Durch den weltweit zunehmenden Fleischkonsum spitzt sich der Klimawandel immer weiter zu. Die Herstellung tierischer Erzeugnisse (wie auch die Fütterung der erforderlichen Nutztiere) verursacht beinahe ein Fünftel aller weltweiten Treibhausgasemissionen. Hinzu kommt, dass auch die Biodiversität und wichtige Ökosysteme zusehends beeinträchtigt werden. Die Gesundheit des Menschen wird durch den übermässigen Fleischkonsum ebenfalls in Mitleidenschaft gezogen.

Trotz alledem wird der Fleischkonsum noch immer massenhaft beworben. Insbesondere die Zielgruppe der jungen Leute wird teils mit öffentlichen Geldern gezielt angesprochen. Wie genau die Fleischindustrie uns den übermässigen Fleischkonsum als «normal» zu verkaufen versucht, hat Greenpeace nun in insgesamt sechs europäischen Ländern untersucht. Dabei haben wir sieben Mythen aufgedeckt, die von der Fleischindustrie eingesetzt werden, um den Verzehr von Fleisch weiter anzukurbeln.

Die Fleischindustrie spricht gezielt das Bedürfnis der Verbraucher an, sich von ihrem Umfeld akzeptiert, geschätzt und respektiert sowie erfolgreich und letztendlich «wohl» zu fühlen:

  1. Fleisch ist nicht Teil des Klimaproblems, sondern vielmehr Bestandteil der Lösung dieses Problems.
  2. Fleisch ist gut für uns.
  3. Der Verzehr von Fleisch macht dich zum Mann.
  4. Eine gute Hausfrau bereitet ihrer Familie Fleischgerichte zu.
  5. Der Verzehr von Fleisch ist ein patriotischer Akt.
  6. Durch den Verzehr von Fleisch kommen sich die Menschen näher.
  7. Der Verzehr von Fleisch verspricht Freiheit und Individualität.

Die Umfragen zur Untersuchung wurden von Experten für Semiotik durchgeführt. Hierbei handelt es sich um die sozialwissenschaftliche Erforschung von Bedeutungsinhalten und wie diese innerhalb von Gesellschaft und Kultur entstehen. Sie beinhaltet sowohl linguistische als auch diskursanalytische Aspekte und bezieht darüber hinaus die Zeichentheorie ein. Mithilfe dieser Disziplin können wir erkennen, welche Bilder verwendet werden, um tierische Produkte zu bewerben, und welche Gefühle diese beim potenziellen Konsumenten wecken.

Die Untersuchung von acht Schweizer Marken hat gezeigt, dass diese zumeist mit Nationalstolz, Umweltschutz und Geselligkeit werben. Untersucht wurden dabei die Marken Schweizer Fleisch, Micarna, Optigal, Bell, Malbuner, Citterio, Coop und Rapelli. Insgesamt wurden 51 Marken aus sechs europäischen Ländern untersucht: Schweiz, Frankreich, Dänemark, Spanien, Polen und Deutschland.

Die Schweizer Heuchelei führt den Planeten direkt ins Schlachthaus

Der grösste beworbene Mythos ist, dass die Herstellung tierischer Erzeugnisse vielmehr Bestandteil der Lösung für unsere Umweltprobleme ist, als dass sie zu diesen beiträgt. Insbesondere wird behauptet, dass besonders die Biodiversität hiervon profitiert. Eingesetzt wird dieser Mythos von der Marke «Schweizer Fleisch», deren Werbung mit staatlichen Fördermitteln subventioniert wird.

Eine gewisse Doppelmoral ist dem Schweizer Bundesrat hierbei wohl kaum abzusprechen. Er brüstet sich mit seinen zahlreichen Massnahmen für den Schutz der Biodiversität und des Klimas, finanziert jedoch gleichzeitig massenhaft Werbung für ein Verhalten mit verhängnisvollen Folgen für Gesundheit und Umwelt.

Zahlreiche Länder haben bereits Gesetze erlassen, mit denen sie die Werbung für bestimmte gesundheits- und klimaschädliche Erzeugnisse (Tabak, Alkohol, Fastfood, Zucker usw.) einschränken. Unsere Untersuchung hat gezeigt, dass eine solche Vorgehensweise auch bei tierischen Erzeugnissen dringend notwendig ist. Die Einschränkung der Werbung für tierische Erzeugnisse wäre ein grosser Schritt in Richtung Klima- und Gesundheitsschutz sowie zum Erhalt der Biodiversität. Der Verzehr von Fleisch kann zu Krebserkrankungen und Herz-Kreislauf-Problemen führen.

Insbesondere von der Regierung geförderte Werbung könnte als Informationsquelle Anreize dafür schaffen, den Fleischverzehr zu reduzieren und auf gesunde und nachhaltige Ernährungsweisen umzustellen. 

Das Problem besteht insbesondere darin, dass sich die Werbung für Fleisch vor allem an sehr junge Zielgruppen richtet. Dabei besteht das Ziel darin, Kinder und Jugendliche bereits in jungem Alter an Fleisch heranzuführen und diese Gewohnheit bis ins Erwachsenenalter zu festigen. Die Werbetaktiken der Fleischhersteller erinnern bisweilen an die einst zu schlimmsten Zeiten von der Tabakindustrie angewendeten Strategien.

Hier gehts zum ausführlichen Report.

Sende uns irreführende Werbung (#FeedTheLies)

Ebenso wie die Tabakwerbung kann auch die Werbung für Fleisch und tierische Erzeugnisse reguliert und eingeschränkt werden. Greenpeace Schweiz wird sich deshalb auch weiterhin dafür einsetzen, dass der Schaden, den diese Art von Werbung für Umwelt und Verbraucher in der Schweiz gleichermassen verursacht, so gering wie irgend möglich gehalten wird. Unser Ziel ist die Änderung der Agrarpolitik, um so letztlich gesündere und nachhaltigere Ernährungsgewohnheiten hervorzubringen und umweltschonende Herstellungsmethoden zu fördern. 

Und dafür brauchen wir deine Unterstützung! Wir wollen die Werbung für tierische Erzeugnisse in der Schweiz aussagekräftig untersuchen. Sende uns Bilder/Videos von irreführender Werbung für tierische Lebensmittel, die dir in deinem Alltag begegnet. Du kannst sie hier hochladen oder uns über verschiedene Nachrichtendienste auf +41 79 956 89 88 zukommen lassen (WhatsApp, Signal und Telegram).