Die Greenpeace-Kampagne zu Errichtung eines Meeresschutzgebiets in der Antarktis erhält Unterstützung von unerwarteter Seite: Die Krillfischerei-Industrie lässt künftig empfindliche Gebiete in den südlichen Polarmeeren in Ruhe.
Für Pinguine, Robben und Wale sind sie so etwas wie das tägliche Brot: Krill. Die höchstens sechs Zentimeter grossen Krebstiere sind das Grundnahrungsmittel für viele Tierarten in der Antarktis und damit die Basis für das einzigartige Ökosystem in den Meeren im kalten Süden unseres Planeten. Doch die Krillvorkommen der Antarktis wecken die Begehrlichkeiten der Industrie. Mit Schleppnetzen fischen sie die rosa Schwärme ab, die zu Futtermehl für die Fischzucht verarbeitet werden oder zu Nahrungsergänzungsmitteln – Krill ist eine Quelle von Omega-3-Fettsäuren. Die mögen zwar gut sein für die Gesundheit, können aber ohne Weiteres durch gleichwertige vegane Alternativen ersetzt werden.
Fangstopp und Unterstützung für Schutzgebiet
Anlässlich einer Arbeitsgruppen-Sitzung der internationalen Antarktis-Schutzkommission CCAMLR hat nun der Branchenverband der Krillindustrie erklärt, in grossen Gebieten rund um die antarktische Halbinsel auf Fischerei zu verzichten. Dazu gehören auch Pufferzonen im Umkreis von bis zu 40 Kilometern um Pinguinkolonien. Zusätzlich zu ihrer freiwilligen Verpflichtung unterstützen die Fischereiunternehmen ausdrücklich die Forderung nach einem Schutzgebiet im Weddellmeer sowie nach einem ganzen Netzwerk von Schutzgebieten. Diese Entwicklung hat Gewicht: Die beteiligten Unternehmen decken zusammen 85 Prozent des gesamten Krillfangs in der Antarktis ab.
Erfolgreiche Greenpeace-Kampagne
Der Schutz der Antarktis ist ein Uranliegen von Greenpeace. Seit Beginn des Jahres setzen wir uns tatkräftig für eine international vor Eingriffen geschützte Region im Weddellmeer ein. Es wäre das grösste Meeresschutzgebiet der Welt. Dabei geht es vor allem darum, den Krillfang zu beenden. Der Greenpeace-Eisbrecher Arctic Sunrise war vor einigen Monaten mit AktivistInnen und WissenschaftlerInnen an Bord am Südpol unterwegs. Die Bilder der Expedition zur antarktischen Halbinsel belegen, dass unter Wasser ein empfindliches Ökosystem gedeiht – eines das unbedingt unberührt von Schleppnetzen und anderen schädlichen Fischereipraktiken bleiben muss. Bereits 1,7 Millionen Menschen fordern zusammen mit Greenpeace den Schutz des Weddellmeers.
Ob es dazu kommt, entscheiden die 25 Mitgliedsländer der Antarktis-Schutzkommission bzw. deren Delegierte im Oktober. Der Haken bei dem Entscheid: Eine einzige Gegenstimme kann das geplante Schutzgebiet zu Fall bringen. Da ist der Fangstopp-Entscheid der Krill-Industrie ein starkes und wichtiges Signal zum richtigen Zeitpunkt.