Umweltschutz steht in Norwegen sogar in der Verfassung. Die Regierung erlaubt dennoch hochriskante Bohrungen in der Arktis. AktivistInnen klagen dagegen – und protestieren am nördlichsten Punkt, den die norwegische Regierung jemals für Ölbohrungen freigegeben hat.

Der friedliche Protest von Greenpeace-Aktivisten in der Barentssee wurde nach mehreren Stunden, in denen die Bohrinsel blockiert blieb, von der norwegischen Küstenwache aufgelöst. Die Behörden beschlagnahmten die Arctic Sunrise und verhafteten vorübergehend alle 35 Aktivisten und Besatzungsmitglieder an Bord.

Auch wenn die Crewmitglieder und das Schiff später den Hafen in Tromsö wieder verlassen konnten, sei das ein unrechtmässiges, überzogenes Eingreifen, sagt Truls Gulowsen von Greenpeace Norwegen: «Protest zur See ist international anerkanntes, geltendes Recht, das auf der Freiheit der Schifffahrt fusst. Wir protestieren gegen arktische Ölbohrungen in einem Gebiet, in dem unser Demonstrationsrecht durch internationale Gesetze geschützt ist.»

Zuvor protestierten Greenpeace-AktivistInnen mit Schlauchbooten und Kajaks an der Bohrinsel Songa Enabler des norwegischen Ölkonzerns Statoil und befestigten eine riesige Erdkugel an der Plattform. Menschen aus aller Welt und auch die beiden Klimaseniorinnen, die vor zwei Wochen an Bord der Arctic Sunrise waren (Tagebuch hier), haben ihre Botschaft an die norwegische Regierung auf den Globus geschrieben. Sie alle fordern: Schluss mit riskanten Ölbohrungen in der Arktis.

Klimaklage im November vor Gericht

Der friedliche Protest ist nur der sichtbarste Teil in dem Streit um eine unberührte Arktis. Ob Statoil in der Barentssee nach Öl bohren darf, entscheidet sich wohl in einem Gerichtssaal in Oslo. Ein breites Bündnis von Umweltschützern, darunter Greenpeace Nordic und die Jugendorganisation Nature and Youth, klagt gegen die norwegische Regierung. Denn auch, wenn sie sich im Recht wähnt: Sie verstösst mit den Bohrgenehmigungen gegen die eigene Verfassung.

Die Kläger berufen sich auf den Artikel 112. Der besagt: «Jeder hat das Recht auf eine gesunde Umwelt und eine Natur, deren Produktionsfähigkeit und Vielfalt unverändert erhalten bleibt.» Der Passus schließt ausdrücklich kommende Generationen ein. Doch wer in der Arktis nach Öl bohren lässt, bricht dieses Versprechen. Damit die Erderhitzung unter der kritischen Marke von 1,5 Grad Celsius im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter bleibt, darf der Grossteil der fossilen Brennstoffreserven nicht verbrannt werden und muss im Boden bleiben.

Dank des Ausbaus Erneuerbarer Energien wird das Öl der Arktis für die weltweite Versorgung ohnehin nicht benötigt – hier Öl zu fördern ist verantwortungslos, überflüssig und nicht zuletzt rechtswidrig.

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