Die marine Artenvielfalt ist entscheidend im Kampf gegen die Klimakrise. Sie trägt dazu bei, die schlimmsten Folgen der globalen Erwärmung einzudämmen und den Kollaps der Meere zu verhindern. Die Meereskrise ist auch eine Klimakrise.
Unser neuer Bericht «30×30: In Hot Water: The Climate Crisis And The Urgent Need for Ocean Protection» zeigt auf, wie ein Netzwerk von Meeresschutzgebieten dazu beiträgt, die schlimmsten Folgen der globalen Erwärmung einzudämmen und den Zusammenbruch der Meere zu verhindern. Entsprechende politische Massnahmen sind dringend. Konkret fordern wir, dass 30 Prozent der Meere bis zum Jahr 2030 unter Schutz gestellt werden. Nur so können sich die Meere einigermassen erholen und ihre wichtige Funktion für den Klimaschutz einhalten.
Meere in der Krise
33 Prozent der kommerziell genutzten Fischbestände in den Ozeanen werden auf nicht nachhaltigem Niveau befischt, weitere 60 Prozent wurden bereits bis an ihre Grenzen ausgebeutet. Hinzu kommt, dass nach einigen Studien die illegale, nicht gemeldete und unregulierte Fischerei (IUU) schätzungsweise 15 bis 30 Prozent der weltweiten jährlichen Fangmengen ausmacht. Da weltweit mehr als 30 Millionen Menschen von kleinskaliger regionaler Fischerei abhängig sind, darf die Bedeutung dieser Zahl für die globale Ernährungssicherheit nicht unterbewertet werden.
Die grenzenlose Ausbeutung der natürlichen Ressourcen ist ein treibender Faktor für den Verlust der biologischen Vielfalt und für die Veränderung der Ökosysteme weltweit, aber sie ist nicht allein. Auch die Folgen der Klimakrise, die Versauerung der Ozeane, die Vermüllung und Verschmutzung sowie die Einwanderung invasiver Arten sind wichtige Faktoren und ihre Konsequenzen für die Meere sind enorm. So sank die Verbreitung von Seegraswiesen von 1970 bis 2000 um über zehn Prozent pro Jahrzehnt. Ebenso hat sich die Riffbedeckung mit lebenden Korallen in den letzten 150 Jahren fast halbiert und in den letzten zwei bis drei Jahrzehnten weiter dramatisch verringert. Erhöhte Wassertemperaturen, regelrechte Hitzewellen in den Meeren und Versauerung – allesamt verbunden mit einem steigenden Kohlendioxidausstoss durch menschliche Aktivitäten – haben die Krise beschleunigt. Die Lebensgrundlagen von schätzungsweise 100 bis 300 Millionen Menschen sind durch den damit einhergehenden Küstenschutzverlust gefährdet. Darüber hinaus breiten sich «Todeszonen» aus – hypoxische Bereiche mit sehr niedrigem Sauerstoffgehalt, die durch landwirtschaftliche Überdüngung verursacht werden – und umfassen nun eine Gesamtfläche von mehr als 245’000 Quadratkilometer.
Gesunde Meere gut fürs Klima
Das riesige Ökosystem der Meere ist essenziell im Kampf gegen die Klimaerhitzung. Eine wichtige Rolle spielt dabei der so genannte blaue Kohlenstoff. So bezeichnet man Kohlenstoff, der von Meerestieren und Küstenökosystemen wie Mangrovenwäldern und Seegraswiesen aufgenommen und gebunden wird. Die Unterwasserwelten speichern mehr als zehn Mal so viel Kohlenstoff wie Ökosysteme am Land. Die Hauptrollen in diesem gigantischen Kohlenstoffkreislauf spielen mikroskopisch kleine Tiere, wie auch uralte Meeresriesen. Aber auch Wale übernehmen eine tragende Rolle im Kohlenstoffkreislauf der Meere.
Unser Bericht verdeutlicht, warum mindestens 30 Prozent der Weltmeere geschützt werden müssen – um dem Leben im Meer eine Überlebenschance in einer ungewissen Zukunft zu geben und ihm zu erlauben, sich an die Erderhitzung, die Versauerung und den sinkenden Sauerstoffgehalt anzupassen. Ausserdem wird die Widerstandsfähigkeit der Meeresökosysteme gegen die genannten Faktoren durch echte Schutzgebiete erhöht. Der Bericht zeigt auf, wie Netzwerke von Meeresschutzgebieten dazu beitragen, den gesamten Planeten gesund zu halten und die schlimmsten Auswirkungen der globalen Erwärmung einzudämmen: indem der «blaue Kohlenstoffspeicher» geschützt wird.