Das Pariser Klimaabkommen steckt noch in den Kinderschuhen, die globale Klimabewegung wächst aber auch am Weltklimagipfel in Bonn weiter: Zahlreiche Veranstaltungen und Kundgebungen erinnern Regierungen und Unternehmen daran, dass sie nun den Worten Taten folgen lassen müssen.
Am Montag beginnt die zwölftägige UN-Klimakonferenz, zu der VertreterInnen und UmweltpolitikerInnen aus aller Welt eingeladen sind. Obwohl die Konferenz in Deutschland stattfindet, ist der Gastgeber die Republik Fidschi. Die Delegierten können besonders eindrücklich über die Klimakatastrophe sprechen: Der Inselstaat im Südpazifik spürt heute bereits die Auswirkungen der menschengemachten Veränderungen im Weltklima. Der Meerespiegel steigt an, ausserdem häufen sich gefährliche tropische Stürme – die Fidschi-Inseln drohen im Meer zu versinken.
Das Wasser steht bis zum Hals
Dieses Jahr hat deutlich gezeigt, dass kein Land von der Klimakatastrophe verschont bleibt, nicht einmal die reiche Schweiz, wo Felsstürze und Wetterextreme immer häufiger werden. Die Erkenntnis, dass dringend etwas passieren muss, scheint nun weltweit verbreitet – auch in den USA, wo Bundesstaaten wie Kalifornien versuchen, den unsinnigen Austritt der US-Regierung aus dem Pariser Klimaabkommen wiedergutzumachen. Vor zwei Jahren wurde der Klimavertrag als grosser Durchbruch gefeiert; nun ist die Zeit gekommen, auch ohne Trump den Worten Taten folgen zu lassen, um die Klimaerhitzung auf 1,5 Grad zu begrenzen und dabei den Fossilausstieg zu besiegeln.
Es steht viel auf dem Spiel, entsprechend zahlreich und vielfältig sind die zivilgesellschaftlichen Initiativen, die im Vorfeld des Klimagipfels lanciert worden sind. Sogar Kinder machen sich in Deutschland als «Kids for Earth» für den Umweltschutz stark und setzen sich tatkräftig für ein besseres Klima ein. Zum Beispiel im Tierpark Arche Warder oder im Stadtforst Lübeck. Dort trafen sich Mitte Oktober engagierte Kinder, um sich über die Erderhitzung und die Rolle des Waldes beim Klimaschutz zu informieren. «Ich finde es gut, dass wir uns einfach damit beschäftigen, wie es der Umwelt geht und viel darüber lernen», sagt die 13-jährige Olivia aus Hamburg. «Meistens ist ja Unwissenheit der Grund, warum man nichts tut.»
Klimaklagen setzen Regierungen unter Handlungsdruck
In Bonn steht auch die Schweiz in der Pflicht, die erst am Sonntag das Pariser Abkommen in Kraft setzt und nun endlich als reiches Land vorangehen muss. «Falls die Regierungen nicht handeln, werden immer mehr Menschen sie zur Rechenschaft ziehen, wie die ebenfalls in Bonn anwesende Klimaseniorinnen und die KlimaklägerInnen aus Norwegen und Neuseeland», so der Klimaexperte von Greenpeace Schweiz, Georg Klingler.
Das Oberste Gericht in Wellington hat gerade eine Klimaklage der 26-jährigen Sarah Thomson teilweise gutgeheissen, indem die Klimaziele der früheren Regierung als nicht UN-konform bezeichnet wurden. Die neue Regierung hat bereits angekündigt, dass sie die Ziele revidieren wird.
In Norwegen wird ab dem 14. November ein Gericht urteilen müssen, ob die Vergabe von neuen Ölbohrlizenzen mit dem Pariser Klimaabkommen vereinbar ist. In der Schweiz ist eine Klimaklage gegen den Bund hängig, weil er die Rechte und Gesundheit von älteren Frauen zu wenig schützt. Die Zivilgesellschaft macht somit weiter Druck, und der ist bitter notwendig.