Fleischskandale sind keine Einzelfälle, sondern ein Symptom eines nicht nachhaltigen Systems. Eine Reduktion des Fleischkonsums und eine regionale, auf lokalen Ressourcen basierende Tierhaltung ist die Lösung.
Ein neuer Skandal um Gammelfleisch hat die brasilianische Öffentlichkeit und Wirtschaft geschockt. Die brasilianische Polizei hat mit einer Untersuchung aufgedeckt, dass MitarbeiterInnen der Lebensmittelbehörden systematisch bestochen wurden, um Gammelfleisch in Schlachthöfen – die teilweise zu global tätigen Fleisch-Multis gehören – als unbedenklich zu stempeln.
Zu den ekelerregenden Praktiken gehören das Hinzufügen von Chemikalien um Verwesungsgerüche zu verschleiern, die Verwurstung von Schweineköpfen und das Beifügen von Karton als billiges Füllmaterial zu verarbeitetem Geflügelfleisch. Lokale Medien haben zudem berichtet, dass der ehemalige Landwirtschaftsminister sich dem Druck der Fleischindustrie gebeugt hat und einen Generalinspektor eingesetzt hat, der den Betrug gedeckt hat.
Ganze Fleisch-Wirtschaft betroffen
Über 30 Firmen wurden bei der Untersuchung belastet, unter anderem JBS, der weltweit grösste Rindfleisch-Exporteur sowie BRF, der grösste Exporteur von Hühnerfleisch. Viele Länder, darunter auch die Schweiz, haben ein temporäres Importverbot für Fleisch aus Brasilien ausgesprochen, bis die Unbedenklichkeit sichergestellt werden kann. Michel Temer, der brasilianische Präsident, hat nur Stunden nach Bekanntwerden des Skandals versucht zu beschwichtigen und 19 BotschafterInnen in ein Steakhouse eingeladen um zu signalisieren, dass das brasilianische Fleisch sicher sei.
Dies ist reine Augenwischerei: Es handelt sich bei den Skandalen nicht um Einzelfälle, und sie sind nicht auf einzelne Länder beschränkt. Weltweit kommen laufend Betrugsfälle ans Licht, auch bei Schweizer Detailhändlern wie Coop, Migros, Manor und unabhängigen Metzgern. Zudem treten immer wieder Seuchen wie Schweinegrippe, Vogelgrippe oder Infektionen auf, die dazu führen, dass Tierbestände in ganzen Regionen getötet werden.
Grosse globale Probleme wegen Fleischwirtschaft
Der Grund dafür ist einfach: Wir essen zu viel Fleisch und wollen keinen fairen Preis dafür bezahlen. Billiges Fleisch ist nur mit einer industriellen Massenproduktion möglich. Mit zu vielen Tieren auf zu engem Raum, Importen von Futtermitteln aus der ganzen Welt, präventivem Einsatz von Antibiotika und der Verschmutzung von Gewässern durch den Eintrag von Gülle. Die globale Produktion von Fleisch, Milch und Eiern ist zudem für über 14 % der globalen Treibhausgasemissionen verantwortlich und ist der grösste Treiber der Entwaldung im Amazonas.
Laut WHO werden weltweit bereits mehr Antibiotika an gesunde Tiere verabreicht als an kranke Menschen — als Wachstumsförderer und präventiv, um möglichst viele Tiere auf möglichst wenig Platz mit möglichst geringem Aufwand halten zu können. In der Schweiz sind das jährlich immerhin etwa 50 Tonnen Antibiotika, grob gerechnet also rund 1 kg pro Viehhalter. Je mehr Antibiotika in die Umwelt gelangen, umso schneller bilden Bakterien Resistenzen gegen diese — ein grosses Problem für die Humanmedizin.
Umdenken nötig
Es ist höchste Zeit für einen Wandel: Wir müssen viel weniger Fleisch essen. Wir brauchen nicht täglich Fleisch, um gesund und glücklich zu sein. Es gibt endlose Möglichkeiten, ohne Fleisch abwechslungsreich und lecker zu kochen. Und wenn es dann mal Fleisch sein soll, ist es wichtig zu wissen, woher es kommt und wie es produziert wurde. Der brasilianische Skandal zeigt klar, dass die industrielle Produktion nicht der richtige Weg ist. Vielmehr ist eine lokal angepasste Produktion, die auf den verfügbaren Ressourcen basiert, höchste Tierwohlstandards einhält und möglichst ohne Medikamente auskommt, die Lösung für die Zukunft.
Egal ob du dich vegan, vegetarisch oder flexitarisch ernährst, wir können alle Teile der Lösung sein wenn wir uns mehrheitlich pflanzlich ernähren und somit die weltweit exorbitante Nachfrage nach Fleisch reduzieren. Wenn wir auch unsere Regierungen dazu bringen, die Gesundheit der Menschen und des Planeten ernst zu nehmen, werden solche Skandale der Vergangenheit angehören.