Grosse multinationale Konzerne überschwemmen die Welt mit Einwegverpackungen aus Plastik. Bei einer Umfrage von Greenpeace USA wurde nun klar: Sie haben keine Ahnung, was mit den Verpackungen am Schluss passiert.
«Kein Unternehmen kann konkrete Pläne oder Zusagen zur Reduzierung der Gesamtmenge der von ihnen hergestellten Artikel aus Wegwerfplastik vorweisen. Transparenz fehlt völlig, was die Glaubwürdigkeit jeglicher getätigter Selbstverpflichtungen untergräbt.» Das ist das Ergebnis einer weltweiten Greenpeace-Umfrage bei so genannten FMCG-Firmen (Fast Moving Consumer Goods) zu ihrem Plastik-Fussabdruck. Das sind nicht irgendwelche Firmen, sondern Branchenleader wie Coca-Cola Company, Colgate-Palmolive, Danone, Johnson and Johnson, Kraft Heinz, Mars, Nestlé, Mondelez, PepsiCo, Procter & Gamble und Unilever. Ihre Antworten offenbaren grossen Handlungsbedarf: Trotz öffentlicher Ankündigung zur Reduzierung von Plastikabfällen durch mehr Recycling können die multinationalen Firmen keine Pläne vorweisen, wie sie ihr Problem angehen und die wachsende Produktion von Einweg-Plastik bremsen, geschweige denn stoppen wollen.
Ziemlich ahnungslose Firmen
Im Detail können ihre Antworten wie folgt zusammengefasst werden:
- Es gibt keine verpflichtenden Zusagen, die Produktion von Einwegverpackungen einzustellen.
- Keines der befragten Unternehmen hat sich verpflichtet, auf Einwegplastik zu verzichten oder klare Zielvorgaben zur Reduktion zu machen.
- Alle Unternehmen halten an der Einweg-Denkweise für Verpackungen fest. Ihre vorgeschlagenen «Lösungen» betreffen hauptsächlich die Wiederverwertbarkeit oder Recycling. Das alleine wird aber nicht ausreichen, um die Verpackungs- und Plastikkrise zu bewältigen. Im Gegenteil, dadurch wird die Plastik-Menge sogar zunehmen.
- Die meisten FMCG-Unternehmen erhöhen die Menge an verwendetem Einweg-Plastik.
- Unternehmen können oder wollen ihren Plastik-Fussabdruck nicht preisgeben.
- Keines der Unternehmen hat vollständige Angaben zu seinem Plastik-Fussabdruck gemacht. Viele versprechen, dies in Zukunft zu tun.
- Keines der befragten Unternehmen kennt den endgültigen Bestimmungsort seiner Verpackungen oder weiss, wieviel davon in der Natur landet.
Diese Antworten kennen wir bereits von den Schweizer Grossverteilern, bei denen wir vor kurzem eine ähnliche Umfrage gemacht haben.
Wunderlösung Recycling? Mitnichten!
Der Ruf nach einer Lösung wird immer lauter. Firmen setzen auf Recycling bzw. rezyklierbares Plastik. Aber was passiert wirklich mit all diesen weggeworfenen Verpackungen? Nur 9 % des Kunststoffs wird weltweit rezykliert. In den Industrieländern liegt die Recyclingrate für Kunststoffe, die von Haushalten gesammelt werden, oft weit unter 50 %, wobei nur aus minimalen Mengen wieder Verpackung hergestellt wird. Die meisten «rezyklierten» Verpackungsabfälle werden zu Produkten mit geringerem Wert bzw. zu nicht rezyklierbaren Produkten. Viele Verpackungen sind so konzipiert, dass sie gar nicht rezyklierbar sind, wie zum Beispiel die Einwegverpackungen von Einzelportionsmengen (z. B. von Shampoos oder Cremes). Recyclingbeschränkungen, fehlende Infrastruktur und fehlende Rückverfolgbarkeit führen dazu, dass grosse Mengen an Kunststoffverpackungen auf absehbare Zeit im Restmüll landen. Schlimmer noch: Ein Grossteil der Verpackungen, die im globalen Norden für das «Recycling» gesammelt wurden, werden nach Asien exportiert. Es wird geschätzt, dass China fast acht Millionen Tonnen Plastikmüll pro Jahr importiert hatte, bevor es 2018 den Handel verbot. Die nächste Destination dürfte Südostasien sein, wo die fehlende Infrastruktur für den Umgang mit den noch grösseren Mengen von Haushaltsabfällen aus Plastik bereits jetzt dazu führt, dass der wesentliche Anteil des Plastiks in den Ozeanen (fast 60 %) aus diesen Ländern stammt.
Mehrweg statt Einweg
Wie nötig ein Verzicht auf Einwegverpackungen und die Förderung von Mehrwegsystemen sind, zeigte in kürzliches Brand Audit der Bewegung #BreakFreeFromPlastic, der auch wir von Greenpeace angehören. 187’000 Plastikteile haben Meeresschützerinnen und Meeresschützer bei 239 Strandreinigungen in 42 Ländern eingesammelt und ihren Urhebern zugeteilt. Das Resultat: Die FMCG-Firmen sind die grössten Plastik-Verschmutzer, allen voran Coca-Cola, PepsiCo und der Schweizer Konzern Nestlé. In der Schweiz wirft jede Person pro Jahr 100 kg Plastikabfall weg, der grösste Teil davon hat man nur einmal für Minuten oder Stunden benutzt und dann einfach verbrannt. Ein wirklich nachhaltiger Umgang mit den Ressourcen unsere Erde bedingt den Übergang zur Kreislaufwirtschaft. Das bedeutet, dass in Zukunft null Abfälle mehr verbrennt und keine giftige Schlacke mehr in der Erde vergraben werden – «Zero Waste» also.