Das Bundesamt für Umwelt möchte die Grenzwerte für 37 Pestizide sowie weitere Stoffe in Gewässern anpassen. Bei vier Pestiziden sind die neuen Werte tiefer als die bisherigen, zwei bleiben wie bisher bei 0.1 µg/l. Für 31 Pestizide sind zum Teil massiv höhere Werte vorgesehen. Bei Propamocarb zum Beispiel soll der Grenzwert um das 10’300-fache erhöht werden! In diesen Tagen läuft die Vernehmlassungsfrist ab. Greenpeace lehnt die Vorlage ab.
Eine Erhöhung der Pestizid-Grenzwerte sendet ein falsches Signal und steht quer in der politischen Landschaft. Das Umweltschutzgesetz sagt klar, dass “Einwirkungen, die schädlich oder lästig werden könnten, frühzeitig zu begrenzen sind”. Zwei populäre Volksinitiativen wollen den Pestizideinsatz stark einschränken und auch der Bund will mit dem Aktionsplan Pflanzenschutz das Pestizid-Risiko reduzieren. In dieser Situation die Grenzwerte zu erhöhen ist absurd.
Die Probleme beginnen schon bei der Methode zur Herleitung der neuen Grenzwerte. Dafür werden Studien mit einzelnen Arten gemacht, um diejenige Verdünnung des Pestizids zu eruieren, bei welcher kein Effekt mehr sichtbar ist. Dabei sind aber verschiedene Arten aber sehr unterschiedlich in ihrer Empfindlichkeit. Diese wird mit sogenannten “Sicherheitsfaktoren” modelliert, diese sind aber deutlich zu klein, um alle Arten zu berücksichtigen.
Ein weiteres Problem sind die Mischungen. Untersuchungen wie das Programm Nawa-Spez der EAWAG zeigen klar: Unsere Gewässer sind mit einem ganzen Cocktail von Stoffen belastet sind. In kleinen Fliessgewässern wurden gegen 100 verschiedene Stoffe gefunden. Die Grenzwerte werden aber immer aus Sicht eines einzelnen Stoffes hergeleitet, was mit der realen Welt nichts zu tun hat.
Und da wäre noch das Grundwasser. Für Grundwasser, welches als Trinkwasser verwendet wird, gelten weiterhin die “alten”, tieferen Werte. Nun haben wir in der Schule gelernt, dass Oberflächengewässer und das Grundwasser im Austausch stehen. Wie soll dann verhindert werden, dass langlebige Stoffe in das Grundwasser eindringen?
Aus diesen Gründen lehnt Greenpeace die Einführung der neuen Grenzwerte ab und plädiert für die Beibehaltung der heute geltenden Einzelwerte von 0.1µg/l pro Stoff. Für sehr toxische Stoffe müssen noch tiefere Grenzwerte gelten. Zudem soll ein Summengrenzwert von maximal 0.5µg/l für alle Pestizid-Wirkstoffe zusammen eingeführt werden. Damit wären die Gewässer-Lebewesen geschützt und dem Vorsorgeprinzip endlich Genüge getan.