Wer produziert seine Smartphones, Computer oder Tablets am nachhaltigsten? Greenpeace hat die grossen Technologie-Konzerne unter die Lupe genommen. Das Ranking zeigt: Die IT-Branche produziert leider noch immer ziemlich dreckig – es gibt aber Lichtblicke.
Der Wettlauf um die Zukunft ist für viele Technologieunternehmen bloss ein kurzer Sprint: Aufgrund von Innovationen, die nach wenigen Jahren überholt sind, dafür mit einer Menge Altlasten, die sich über die Jahre auftürmen. Mit zu viel schmutzigem Strom wird ein Haufen Geräte produziert, die sich oft weder reparieren noch vernünftig recyceln lassen.
Doch auch in der IT-Branche setzen sich einige Firmen dafür ein, dass die Zukunft, die sie entwerfen, auch lebenswert ist – zum Beispiel indem sie ihre Rechenzentren mit erneuerbaren Energien versorgen. Für einen aktuellen Report liess Greenpeace 17 Elektronikproduzenten hinsichtlich ihres Engagements für den Umweltschutz bewerten. Das Ergebnis: Fairphone und Apple produzieren ihre Geräte vergleichsweise umweltfreundlich.
Zu den Bewertungskriterien des Rankings gehören neben dem Einsatz sauberen Stroms auch die Fragen, inwiefern gefährliche Chemikalien bei der Herstellung zum Einsatz kommen, ob sich die verbauten Rohstoffe leicht recyceln lassen, und ob die Geräte leicht repariert werden können. Dazu hatte Greenpeace gemeinsam mit Experten der US-Firma iFixit im Juni 2017 40 Geräte untersucht.
Apple: Viel Schatten, mehr Licht
Das gute Abschneiden von Apple ist ein zweischneidiges Schwert. Tatsächlich stellt der Technologiegigant konsequent die Weichen für eine CO2-neutrale Produktion: Als einziges Unternehmen hat die Firma aus Cupertino zugesagt, nicht nur Datenzentren und Büros, sondern zukünftig die gesamte Lieferkette mit erneuerbaren Energien zu versorgen. Ausserdem hat Apple angekündigt, in Zukunft keine primären Rohstoffe mehr zu verwenden, sondern nach und nach mit recycelten Materialien zu produzieren.
Das ändert allerdings nichts daran, dass Geräte wie Apples iPhone nur mit Mühe zu reparieren sind. Im Zusammenspiel mit rasanten Produktzyklen, bei denen jedes Jahr ein neues Must-have-Modell vorgestellt wird, führt das zu wachsenden Bergen ausrangierter Technik, die mit hohem Material- und Energieaufwand erzeugt wurde. «IT-Konzerne geben sich ein visionäres, umweltbewusstes Image», sagt Manfred Santen, Greenpeace-Experte für Elektronik. »Gleichzeitig entwickeln viele Marktführer Produkte für die Müllhalde.» Ein Bekenntnis zum Recycling kommt von den wenigsten Herstellern.
Schlechte Noten für Samsung
Schlusslicht des Greenpeace-Checks ist Samsung, der südkoreanische Hersteller von Smartphone-Verkaufsrennern wie der Galaxy-Reihe. Die Firma lässt hauptsächlich in Ostasien produzieren und benutzt dazu nahezu ausschliesslich klimaschädlichen Kohlestrom: Von 16’000 Gigawattstunden Energie, die das Unternehmen 2016 verbraucht hat, stammte gerade mal ein Prozent aus erneuerbaren Energien.
Wie nahezu alle Hersteller – ausgenommen Fairphone – macht sich Samsung kaum Gedanken um die Reparierbarkeit seiner Geräte. Aus diesem Grund war die Brandgefahr der Galaxy-Note-7-Produktreihe auch so ein Debakel für das Unternehmen: Der fehleranfällige Akku liess sich nicht ohne weiteres austauschen. Erst auf Druck von Greenpeace wurden in diesem Jahr die 4,3 Millionen zurückgerufenen Geräte wiederverwertet.
Mit seiner Green-IT-Kampagne fordert Greenpeace nachhaltige und faire Produktionsbedingungen in der Elektronikbranche. Doch auch die Konsumentinnen und Konsumenten können etwas gegen ausufernde Technikfriedhöfe tun: «Die erste Frage vor jedem Kauf sollte immer sein: Brauche ich das Gerät wirklich?», so Santen. Eine ehrliche Antwort kann helfen, die Umwelt zu schützen.