Im Frühjahr 2019 starteten wir zu einer 11-monatigen Expedition. Von Nordpol zum Südpol sind wir unterwegs, um die langfristigen Bedrohungen für unsere Ozeane aufzudecken und uns für einen starken globalen Ozeanvertrag einzusetzen. Unser erstes Ziel: die Arktis.
Das ewige Eis ist bedroht! Der Klimawandel schreitet in der Arktis mit der doppelten Geschwindigkeit zum Weltdurchschnitt voran und bedroht das gesamte fein abgestimmte Ökosystem. Die Arktis muss weiter erforscht, verstanden und vor allem geschützt werden, wenn wir unseren blauen Planeten retten wollen. Diese Expedition ist nicht das erste Mal, dass wir uns in die arktischen Gewässer begeben. Greenpeace und unabhängige Wissenschaftler haben Studien zu einer Reihe von Gebieten wie den schmelzenden Gletschern Grönlands, der Versauerung der Ozeane und der Identifizierung gefährdeter Lebensräume im Meeresboden auf Spitzbergen durchgeführt. Die Daten, die wir erhalten haben, waren von unschätzbarem Wert. So wurden beispielsweise erst kürzlich zehn gefährdete Meeresbodengebiete um Spitzbergen formell vor zerstörerischem Grundschleppnetzfang geschützt.
Die Ölplattformen, die in der gesamten Region – von Russland bis hin zu Kanada – verstreut sind, sind zu einer symbolischen Grenze in unserem Kampf gegen die Förderung von fossilen Energieträgern geworden. Von der Gerichtsverhandlung «People vs. Arctic Oil» in Norwegen über den Kampf gegen Shells gefährliche Ölbohrungen vor der Küste Alaskas bis hin zu Protesten auf See gegen diese Bohrinseln: Wir haben Fortschritte gemacht, aber es bleibt viel zu tun.
Mit Wissenschaft auf Expedition
Um den Schutz der Ozeane voranzubringen, ist ein Verständnis der Bedrohungen und Veränderungen, die bereits jetzt stattfinden, weiterhin unerlässlich. Greenpeace unterstützt daher mit dieser Expedition ein Team von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der North Carolina Wilmington und Washington Universität aus den USA, die mit ihrer Forschung das Zusammenspiel zwischen den Veränderungen des arktischen Meereises und Meerwassers und den Auswirkungen auf die arktischen Lebewesen untersuchen.
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler prognostizieren, dass es bis zum Jahr 2100 kein Sommermeereis in der Arktis mehr geben wird.
Das arktische Ökosystem besteht aus einer komplexen Nahrungskette, die von winzigem Phytoplankton über Fische bis hin zu Eisbären, Narwalen und Grönlandwalen reicht. Das Meereis bietet für viele von ihnen einen wichtigen Lebensraum und ist integraler Bestandteil des gesamten Ökosystems. Jedes Frühjahr erwacht das arktische Ökosystem durch den Beginn der Schmelze am Rande des Meereises wieder -das Schmelzen setzt Nährstoffe aus dem Meereis frei, schichtet das nährstoffreiche Oberflächenwasser und treibt die Produktivität früh in der Saison an.
Die Forschung dieser Expedition konzentriert sich auf die schnelle Eisschmelze im Frühjahr und die Auswirkungen auf das Ökosystem. Um die langfristigen Auswirkungen eines sich erwärmenden Klimas zu verstehen, benötigen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler tiefere Kenntnisse über saisonale Prozesse. Daher ist der Besuch der Eiskanten des arktischen Meereises in den ersten Frühlingswochen und das Sammeln von so genannten In-situ-Proben, d.h. direkt am Eisrand vor Ort unerlässlich – auch wenn dies eine grosse Herausforderung ist. Neben In-Situ Proben, werden z.B. Algenblüten und die Anwesenheit von Walen und Bären mit Hilfe von Drohnenflügen erfasst.
Greenpeace unterstützt die Forschenden dabei, diese Herausforderung zu bewältigen. Wir stellen unser Schiff als Forschungsplattform zur Verfügung und bringen Klimaphysiker, Biogeochemiker und Meeresbiologen zusammen, um ein interdisziplinäres Forschungsprogramm zu unterstützen. Denn um diese Auswirkungen des Klimawandels vollständig zu verstehen ist es grundlegend, die Arktis als ein einheitliches System zu betrachten und die einzelnen Forschungsdisziplinen zusammen zu führen.
Die Arktis und Antarktis sind für unser Klima auf unserem Planeten unerlässlich. Die Eisdecke reflektiert das Sonnenlicht und begrenzt die Wärmemenge, die vom Meer aufgenommen wird. Doch das Eis des Arktischen Meeres ist in den letzten 40 Jahren immer weiter zurückgegangen. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler prognostizieren, dass es bis zum Jahr 2100 kein Sommermeereis in der Arktis mehr geben wird. Die Auswirkungen einer so drastischen Veränderung sind noch längst nicht verstanden.
Solche Erkenntnisse schärfen das Bewusstsein der dramatischen Auswirkungen des Klimawandels auf die Ozeane und verstärken die Dringlichkeit zu einem wichtigen Teil der Lösung: Die Einrichtung eines großen Netzes von Meeresschutzgebieten zum Schutz der biologischen Vielfalt des tiefblauen Ozeans. Dieses können wir mit einem starken globalen Ozeanvertrag erreichen.
Wir alle haben die Verantwortung, unsere Meere vor Ausbeutung zu schützen – für uns und die kommenden Generationen. Unterschreibe darum unsere Petition an die Vereinten Nationen, damit sie ihrer Verantwortung nachkommen!