Jede:r soll selbst entscheiden können, wo, zu welchem Preis und in welchem Umfang ein defekter Gegenstand repariert werden soll. Das fordern 17’383 Unterzeichnende mit der Petition für ein «Recht zu Reparieren» vom Schweizer Parlament. Wir haben die Petition in Bern an das Parlament überreicht.
Wie eine repräsentative Befragung zeigt, will die Schweizer Bevölkerung mehr defekte Gegenstände und Geräte reparieren. Verschiedene Hindernisse wie hohe Kosten, fehlende Ersatzteile und verklebte Geräte verunmöglichen dies jedoch. 17’383 Personen fordern nun mit einer Petition ein «Recht zu Reparieren» Wir haben die Petition am 12. April 2022 in Bern an das Parlament überreicht. Mit der Petition fordern die Unterzeichnenden die Parlamentarier:innen auf, Reparaturen für die Schweizer Bevölkerung zugänglich, attraktiv und erschwinglich zu machen. Dieses Recht zu Reparieren soll im Rahmen der laufenden Revision im Umweltschutzgesetz verankert werden.
Wir brauchen politische Massnahmen gegen den Überkonsum
Würden alle Länder so viel konsumieren wie die Schweiz, bräuchten wir fast drei Erden. Barbara Wegmann, Konsum- und Kreislaufwirtschaftsexpertin bei Greenpeace Schweiz sagt: «Es ist an der Zeit, dass wir unser Konsumverhalten so umstellen, dass wir Umwelt und Klima nicht weiter schaden. Dazu brauchen wir politische Rahmenbedingungen, die eine echte Kreislaufwirtschaft fordern und fördern. Kreislauf-Strategien wie Reparieren, Teilen, Wiederverwenden und Wiederaufbereiten müssen endlich Vorrang erhalten, um unsere Ressourcen zu schonen.»
Insbesondere Reparaturen sind zentral, um die Nutzungsdauer von Geräten und Gegenständen zu verlängern. Im Kampf gegen die Klimakrise sind sie darum ein unerlässliches Instrument. Eine Studie im Auftrag von Greenpeace Schweiz zeigt: Würden alle Konsumprodukte in der Schweiz ein bis drei Jahre länger genutzt, könnte man den Schweizer Treibhausgas-Fussabdruck um 1,8 bis 4 Mio. Tonnen CO2-Äquivalent pro Jahr verringern. Als Vergleich: Das PET-Recycling sparte 2020 137’000 Tonnen CO2-Äquivalente ein.
Die Petition an das Parlament enthält folgende Forderungen:
1. Reparierbare Produkte mit den folgenden Massnahmen fördern
- Ökodesign-Anforderungen festlegen (modularer Aufbau, genormte Teile usw.)
- Absichtliche Irreparabilität verbieten
- Nutzer:innen gegen geplante Obsoleszenz schützen
- Das Garantierecht stärken
- Neue Geschäftsmodelle im Zusammenhang mit Dienstleistungsverkäufen oder der Produktvermietung fördern
2. Zugang zu Ersatzteilen und technischen Informationen
- Ersatzteile auch langfristig und zu einem erschwinglichen Preis zugänglich machen
- Den Zugang garantieren zu: Reparatur- und Wartungsanleitungen, Fehlerbehebungs- und Diagnosetools, Konstruktionsplänen, in Produkte eingebetteter Open-Source-Software
- Den Zugang garantieren zu allen für die Reparatur erforderlichen Materialien und Informationen
3. Reparierbarkeit auch kulturell fördern
- Mit Reduktionszielen und Monitoring
- Durch geeignete Anreize die Reparaturen attraktiv, leicht zugänglich und erschwinglich machen
- Mit Anreizen zum Kauf reparierbarer Produkte ermutigen
- Indem öffentliche Einrichtungen ihre Vorbildfunktion wahrnehmen