Die Credit Suisse geht gegen AktivistInnen vor statt Klimaverantwortung zu übernehmen. Zeit, sie brieflich wieder mal daran zu erinnern, dass ihre dreckigen Geschäfte mit der Klimakrise ein zunehmendes Reputationsrisiko darstellen.
«Wir haben uns zum Ziel gesetzt, die angesehenste Bank weltweit zu werden.» Dieser Satz ist im «Code of Conduct» der Credit Suisse (CS) zu lesen. Und weiter: «Der Code of Conduct legt unsere ethischen Grundwerte und professionellen Standards fest. Wir erwarten von unseren Verwaltungsratsmitgliedern und Mitarbeitenden, dass sie sich bei der Umsetzung unserer Vision daran halten. Nur wenn wir diese Rahmenbedingungen einhalten, können wir unseren Ruf, der für Integrität, faire Handlungsweise und umsichtiges Risikoverhalten steht, aufrecht erhalten und festigen.»
Diese Rahmenbedingungen wurden offensichtlich auf verschiedenen Ebenen und unter verschiedenen Aspekten nicht eingehalten. Dabei denken wir nicht nur an die Spionageaffären, sondern vor allem auch an das Verhalten des Managements der systemrelevanten Grossbank in Bezug auf die Klimakrise. Wir haben CS-Verwaltungsratspräsident Urs Rohner und dem gesamten Verwaltungsrat einen Brief geschickt. Wir fordern sie auf, der Frage nachzugehen, ob die Bank Greenpeace-AktivistInnen ausspionieren liess, wie dies in den Medien zu lesen war. Wir wollen Antworten dazu. Dass Greenpeace wie auch andere Zivilgesellschaftsorganisationen Ziel einer Infiltration seitens eines Konzerns werden, ist verwerflich und leider keine Überraschung mehr. Bei diesen toxischen Praktiken von Credit Suisse, darf die Frage nicht vergessen werden, wann die Führung der Bank bereit sein wird, Verantwortung für die Klimaauswirkung ihrer Geschäfte zu übernehmen. Die Eindämmung der Klimaerhitzung ist eine der grössten Herausforderungen der Menschheit. Der Klimanotstand ist auf der ganzen Welt zunehmend spürbar und sichtbar, so dass es kaum noch verständlich ist, wenn ein Finanzinstitut wie die CS weiterhin mit fossilen Energiesektoren Geschäfte macht, als ob es kein Morgen gäbe.
Laut der öffentlichen Klimaerklärung der Bank «erkennt die Credit Suisse ihre Mitverantwortung bei der Bekämpfung des Klimawandels an, indem sie den Übergang zu einer kohlenstoffarmen und klimaresistenten Wirtschaft unterstützt.» Das sind bisher nichts als leere Worte – wir nehmen auf keiner Ebene und zu keinem Zeitpunkt die Übernahme von Klimaverantwortung durch die Grossbank wahr. Die Bank gelangt nicht damit in die Schlagzeilen, dass sie gegen die Klimakrise, sondern mit Härte gegen friedliche KlimaaktivistInnen vorgeht. Wir fordern den Verwaltungsrat dazu auf, die dutzenden Strafanträge gegen KlimaaktivistInnen zurückziehen zu lassen.
Andere global tätige Banken wie die Royal Bank of Scotland (neu: Natwest) zeigen derweil Leadership-Qualitäten und kündigen ambitionierte Klimaaktionspläne an.
Verantwortung für die Klimaauswirkungen der Bankgeschäfte zu übernehmen, würde bedeuten, verbindliche Massnahmen einzuleiten, um die Finanzflüsse der Bank bis spätestens 2030 klimaneutral zu machen. Dazu müssten als Erstes die Geschäfte der Bank mit Unternehmen, die mit Kohle, Teersand und anderen extremen fossilen Brennstoffen handeln, sofort beendet werden.
Update vom 26. Februar 2020: Wir haben derweil auch die Eidg. Finanzmarktaufsicht (FINMA) brieflich kontaktiert und aufgefordert, die mutmassliche Infiltration zu untersuchen.
Unser Aufruf zum konkreten Klimaschutz:
– Die Credit Suisse legt ihre Klimarisiken umgehend offen und verpflichtet sich offiziell zur Umsetzung des Pariser Klimaabkommens, in Übereinstimmung mit dem 1.5 Grad Ziel.
– Die Credit Suisse stoppt bis spätestens Ende 2020 die Neufinanzierung von Projekten und Unternehmen, die Kohle, Teersand oder Öl aus der Arktis und der Tiefsee fördern, Flüssigerdgas exportieren oder Kohlekraftwerke betreiben. Für bestehende Finanzierungen müssen Auslaufphasen definiert und eingeleitet werden.
– Die Credit Suisse veröffentlicht bis spätestens Ende 2020 einen konkreten Handlungsplan mit Absenkpfad der finanzierten Emissionen, Zwischenzielen und entsprechenden internen Richtlinien, um mit ihrem globalen Geschäft bis spätestens 2030 klimaneutral zu werden.
Falls die fürstlich bezahlte Führung der Bank weiterhin untätig bleibt wie bisher, ist davon auszugehen, dass der Ruf der Bank weiter so schnell schmelzen wird wie das arktische Eis. Denn das dreckige Geschäft mit der Klimakrise ist nicht nur zunehmend ein geschäftliches Risiko, sondern immer mehr auch ein Reputationsrisiko.