastruktur ist allerdings verheerend.

Nach Schätzungen von Expert:innen ist Scarborough darum eine regelrechte CO₂-Bombe: In einem Zeitraum von 2021 bis 2055 ist mit Emissionen von 1370 Millionen Tonnen CO₂-Äquivalenten zu rechnen, die mit dem Projekt im Zusammenhang stehen.

Raubbau stoppen, Wale schützen

Selbst im besten Fall ist das, was Woodside vor der Küste plant, eine unzumutbare Belastung für die australische Unterwasserwelt und das Klima weltweit. In einem weiterem Report „Deep-sea Disaster Why Woodside’s Burrup Hub project is too risky to proceed“ verdeutlicht Greenpeace Australia Pacific wie gross die Gefahr vor Unfällen bei diesem Vorhaben ist. Scarborough und Burrup Hub drohen Lebensräume unwiederbringlich zu zerstören, und zwar für fossile Brennstoffe, deren Nutzung wir uns angesichts der Erderhitzung nicht länger leisten können.