Von der Türkei nach Brasilien über Russland bis zu den USA: Derzeit müssen Menschen in vielen Ländern hilflos zusehen, wie Feuer unsere Wälder einnehmen und Natur und Tierwelt zerstören. Die Feuer zerstören auch ein wichtiges Mittel zum Schutz gegen die Klimakrise – Wälder sind enorm wichtig, um CO2 zu binden und zu speichern. Dieses Jahr ist die Waldbrandsaison deutlich zerstörerischer als in den Jahren zuvor, und es wird nur noch schlimmer.

Mehr Feuer bedeuten mehr Emissionen, die den Klimawandel immer mehr beschleunigen und die Luftqualität noch mehr verschlechtern, und das in einer Zeit, in der die COVID-19-Pandemie bereits die Gesundheit der Atemwege gefährdet.

Wirtschaft und Regierungen müssen jetzt handeln, um unseren Planeten zu schützen, indem sie aus fossilen Brennstoffen aussteigen, die industrielle Landwirtschaft stoppen und – unter der Aufsicht von indigenen Völkern und Waldschützern – unsere Wälder und andere lebensnotwendige Ökosysteme erhalten und wiederherstellen.

Türkei

Die Türkei leidet unter den schlimmsten Waldbränden seit mindestens einem Jahrzehnt. Tausende von Menschen bekämpfen fast 100 verschiedene Brände in Städten und Dörfern an der Mittelmeer- und Ägäisküste. Die Flammen werden durch glühend heisse Sommertemperaturen und extreme Wetterbedingungen befeuert, die laut Expert:innen durch den Klimawandeln verschlimmert wurden.

Greenpeace Türkei unterstützt lokale Organisationen in Marmaris mit mobilen Solarenergie-Stationen, um Smartphones und andere Geräte zu laden, und drängt in der Frage des Klimaschutzes weiterhin auf den Ausstieg aus Kohlekraftwerken.

Griechenland

Griechenland berichtet von den höchsten Temperaturaufzeichnungen (46,1°C). Es ist die schlimmste Hitzewelle in über 30 Jahren. Innerhalb von zwei Tagen gab es mehr als 100 Waldbrände. Eines der Hauptfeuer nahe Athen blockierte die Hauptverkehrsstrasse, die Süden und Norden verknüpft, und zwang Hunderte zur Evakuierung.

Libanon

Der Libanon bekämpft die sich schnell ausbreitenden Wildfeuer nun schon seit mehreren Tagen nacheinander. Der Brand begann in der abgeschiedenen  Region Akkar. Feuer zerstörten Kiefernwälder und bedrohten Häuser und nördliche Gebiete des Landes. Manche dieser Feuer haben sich sogar auf das benachbarte Syrien ausgebreitet. 

Die Klimakrise trifft die libanesischen Wälder mit noch nie dagewesener Kraft. Brütende Hitzewellen verstärken die Feuer, und die ikonischen Zedernbäume sind gefährdeter denn je.

Russland

In den letzten Tagen haben Feuer riesige Streifen Westrusslands verbrannt, die siberische Yakutia Region wurde am härtesten getroffen. Die Feuer, die in Sibirien wüten, sind so extrem, dass sie Rauch bis zum Nordpol befördern. Die Rauchwolke soll Kanada im Laufe der Woche erreichen.

Italien

Auch in Italien kletterten die Temperaturen in manchen Teilen des Landes auf 40°C. Eine Woche nachdem die verheerenden Feuer die Insel Sardinien erreichten, mussten hunderte von Menschen von Sizilien evakuiert werden. Gleichzeitig litt der Norden des Landes unter Überschwemmungen und Erdrutschen.

Amazonas

Vor einigen Wochen zeigten neue Luftaufnahmen von Greenpeace Brasilien, wie illegale Feuer den Amazonas roden. Die Brazilian Space Agency (INPE) registrierte 4977 Brandherde im Juli. Diese Feuer brennen, nachdem verboten wurde, Feuer für die Landrodung einzusetzen.

Die Regierung Bolsonaros ist eine Bedrohung für die Wälder, für indigene Völker und für das globale Klima. Wenn wir den Kampf gegen die Klimakrise gewinnen wollen, können wir nicht zulassen, dass die Zerstörung des Amazonas weitergeht.

USA

Wieder plagen Lauffeuer die westlichen Staaten, die auch schon von einer Dürre und einer lebensbedrohlichen Hitzewelle betroffen waren. Nahezu 100 grosse Feuer brannten seit dem 4. August in mehr als Dutzend Bundesstaaten, schreibt das National Interagency Fire Center.

Der Rauch der Flächenbrände im Westen – und damit die sinkende Luftqualität – war im gesamten Land sichtbar, sogar in  New York City. Laut CNN haben zwei der grössten Brände, das Dixie Fire in Kalifornien und das Bootleg Fire in Oregon, eine Fläche verbrannt, die fast so gross wie New York City, Los Angeles and Chicago zusammen ist.

Greenpeace USA fordert ein Ende der staatlichen Subventionierungen für fossile Brennstoffunternehmen, die die Klimakrise  befeuert haben. In Kalifornien ruft Greenpeace USA Gouverneur Newsom dazu auf, sich zu einem klaren und dringenden Ausstieg aus den klimaschädlichen fossilen Brennstoffen zu verpflichten.

Kanada

Teile von Kanada standen unter der gleichen Hitzeglocke wie die Vereinigten Staaten. Die extreme Hitze und die daraus resultierenden trockenen Bedingungen haben Lauffeuer erzeugt, die ganze Gemeinden zerstört und hunderte Leben gekostet haben. Die extreme Hitze hat ausserdem ein massives Wegsterben der Meerestierwelt entlang der Pazifikküste verursacht.

Am 29. Juni erlebte das Dorf Lytton in der Provinz von British Columbia einen historischen Temperaturwert von 49.5°C. Einen Tag später wurde das Dorf wegen eines Lauffeuers evakuiert und von den Flammen verschlungen. Laut Canadian Press wurden in British Columbia am 4. August 269 aktive Feuer gezählt, mit mehr als 160 Feuer in Alberta, Saskatchewan, Manitoba und dem Nordwesten von Ontario. 

Greenpeace Kanada ruft die Regierung auf: «Build Back Fossil Free», ebenso verlangt die Organisation, die alten und klimakühlenden Wälder zu erhalten.

Globale Klimaschutzmassnahmen

Vor diesem Hintergrund veröffentlichte der Weltklimarat IPCC jüngst eine  finale Zusammenfassung der letzten sieben Jahre Klimawissenschaft. Der erste Teil des sechsten Sachstandsberichts zeigt einmal mehr auf: Es besteht eine deutliche Verbindung zwischen dem Klimawandel – dem Verbrennen fossiler Brennstoffe – und extremen Wetterereignissen wie Überflutungen, Dürren, Bränden und Hitzewellen. 

Während Wälder brennen, werden falsche Lösungen wie Klimakompensationen (Emissionshandel) und Netto-Null-Massnahmen zu einer tödlichen Ablenkung vom echten und schnellen Ausstieg aus klimaschädlichen Emissionen. Doch genau diesen braucht die Menschheit, um überleben zu können.

Mit so vielen Feuern an unserem Horizont müssen wir den Schutz der Wälder wie niemals zuvor erhöhen und den fossilen Brennstoffen durch verstärkte Klimaschutzmassnahmen den Stecker ziehen, und zwar so, als ob unsere Leben davon abhängen.