Internationaler Landwirtschaftsbericht fordert radikale Umkehr bei Agrarforschung und Entwicklung
Archivbild 2002. Greenpeace Aktivisten markieren Parzellen mit genmanipuliertem Raps ©Andreas Schoelzel/Greenpeace
Zürich/Bonn. Gestern wurde in London,
Washington, Nairobi und anderen Städten der Welt eine ernüchternde
Abrechnung mit der industriellen Landwirtschaft veröffentlicht. Der
internationale Bericht zur landwirtschaftlichen Forschung und
Technologie für Entwicklung ruft die Weltgemeinschaft zu
fundamentalen Veränderungen in der Landwirtschaft auf, um rasant
steigenden Preisen, Hunger, sozialer Ungerechtigkeit und
ökologischen Desastern Einhalt zu gebieten.
Der Bericht ist der Konsens von über 400 Wissenschaftlern, der
gemeinsam von Regierungen, UNO-Organisationen, Wirtschaft und
Nichtregierungsorganisationen ausgewählt wurde. Sein Fazit: Das
alte Paradigma einer industriellen Landwirtschaft mit hohem
Energie- und Chemikalieneinsatz ist nicht mehr zeitgemäss. Die
volle Einbeziehung lokalen und indigenen Wissens, die Stärkung von
Frauen, die die Hauptlast landwirtschaftlicher Arbeit in den
Entwicklungsländern tragen, und ein Forschungsschwerpunkt auf
kleinbäuerliche und agro-ökologische Anbaumethoden sind wesentliche
Elemente einer Landwirtschaft, die den Weg aus der derzeitigen
Krise weisen. Deutlicher als je zuvor betont der Bericht, dass die
Landwirtschaft kein Produktionssystem wie jedes andere ist, sondern
seine Funktionen für Natur und Gesellschaft ebenso wichtig sind. Er
weist darauf deutlich hin, dass Staaten und Gemeinden demokratisch
und souverän ihre Ernährungs- und Landwirtschaftspolitik selbst
bestimmen müssen und die kleinsten Landwirte die grössten Verlierer
des Weltmarktes sind.
Der Bericht, der vergangene Woche im südafrikanischen
Johannesburg von 60 Regierungen verabschiedet wurde, ist in einem
mehrjährigen, einzigartigen Prozess entstanden. Auf Initiative der
der Weltbank hatten Regierungen, UN-Agenturen, führende
Forschungseinrichtungen, Industrie und Zivilgesellschaft sich
gemeinsam auf unabhängige Experten geeinigt, deren Ergebnisse
zweimal zur öffentlichen Diskussion gestellt und überarbeitet
wurden ehe sie nun von den Regierungsvertretern verabschiedet
wurden.
The International
Assessment of Agricultural Science and Technology for Development
(IAASTD)