Eine rücksichtslose Palmölindustrie facht die Waldbrände in Indonesien an – doch deren Geld kommt von internationalen Banken. Ein neuer Greenpeace-Bericht zeigt die Verstrickungen auf — sie reichen bis nach Zürich.
Jahr für Jahr brennen in Indonesien die Wälder. Das Phänomen ist allzu vertraut, es wiederholt sich mit erbarmungsloser Regelmässigkeit – und es ist rein menschengemacht. Denn Palmölproduzenten legen für ihren Anbau Torfmoore trocken, roden riesige Waldflächen und bereiten so das Feld für Waldbrände und Schwelbrände unter der Erde. Weite Landstriche verqualmen, mit schweren gesundheitlichen Folgen für die dort lebenden Menschen. Seit 1990 wurden in Indonesien rund 31 Millionen Hektar Regenwald zerstört: eine Fläche fast so gross wie die von Deutschland.
Wenn das bekannt ist: Wie kann es sein, dass Banken skrupellos agierenden Palmölproduzenten weiterhin Mittel für ihre rücksichtslosen Geschäfte bereitstellen? Unser Bericht (engl.) wirft Licht auf die Geldvergabe internationaler Banken (engl.), allen voran die am Zürcher Paradeplatz vertretene HSBC, welche mit grosszügigen Krediten zur Ausbeutung der indonesischen Regenwälder beitragen – um damit Profit zu machen.
Todesursache Luftverschmutzung
Die Waldbrände sind ein gewaltiger jährlicher CO2-Eintrag fürs Weltklima. Im Herbst 2015, auf dem Höhepunkt der Brände, überstiegen die täglichen Treibhausgasemissionen des Inselstaats regelmässig die der USA. Doch der Geldfluss schadet vor allem den direkt durch die Feuer betroffenen Menschen in Indonesien: Eine gemeinsame Studie der Universitäten Columbia und Harvard schätzt, dass mehr als 100’000 Erwachsene durch die Luftverschmutzung vorzeitig den Tod fanden.
Seit 2012 haben HSBC und weitere Geldinstitute, darunter auch die Schweizer Grossbank Credit Suisse, sechs Palmölfirmen insgesamt 16,3 Milliarden Dollar an Krediten gewährt, hinzukommen zwei Milliarden Dollar in Unternehmensanleihen. Zwar hat HSBC für sich selbst Richtlinien in Sachen Forst- und Landwirtschaft festgelegt, auch solche, die Palmöl betreffen – und sich ausdrücklich gegen fragwürdige Geschäftspraktiken wenden. Auch die Credit Suisse verfügt über Sektorrichtlinien zur Forst- und Agrarwirtschaft, inklusive Palmölproduktion. Es hapert jedoch an der Umsetzung dieser Richtlinien. Die finanzierten Palmöl-Firmen haben eine lange und gut dokumentierte Vergangenheit als Regenwaldzerstörer. Sie beuten Arbeiterschaft und Bevölkerung aus und schüren damit soziale Konflikte; Kinderarbeit und Brandrodungen sind an der Tagesordnung. Im Bericht genannt ist auch die IOI-Gruppe. Sie steht insbesondere wegen ihrer zwielichtigen Zulieferer in der Kritik.
Schwache Standard, keine Kontrollen
HSBC, Credit Suisse sowie die von ihnen finanziell unterstützten Firmen sind alle Mitglieder des RSPO (Roundtable on Sustainable Palm Oil), einem Bündnis, das sich zu einer «nachhaltigeren» Palmölproduktion verpflichtet hat. Klingt erst einmal gut; doch seit Jahren weisen wir darauf hin, dass das damit verbundene Regelwerk nicht weitreichend genug ist, und selbst diese schwachen Standards nicht konsequent umgesetzt werden. Beim Waldschutz auf dieses unzureichende Zertifikat zu verweisen, ist leichtfertig und verantwortungslos. HSBC, Credit Suisse und die weiteren genannten Banken könnten besonders rücksichtslosen Palmölproduzenten Einhalt gebieten: indem sie ihnen den Geldhahn zudrehen.
Palmöl ist ein wichtiges landwirtschaftliches Erzeugnis; es geht nicht darum, komplett darauf zu verzichten. Doch der Verbrauch des Öls muss sich deutlich reduzieren, um den Druck auf die verbliebenen Wälder zu senken. Das heisst zum Beispiel, dass Palmöl nicht als vermeintlich klimafreundlicher Agrosprit Diesel beigemischt wird. In Europa landet mittlerweile der Grossteil des verwendeten Palmöls im Tank von Dieselautos. Zudem müssen Ölpalmen nach strengen ökologischen und sozialen Mindeststandards wie denen der Palm Oil Innovation Group (POIG) angebaut werden.
Wenn sie zu ihren eigenen Nachhaltigkeitsversprechen stehen, müssen die grossen Geldgeber künftig solche Produzenten unterstützen, die nachweislich Regenwald und Torfmoore erhalten und Menschenrechte achten — für Mensch und Tier, für den Wald und das Weltklima.