Sommerzeit ist Ferienzeit. Entspannung, Erholung und Musse haben wir uns alle verdient. Nur leider setzen sich Schweizerinnen und Schweizer dafür zu oft ins Flugzeug – dank der sehr erschwinglichen Ticketpreise. Die tiefen Preise sind möglich, weil der Flugverkehr die verursachten Umweltkosten nicht selber tragen muss, sondern sie der Allgemeinheit überlässt. Greenpeace Schweiz fordert die Politik auf, das Fliegen nicht länger zu subventionieren.
Die Nachricht ist für die Betreiberin des Flughafens Zürich einen Grund, die Korken knallen zu lassen; für unser Klima ist der erneute Rekord jedoch niederschmetternd: Im Juli verzeichnete der Flughafen Zürich erstmals mehr als 30 Millionen Reisende. Auch der Flughafen in Genf registriert einen stetigen Anstieg der Passagierzahlen: Im Jahr 2017 zählte der Genève Aéroport über 17 Millionen Reisende, rund 5 Prozent mehr als im Jahr 2016.
Trotz Klimaerhitzung erfreut sich das Fliegen somit einer immer grösseren Beliebtheit. Insbesondere wir Schweizerinnen und Schweizer sind extreme Vielflieger. Wir fliegen doppelt so häufig wie unsere Nachbarn in Frankreich, Deutschland oder Italien. Die Kosten dafür tragen die Gesellschaft und später unsere Kinder und Kindeskinder: Mit der bisherigen globalen Erwärmung um 1 Grad Celsius gibt es schon fünfmal so viele monatliche Hitzerekorde wie in einem stabilen Klima (Quelle). Die Hitze und die Dürre des derzeitigen Sommers zeigen leider deutlich: Das ist gefährlich für Mensch und Natur. Die enormen Risiken sind der Grund, warum fast alle Staaten der Welt das Übereinkommen von Paris ratifiziert haben, mit dem Ziel, die Erwärmung auf deutlich unter 2 Grad und möglichst 1.5 Grad Celsius zu beschränken.
Der Luftverkehr ist in der Schweiz schon für über 18 Prozent des menschengemachten Klimaeffekts verantwortlich. Geht es ungebremst so weiter, gehört der Flugverkehr bald zu den stärksten Treibern der Klimaerhitzung.
Um die unkontrollierte Erhitzung unserer Erde in den Griff zu bekommen, müssen wir die «Entsorgung» von Treibhausgasemissionen in der Atmosphäre gänzlich stoppen. Netto-null-Emissionen ist das gemeinsame globale Ziel des Abkommens von Paris. Das bedeutet auch, dass weltweit viel weniger geflogen werden muss.
Ein Grund für unsere Vielfliegerei ist, dass das Fliegen heute viel zu billig ist.
Die tiefen Preise sind mitunter möglich, weil der Flugverkehr keinen Beitrag an den Klimaschutz leisten muss – im Gegensatz zum Auto- und Bahnverkehr. Der Flugverkehr überlässt die Umweltkosten, die er verursacht, der Allgemeinheit. Zudem sind Flugtickets von der Mehrwertsteuer befreit, und die Fluggesellschaften bezahlen keine Mineralölsteuer auf Kerosin. Alleine durch die Mineralölsteuerbefreiung hat der Bund den Fluggesellschaften im letzten Jahr 1.7 Milliarden Franken geschenkt (Quelle). Die Schweiz subventioniert somit den Flugverkehr direkt und indirekt.
Greenpeace Schweiz fordert die Politik auf, endlich zu handeln. Hier wird nämlich weitergemacht, als gäbe es keine Klimabedrohung. Als Mitglied der Koalition Luftverkehr, Umwelt und Gesundheit (KLUG) setzt sich Greenpeace Schweiz für ein Ende der Subventionierung des Flugverkehrs und für eine Klimasteuer auf Flugtickets ein. Zudem sollen Angebote an Land verbessert werden. 80 Prozent aller von Schweizer Flughäfen gestarteten Flüge haben ein Zielort in Europa – gerade hier liegt ein grosses Einsparpotenzial, weil die Destinationen auch mit dem (Nacht)Zug gut erreichbar sind.
Jüngst haben die KLUG und die Umweltorganisation umverkehR mit breiter Unterstützung zahlreicher Umwelt- und Verkehrsorganisationen einen offenen Brief an Verkehrsministerin Doris Leuthard übergeben. Die Bundesrätin wird aufgefordert, Zugreisen statt Flugreisen zu fördern. Die konkreten Forderungen an Doris Leuthard findet ihr hier.
Und hier geht es zu weiteren Informationen zur Klimaarbeit von Greenpeace Schweiz.
Übrigens: In Genf bereitet sich der Flughafen auf 25 Millionen Passagiere pro Jahr ab 2030 vor. Das bedeutet, dass alle 90 Sekunden während 18 Stunden am Tag eine Flugbewegung stattfindet. Eine Volksinitiative wurde gestartet, um die politische Kontrolle über den Flughafen zurückzugewinnen und dieses unkontrollierte Wachstum zu bremsen. Es geht darum, die Entwicklung des Flughafens unter Berücksichtigung der Bevölkerung, der wirtschaftlichen Bedürfnisse und der Umwelt zu steuern. Ziel ist es auch, an den öffentlichen Charakter des Flughafens zu erinnern und den Einbezug der betroffenen Personen zu gewährleisten.