Fossile Energien heizen unser Klima auf. Gas und Öl fördern zudem Konflikte und Kriege. Höchste Zeit also, uns aus dieser Abhängigkeit zu befreien. Hier sind 8 Tipps, mit denen jede:r etwas tun kann.
Täglich werden in der Schweiz etwa 27 Millionen Liter Rohöl und Erdölprodukte (wie Benzin, Diesel und Heizöl) [1] verbraucht. Bis zu 10 Prozent davon, bzw. bis zu 2,7 Millionen Liter pro Tag oder 985 Millionen Liter pro Jahr stammen aus Russland. Wenn CHF 0.35 pro Liter für das Erdöl bezahlt werden (entspricht ca. USD 60 pro Barrel, was im Vergleich zu den aktuellen Preisen im April 2022 tief angesetzt ist), dann fliessen täglich bis zu CHF 950’000 oder jährlich bis zu CHF 345 Millionen für die Beschaffung von Erdöl nach Russland.
Beim in der Schweiz genutzten Gas (ca. 8.8 Mio. Kubikmeter pro Tag) kommen rund 47% aus Russland. Für den Import dieses Gases zahlt die Schweiz täglich rund CHF 7 Millionen – knapp die Hälfte davon geht an Russland (berechnet mit einem angenommenen Gaspreis an der für Europa relevanten Amsterdammer Börse von CHF 800 pro 1’000m3).
Insgesamt zahlt die Schweiz für Erdgas und Erdöl also fast 4.5 Millionen CHF täglich oder 1,6 Milliarden jährlich nach Russland. Die Summe verändert sich mit den effektiv beschafften Mengen und den jeweiligen Beschaffungspreisen. Aktuell dürfte sie aufgrund der Preisentwicklung seit Beginn des Krieges gegen die Ukraine höher liegen als hier sehr grob geschätzt.
Mit unserem Verbrauch von Erdgas, Benzin, Diesel und Heizöl fliesst also ein hoher einstelliger Millionenbetrag täglich (!) nach Russland in die Kriegskasse von Wladimir Putin. Auch andere Länder, aus denen wir Öl oder Erdgas importieren, sind in Kriege verwickelt und missachten die grundlegendsten Menschen- und Freiheitsrechte, so zum Beispiel Nigeria, Libyen, Kasachstan oder Aserbaidschan.
Es geht aber auch anders. Wir haben heuer ein Energieszenario veröffentlicht, das aufzeigt, dass die Schweiz mit mehr Energieeffizienz und einem raschen und massiven Ausbau der Photovoltaik bis 2035 den Energiebedarf decken und ihre Emissionen auf netto null senken kann. Darum fordern wir Bundesrat und Parlament zu einem Solar-Sprint auf.
Willst du schnell unsere Abhängigkeit von Öl- und Gasimporten verringern und so die finanzielle Unterstützung von gefährlichen Machthabern reduzieren? Hier unsere 8 Tipps:
Tipp 1: Heizung runterdrehen
Heizt du mit Öl oder Gas, dann drehe jetzt die Heizung runter. Bereits 1 Grad weniger reduziert den Verbrauch um 6 bis 7 Prozent.
Tipp 2: Unterwegs mit Velo, Bus und Zug
Fahre weniger mit dem Benzin-, Diesel- oder Erdgas-Auto herum. Nutze stattdessen mehr den Bus oder den Zug, hole dein Velo aus dem Keller oder gehe einfach zu Fuss. Und arbeite einen Tag mehr im Homeoffice. Falls du auf das Auto angewiesen bist, dann bilde Fahrgemeinschaften. Verzichte auf Freizeitfahrten mit dem Auto, lege autofreie Wochenenden ein und motiviere andere, das auch zu tun.
Tipp 3: Energie beim Heizen sparen
Der Einbau einer guten Wärmedämmung und einer klimaverträglichen Heizung können den Energiebedarf stark verringern. Mietest du deine Wohnung und kannst nicht selber über die Heizung entscheiden? Der WWF hat einen Musterbrief verfasst, den du an deine:n Vermieter:in schicken kannst.
Tipp 4: Weniger kaufen
Konsum reduzieren: In sehr vielen Produkten stecken beträchtliche Mengen Öl, Gas und Kohle. Denn die meisten unserer Konsumgüter werden im Ausland hergestellt und hierher transportiert – mit fossilen Energien. Der Klimafussabdruck unseres Konsums ist darum nochmals so gross wie alle Emissionen zusammen, die wir innerhalb der Schweiz ausstossen.
Tipp 5: Weniger vom Tier und weniger Abfall
Ernähre dich vornehmlich pflanzlich und vermeide Foodwaste. Wer weniger Fleisch-, Milchprodukte und Eier verzehrt, lebt klimafreundlicher und spart fossile Energien. Die Tierhaltung braucht deutlich mehr Flächen als die Pflanzenproduktion und daher auch mehr fossile Energien. Dazu kommt, dass etwa ein Drittel aller produzierten Nahrungsmittel weggeworfen wird – alles Lebensmittel, die mit Einsatz von fossilen Energien produziert wurden.
Tipp 6: Auf dem Boden bleiben
Verzichte bei deiner Ferienplanung auf das Flugzeug.
Tipp 7: Wechsel zu Ökostrom
Jetzt bei deinem Elektrizitätsversorger auf ein erneuerbares Strompaket umsteigen, denn im importierten Strom dürfte russische Kohle drinstecken. Wenn dein Strompaket schon erneuerbar ist, dann kannst du den Anteil Solarstrom erhöhen.
Tipp 8: Engagiere dich klimaklug
Danke, dass du so sparsam und sorgsam mit der Energie umgehst. Mit jedem Liter Öl und mit jedem Kubikmeter Gas, den wir einsparen, können wir die Klimakrise eindämmen. Für eine klimafreundliche und atomfreie Energieversorgung müssen wir in der Schweiz jedoch zwingend die gesetzlichen Rahmenbedingungen anpassen.
Engagiere dich darum politisch, stimme klimaklug ab und wähle klimabewusste Politiker:innen. Unterstütze Menschen, die sich an deiner Schule, am Arbeitsplatz, in deiner Gemeinde, in deinem Kanton für Lösungen einsetzen. Fordere zusammen mit anderen Menschen Banken und Firmen auf, klimakompatibel zu werden. Starte selber ein Projekt zur Reduktion von Emissionen in deinem Umfeld und beteilige dich an Demonstrationen und Aktionen für mehr Klimaschutz.
Greenpeace Schweiz und andere Organisationen in der Schweiz halten den Druck auf Bundesrat und Parlament hoch. Unterstütze uns dabei und unterzeichne die folgenden Petitionen:
- Stoppe die Beteiligung der Schweizer Pensionskassen an der Abholzung der Regenwälder (Greenpeace Schweiz)
- Keine Gaskraftwerke für die Schweiz (Klimastreik)
[1] Der Schweizer Verbrauch an Rohöl und Erdölprodukten lag gemäss Bundesamt für Statistik im Jahr 2020 bei 8’716’000 Tonnen, was 23’879 Tonnen pro Tag entspricht. Bei einem Gewicht von 0.88kg/Liter entspricht das einem Verbrauch von 27 Millionen Liter Rohöl und Erdölprodukten jeden Tag.