Das sind gute Neuigkeiten für uns und unser Klima: Immer mehr Versicherungsgesellschaften weltweit beenden die Versicherung für Kohleunternehmen, Kohlebergwerke und -kraftwerke und schliessen Kohle von ihren Investitionen aus. Ganz vorn dabei sind die beiden Schweizer Unternehmen Swiss Re und Zurich. Zu hoffen ist, dass dieser Einsatz für den Klimaschutz nun endlich auch die beiden Grossbanken dazu bewegt, verbindliche Massnahmen zu treffen.
Seit gestern findet in Polen die UNO-Weltklimakonferenz COP24 statt. Delegierte aus aller Welt treffen sich in Katovice, um unter anderem die Umsetzung des Pariser Klimaabkommens zu beraten. Konkret soll ein detailliertes Regelwerk beschlossen werden, um das wichtigste Ziel von Paris umzusetzen: Die globale Erderhitzung soll möglichst auf 1,5 Grad beschränkt werden.
Das kann klappen, wenn wir die Treibhausgasemissionen weltweit bis Mitte dieses Jahrhunderts auf netto Null senken. Dafür sollten nun alle am gleichen Strang ziehen, und die internationale Gemeinschaft muss die bisherigen Massnahmen stark verbessern. Die Hoffnung ist gross, dass der Durchbruch dieses Jahr gelingt. Denn nach dem Hitzesommer 2018, den verheerenden Waldbränden weltweit und der langanhaltenden Dürre sind die gravierenden und zerstörerischen Auswirkungen der Klimaerhitzung nicht mehr wegzudiskutieren.
Um den Ausstoss von Treibhausgasemissionen rasch senken zu können, müssen wir uns schnellstmöglich aus der Abhängigkeit fossiler Energien befreien. Für den Brennstoff Kohle heisst dies: Der gesamte Kohleverbrauch ist bis 2030 um mindestens zwei Drittel und bis 2050 auf fast Null zu reduzieren. So steht es im Sonderbericht des Weltklimarats IPCC, der Anfang Oktober veröffentlicht wurde. Denn Kohle gehört zu den klimaschädlichsten fossilen Brennstoffen.
Swiss Re ist führend
Kohle hat also keine Zukunft mehr, wollen wir die Klimakatastrophe verhindern. Das erkennen glücklicherweise immer mehr Versicherungsgesellschaften in Europa: Sie beenden die Versicherung für Kohleunternehmen, Kohlebergwerke und -kraftwerke und schliessen Kohle von ihren Investitionen aus. Das zeigt ein neuer Bericht der Koalition Unfriend Coal, der auch Greenpeace angehört.
Der heute veröffentlichte Bericht enthält eine Bewertung der 24 weltweit grössten Versicherungsgesellschaften hinsichtlich Klimaschutz. Swiss Re führt das Feld mit den umfassendsten Richtlinien an: Der Schweizer Konzern rückversichert und versichert keine Unternehmen mehr, die zu mehr als 30 Prozent auf Kohle setzen. Die Richtlinien gelten sowohl für bestehende als auch für neue Projekte und für alle Geschäftsfelder weltweit. Swiss Re investiert auch nicht mehr in Unternehmen, die mehr als 30 Prozent ihres Umsatzes mit Kohle machen. Der Konzern erhält aber auch deshalb gute Noten, weil die Richtlinien nicht nur Kohle betreffen, sondern auch Teersande und andere extreme fossile Brennstoffe. Die Zurich Versicherung erreicht hinter der italienischen Gesellschaft Generali den dritten Rang.
Versicherungsgesellschaften sind enorm wichtig, wenn es darum geht, fossile Energie durch erneuerbare zu ersetzen und damit den Übergang zu einer kohlenstoffarmen Wirtschaft zu beschleunigen:
Als Risikomanager spielen Versicherungsunternehmen eine diskrete, aber wesentliche Rolle bei der Entscheidung, welche Projekte in einer modernen Gesellschaft umgesetzt und betrieben werden. Ohne Versicherung kann praktisch kein neues Kohlekraftwerk finanziert und erstellt werden, und bestehende Anlagen müssen neue Wege zur Risikobewältigung finden oder den Betrieb einstellen. Wenn ein Projekt nicht versicherbar ist, wird es sich auch eine Bank gut überlegen, ob sie dafür Geld aufwenden soll.
Versicherungsgesellschaften sind zudem riesige Investoren. Sie verwalten rund 31 Billionen Dollar an Vermögenswerten und investieren Hunderte Milliarden Dollar in fossile Energieträger. Ihre Entscheidungen zur Unterstützung von fossilen Energien oder von emissionsarmen Technologien sind für die Weltwirtschaft prägend.
Verbesserungen sind dringend nötig
Deshalb ist der neuste Bericht von Unfriend Coal ein Hoffnungsschimmer. Gleichzeitig zeigt er aber auf, dass sich die Versicherungsgesellschaften längst nicht auf ihren Lorbeeren ausruhen können. Die Richtlinien der Zurich zum Beispiel beschränken die Versicherungen zwar für neue, nicht aber für bestehende Kohleprojekte, und nur für Kohleunternehmen, die mehr als die Hälfte des Umsatzes mit Kohle erzielen. Auch die 30-Prozent-Limite von Swiss Re reicht nicht.
Die beiden Schweizer Versicherungskonzerne müssen deshalb konkrete Pläne erarbeiten, wie sie in den kommenden Jahren ihr Geschäftsmodell anpassen und auf eine kohlenstoffarme Wirtschaft umstellen wollen. Die bestehenden Kohlerichtlinien sind zudem zu verschärfen, die Beziehungen zu Unternehmen in der Teersandindustrie sofort zu beenden.
UBS und Credit Suisse hinken nach
Äusserst wichtig ist zudem, dass sich endlich auch die beiden Schweizer Grossbanken UBS und Credit Suisse bewegen. Je mehr konkrete Schritte Versicherer zum Schutz des Klimas machen, desto unglaubwürdiger erscheinen die öffentlichen Beteuerungen der Schweizer Grossbanken, die Klimaerhitzung als ernsthafte Bedrohung anzusehen und sich ihrer Verantwortung bewusst zu sein.
Weder die Credit Suisse noch die UBS verfügen zum Beispiel über Richtlinien mit Ausschlusskriterien für die Kohleindustrie. Wir fordern die Banken deshalb dazu auf, nicht nur Green-Talk zu betreiben, sondern mindestens die Richtlinien von Swiss Re zu übernehmen. Es braucht endlich auch von den anderen Akteuren des Schweizer Finanzplatzes transparente und wirkungsvolle Massnahmen, um die globale Erhitzung auf 1,5 Grad zu beschränken.