Die Markteinführung des iPhones veränderte 2007 einen ganzen Techniksektor, Smartphones sind seitdem nicht mehr aus dem Alltag wegzudenken. Mit Folgen: Die Hersteller verursachen mit ihren kurzlebigen Geräten und unnötig schnellen Produkte-Zyklen massive Umweltschäden und katastrophale Arbeitsbedingungen.
Smartphones sind schlecht zu reparieren, schlecht aufzurüsten, schlecht zu recyceln. Für die Konsumentinnen ist das ärgerlich – und kann für die Hersteller richtig teuer werden. Das musste Samsung erfahren, als die Batterie seines Galaxy-Note-7-Modells in einigen Fällen Feuer fing, und der Elektronikkonzern eine riesige Rückrufaktion starten musste. 4,3 Millionen Geräte sind von den technischen Problemen betroffen – einen überzeugenden Plan für die Entsorgung oder Wiederverwertung der Telefone konnte das Unternehmen bislang nicht vorstellen. Aus dem Smartphone ist für Samsung ein Sorgentelefon geworden.
UmweltschützerInnen bereiten die Geräte bereits länger Kopfzerbrechen. Ein aktueller Report von Greenpeace wirft Licht auf zehn Jahre Smartphones und wie sie die Welt verändert haben. Nicht nur zum Guten. Mit der Einführung des iPhones 2007 wurde mobiles Telefonieren von Grund auf – und flächendeckend – anders. Unterwegs Gespräche empfangen ist nur noch eine von unzähligen Funktionen, dafür trägt fast jeder einen extrem leistungsfähigen Kleinstcomputer in der Tasche, mit Mini-Anwendungen für jeden Zweck.
Mittlerweile liegt die Marktabdeckung in einigen Ländern bei knapp 90 Prozent, etwa in Deutschland und Südkorea. In der Branche nennt man eine so durchschlagende Veränderung technischer Gewohnheiten «disruptiv»: sozusagen eine Unterbrechung des Betriebs, der danach nicht mehr derselbe ist. Bedauerlicherweise gilt das nicht nur für den Techniksektor. Die Produktion von Smartphones verändert auch unsere Umwelt.
Schmutziger Energiemix in beispielloser Menge
Zum einen verbraucht ihre Herstellung extrem viel Energie. In den vergangenen zehn Jahren verschlang die Smartphone-Produktion weltweit 968 Terawattstunden Strom, das entspricht der kompletten Energieversorgung Indiens in einem Jahr. Die meisten Fabriken stehen in Ostasien, alleine China ist für 57 Prozent des weltweiten Exports von Smartphones verantwortlich. Der dort verwendete Energiemix fusst zu 67 Prozent auf Kohle und schadet damit erheblich dem Klima.
Mit dieser Energie lassen sich eine Menge Telefone bauen. Wären alle jemals produzierten Smartphones noch betriebsfähig, könnte jeder einzelne Mensch auf dem Planeten eines besitzen: 7,1 Milliarden Geräte wurden bislang hergestellt. Diese irrwitzige Zahl lässt sich mit dem kurzen Lebenszyklus der Mobiltelefone erklären. Im Schnitt nutzen die KonsumentInnen ihr Smartphone-Modell etwas über zwei Jahre, nämlich 27 Monate. Smartphone-Hersteller machen es ihnen allerdings auch schwer, funktionsuntüchtige Geräte einfach zu reparieren. Beispielsweise hatten nur zwei von 13 Modellen, die Greenpeace USA und iFixit, eine Onlineplattform für Reparaturanleitungen, getestet haben, leicht austauschbare Akkus. Sobald die Batterie schwächelt, kaufen viele darum gleich ein neues Handy. Recycelt werden die wenigsten ausgemusterten Telefone: Mutmasslich weniger als 16 Prozent des weltweiten Elektroschrotts werden in irgendeiner Form wiederverwertet.
Recyceln und reparieren
Dass Mobiltelefone eine längere Lebensdauer haben, ist aber ein wichtiger Beitrag zum Umweltschutz: Für ihre Herstellung werden Edelmetalle und so genannte Seltene Erden gebraucht, die unter grossem Energieaufwand und mittels gesundheitsschädigender Chemikalien gefördert werden. Jedes reparierte Telefon schont Ressourcen. Im Auftrag von Greenpeace berechnete das deutsche Oeko-Institut, dass sich die Smartphone-Lebensdauer im Schnitt um 1,5 Jahre verlängern liesse. Nimmt man all das zusammen – Energieaufwand, kurze Lebensspanne und geringe Recyclingquote – wird klar, dass es so nicht endlos weitergehen kann. Samsung hat mit dem Note-7-Debakel Lehrgeld bezahlt und sollte nun die richtigen Konsequenzen ziehen: Smartphones müssen reparaturfähig und recycelbar sein und damit länger leben. Einen Anfang kann der Konzern mit den 4,3 Millionen Note-7-Geräten machen – und ihre Komponenten, soweit es möglich ist, wiederverwenden.
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