Niemand braucht arktisches Öl – die Risiken sind hoch und die Reserven reichen. Greenpeace-Aktivisten protestierten darum an einer Ölplattform auf dem Weg in die Barentssee.
Welches Jahr schreiben wir noch mal? Gegen jede Vernunft schickt der norwegische Ölkonzern Equinor eine Bohrinsel in die Arktis – während die Klimakrise, die Unternehmen wie der Statoil-Nachfolger mitverursacht haben, bereits in vollem Gang ist. Greenpeace-Aktivisten aus Norwegen, Schweden, Dänemark und Deutschland besuchten darum die West Hercules – jene Plattform, die Equinor in die Barentssee entsenden möchte.
Im Norden Norwegens bei Hammerfest kletterten vier Aktivisten und Aktivistinnen an Bord der Ölplattform und hissten Banner, die ein Ende der Bohrungen in der Arktis fordern. Nach sechzehn Stunden beendeten sie gestern am späten Abend ihre friedliche Protestaktion – weil ein Sturm aufzog, der ihre Sicherheit gefährdete.
Unser Strom wird sauberer – das muss er auch
Aktivisten wie die Kletterer in Hammerfest wehren sich gegen alte, gefährliche Überzeugungen. Dass unsere Welt mit Erdöl in Bewegung gehalten wird, ist schon lange nicht mehr wahr. Erneuerbare Energien schicken sich an, die fossilen Energieträger der Vergangenheit zu überholen. Das heißt: Unser Strom wird von Jahr zu Jahr sauberer. Das muss er auch, damit sich die Welt nicht weiter erhitzt. Doch Ölkonzerne wie Equinors in Norwegen stellen sich stur gegen diese Einsicht. Sie denken, dass Öl und Kohle eine Perspektive haben – doch das tun sie nicht. Die junge Generation hat das begriffen und geht weltweit für ihre eigene Zukunft auf die Straße.
Die Aktion in Hammerfest ist beendet, doch das bedeutet nicht, dass der Protest zu Ende ist – er geht vor Gericht weiter. Die norwegische Regierung verstößt mit ihren Lizenzvergaben für Ölbohrungen in der Arktis gegen die eigene Verfassung – denn die gesteht jedem Bürger das Recht auf eine unversehrte Umwelt zu. Ein Versprechen, das mit jedem Bohrvorhaben in der Barentssee gebrochen wird. Aufgrund der norwegischen Ölexporte ist das Land der weltweit siebtgrößte Exporteur von klimaschädlichen CO2-Emissionen.
Ein Fall für die Justiz
Greenpeace klagte darum gegen die norwegische Regierung – und unterlag vorerst. Recht haben bedeutet eben nicht immer, auch Recht zugesprochen zu kriegen. Das Verfahren geht in die Berufung.
Doch die Umweltschützer nehmen die norwegische Verfassung weiterhin beim Wort. Greenpeace und die Jugendorganisation Nature and Youth haben beim norwegischen Umweltminister Ola Elvestuen eine Beschwerde eingereicht, um für den 1. Mai geplante Ölbohrungen zu stoppen. „In der Arktis nach Öl zu bohren, während die Region schneller als je zuvor schmilzt, ist völliger Wahnsinn“, sagte Frode Pleym von Greenpeace Norwegen. „Wir befinden uns in einer Klimakrise und müssen die Ölbohrungen stoppen.“ Das schaffen wir mit friedlichen Protesten – und der Macht der Paragraphen.