Der Konzern Nestlé hat bekanntgegeben, dass er grüner wird. Er investiert in klimaneutrale Massnahmen und präsentiert ein Institut für Verpackungsforschung. Natürlich ist es erfreulich, dass ein Unternehmen dieser Grösse seine Verantwortung für die Umwelt ernst nimmt. Die angekündigten Schritte reichen jedoch nicht aus. Sie verschieben das Verpackungsproblem bloss und lassen zu viele Fragen offen.
Genau das hat Greenpeace Schweiz kürzlich von Nestlé gefordert: Ehrgeizige Ziele zur Plastikreduktion. Mitte April haben Greenpeace-AktivistInnen den Hauptsitz in Vevey aufgesucht, «Stop Single Use» stand auf mehreren Bannern. Denn der Schweizer Konzern gehört zu den grössten Plastik-Verschmutzern weltweit. In Folge dessen mag die Eröffnung eines Instituts für Verpackungsforschung erstmal positiv wirken. Doch das steht in keinem Verhältnis zur Krise, in der wir uns dank Einwegartikeln befinden.
Nestlés Institut konzentriert sich hauptsächlich auf Recycling und Alternativen zu Kunststoffen wie etwa Papier. Einwegartikel aus anderen Materialien ersetzen jedoch lediglich den einen Müll durch einen anderen. Insbesondere die Verwendung von Papier ist eine Herausforderung für unsere Wälder, die für unsere biologische Vielfalt und das Klima unverzichtbar sind.
Wäre noch das Recycling. Hersteller von Konsumgütern bestehen auf Recycling, um so ihre Verantwortung an Verbraucher und Regierung abzugeben. Letztere sind jedoch nicht in der Lage, die Verschmutzung wirksam zu bekämpfen und Recyclinganlagen einzurichten, welche die wachsende Menge an verbrauchtem Kunststoff aufnehmen können. Die Lösung besteht ganz einfach darin, komplett auf Einweg zu verzichten.
Vage Lösungen für ein akutes Problem
Es bestehen bereits viele Methoden, mit denen Nestlé den Verpackungsabfall wesentlich reduzieren könnte. Das Unternehmen zeigt Interesse daran, aber seine Bemühungen sind noch sehr beschränkt. «Es sind grosse Investitionen in ein globales Liefer-System nötig, das auf Wiederverwendung beruht», sagt Matthias Wüthrich, Experte für Zero Waste bei Greenpeace Switzerland. Dazu muss das Unternehmen nicht nur ehrgeizige Ziele stecken, sondern auch sein Geschäftsmodell gründlich überprüfen.
Auch Nestlés Pläne zur Klimaneutralität sind leider unzureichend. Bis 2050 soll das Unternehmen klimaneutral wirtschaften. Von einem Konzern dieser Grösse erwarten wir aber eine strengere Zielsetzung, die bereits bis 2040 Netto-Null-Emissionen gewährt. Und aktuell bleiben zu viele Fragen zur Strategie offen. Das hinterlässt einen unguten Beigeschmack. Beruht die Undurchsichtigkeit darauf, dass sich der Lebensmittelkonzern im Grunde dem veränderten Konsumverhalten anpassen will – also auch jenem von zunehmend umweltbewussten KundInnen? Nestlés einziger Weg, das Gegenteil zu beweisen, lautet Transparenz: Indem es komplett offenlegt, welche Strategie zur Klimaneutralität führen sollen. Hat Nestlé den Mut dazu?
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