Der Ökologische Schuldentag 2007 ist erreicht. Seit letztem Samstag, dem 6. Oktober sind alle weltweit verfügbaren natürlichen Ressourcen, die unsere Erde in diesem einen Jahr regenerieren kann, ausgeschöpft. Ausgebeutete Rohstoffe können nicht mehr auf natürliche Weise ersetzt, Müll, den wir erzeugen, nicht mehr abgebaut werden. Treibhausgase, die wir jetzt noch in die Atmosphäre blasen, kann das Ökosystem Erde nicht mehr ausgleichen.
Zürich/Hamburg. Wissenschaftler des Global Footprint Network in Kalifornien und der Londoner New Economic Foundation sind mit Hilfe des sogenannten Ökologischen Fussabdrucks zu diesem Ergebnis gekommen. Sie verarbeiteten eine Fülle von Daten, die ihnen UNO und FAO zur Verfügung stellten.
Beim Vergleich mit früheren Jahren stellten sie fest, dass der Ökologische Schuldentag immer früher eintritt. Vor 20 Jahren fiel er noch auf den 19. Dezember. Die Phase des Raubbaus wird jährlich länger. Sie geht auf das Konto lediglich eines Viertels der Weltbevölkerung.
«Ab jetzt leben wir Menschen für den Rest des Jahres ökologisch auf Pump», erklärt Andree Böhling, Energieexperte von Greenpeace Deutschland. «Da wir weltweit mehr Ressourcen verbrauchen als die Erde zur Verfügung stellt, treiben wir unsere natürlichen Lebensgrundlagen in den Ruin.»
Als Folgen dieses kurzsichtigen Wirtschaftens nennt Böhling die Zerstörung einzigartiger Ökosysteme, Bodenerosion, Überfischung und kahlgeschlagene Wälder. «Zuerst zerstören wir die Natur, letztendlich gefährden wir aber unsere eigene Existenzgrundlage. Das haben Politik und Industrie bis heute nicht wirklich verstanden.»
Besonders deutlich wird der Raubbau am Beispiel der Braunkohle: Deren Verfeuerung ist die klimaschädlichste und ineffizienteste Art, Energie zu erzeugen. Kein anderer Energieträger setzt pro erzeugter Kilowattstunde Strom mehr Kohlendioxid frei. Zudem werden durch das Abbaggern der Braunkohle nicht nur Wohnstätten der Menschen sondern auch wertvolle Naturräume unwiederbringlich zerstört.
«Heute beuten wir in neun Monaten aus, was die Erde in einem Jahr wiederherstellen kann. Trotzdem leben drei Viertel der Menschheit noch in äußerst bescheidenen, oft menschenunwürdigen Verhältnissen», betont Böhling. «Wir müssen unsere Wirtschaftsweise ändern. Wir leben in einer begrenzten Welt und unser Lebensstil und unsere Wirtschaft müssen sich danach richten. Wir brauchen Konzepte für eine global faire Ökonomie.»
Mit dem Ökologischen Fussabdruck lassen sich der Bedarf des Menschen an Nahrung, Energie und Konsumgütern sowie seine Auswirkungen auf die Umwelt erfassen. Die Größe des Fussabdrucks entspricht der Fläche, die benötigt wird, um Rohstoffe zu reproduzieren und Schadstoffe abzubauen. Vergleicht man den Fussabdruck mit der weltweiten Fähigkeit der Ökosysteme, Ressourcen zu erneuern und Abfälle aufzunehmen, ergibt sich das Datum des Ökologischen Schuldentages.