Wer haftet, wenn beispielsweise die Maisernte eines kleinen kenianischen Bauern gentechnisch verunreinigt worden ist? Um solche Fragen geht es diese Woche bei den Verhandlungen zum Cartagena Protokoll in Bonn. Die Konferenz findet im Vorfeld der CBD-Konvention über biologische Vielfalt statt.


Luftaufnahme eines Kornkreises mit einem «Verbotszeichen» Feld in Nordspanien, auf dem gentechnisch veränderter Mais angebaut wird. ©Greenpeace/Pedro Armestre

Immer wieder werden illegale gentechnisch
verunreinigte Produkte auf dem Markt gefunden, vor allem Reis- und
Maisprodukte. Für die vergangenen zehn Jahre wurden insgesamt 216
Kontaminationen in 57 Ländern belegt, obwohl der Anbau von
Gentech-Pflanzen global bislang keine grosse Rolle spielt.

Das Nachsehen haben die Geschädigten, ob es um
ihr Einkommen oder ihre Gesundheit geht. Nirgendwo ist
international geregelt, wer für Schäden aufkommen muss. Keine
Versicherung ist bereit, die Risiken der Gentechnik abzudecken.

Die weltweite Biosicherheit ist im Cartagena
Protokoll vom 11. September 2003 festgehalten. Das Protokoll geht
auf einen Beschluss der CBD-Vertragsstaaten im Jahr 1995 zurück. Es
regelt den grenzüberschreitenden Handel und Umgang mit gentechnisch
veränderten Organismen. Fragen zu Haftung und Wiedergutmachung
beantwortet es bislang nicht. Das soll jetzt nachgeholt werden.

Die Verhandlungen sind schwierig. Der Anbau von
Gentech-Pflanzen konzentriert sich heute im Wesentlichen auf vier
Länder: USA (Spitzenreiter mit 53 Prozent), Argentinien, Brasilien
und Kanada. Naturgemäss sind weder Staaten wie die USA noch die
Gentechnikkonzerne an strengen Haftungsregeln interessiert.

Es ist seltsam: Diejenigen, die am lautesten
behaupten, dass die Gentechnik sicher sei, sträuben sich am meisten
gegen verbindliche Haftungsregeln. Warum wohl? Dabei ist doch
völlig klar: Wer den Schaden verursacht, muss für ihn geradestehen.
Die Konzerne müssen haften.

Gentech-Pflanzen gehören neben der
Urwaldzerstörung zu den grossen Gefahren auch für die
Artenvielfalt. 75 Prozent der landwirtschaftlich genutzten
Kultursorten sind im 20. Jahrhundert verschwunden. Industrielle
Landwirtschaft, Monokultur, Chemie und Gentechnik – das ist das
Paket, das die Vielfalt in der Nahrungsmittelerzeugung bedroht.

Die industrielle Landwirtschaft setzt auf
Massenproduktion und Monokultur. Monokultur ist anfällig für
Schädlinge. Gegen Schädlinge wird die Chemiekeule hervorgeholt.
Gentech-Pflanzen sind resistent gemacht gegen die Chemiekeule oder
so verändert, dass sie ihr eigenes Gift produzieren.

Die grossen Agrokonzerne wie Monsanto und
Syngenta verdienen an beidem: an der Chemiekeule und der
Gentech-Saat. Der neue Agrosprit-Boom heizt den Drang zur
Monokultur auf Kosten der Artenvielfalt weiter an.

Eine andere
Landwirtschaft ist möglich und nötig

14.05.2008: Kommentar zu den Plänen für
eine Verlängerung des Gentech Moratoriums

Greenpeace begrüsst die bundesrätlichen Pläne für eine
Verlängerung des Moratoriums für eine gentechnikfreie
Landwirtschaft. Die weltweiten Erfahrungen mit dem Anbau von
Gentech-Pflanzen zeigen, dass eine Koexistenz in der kleinräumigen
Schweiz nicht möglich ist. Der Anbau von Gentech-Pflanzen gefährdet
die Umwelt und fördert eine intensive, umweltschädliche
Landwirtschaft.