Nach der nicht abreissenden Pannenserie in der Atom-Aufbereitungsanlage in Tricastin bei Avignon hat heute Greenpeace Frankreich zwei Strafklagen eingereicht. Zuvor hatte die Polizei das Büro des inzwischen entlassenen Direktors der Anlage durchsucht und zahlreiche Unterlagen sichergestellt.


© Greenpeace/AKW Tricastin

Nach Informationen der Zeitung Le Parisien
wollten die Ermittler herausfinden, ob die gesetzlich
vorgeschriebenen Abläufe eingehalten worden seien. Bereits
eingeräumt wurde von der Chefin des Atomkonzerns Areva, Anne
Lauvergeon, dass die Öffentlichkeit eher hätte informiert werden
sollen.Die Information über die Kontaminierung zweier Flüsse war
zurückgehalten worden, als vor knapp drei Wochen 74 Kilo Uran aus
einem beschädigten Überlaufbecken der Anlage in Tricastin in die
Umwelt gelangt waren.

Die Ermittlungen in Tricastin gehen weiter. So
soll geklärt werden, warum nur wenige Tage später 100 Angestellte
bei einer Kontrolluntersuchung erhöhte Strahlenwerte aufgewiesen
haben. Die Belastung sei nur gering gewesen, behauptete der
Betreiber lapidar. Doch ist es unklar, warum die Betroffenen
überhaupt der Strahlung ausgesetzt gewesen sind.

Am Dienstag den 29. Juli melden die Agenturen
erneut einen Zwischenfall in Tricastin. Während die Sprecherin des
Werks von Fehlalarm spricht,  war der Grund für den Alarm gemäss
einem Ingenieur ein radioaktives Leck:  45 Personen seien zur
Untersuchung ins Spital eingewiesen worden, wobei man «extrem
schwache  Spuren von Radioaktivität» bei zwei Beschäftigten
festgestellt habe.

Umweltorganisationen verlangen Aufklärung und
Bestrafung

Gestern hat die Organisation «Sortir du
Nucléaire» wegen dem ersten und schwersten Vorfall Anzeige gegen
Unbekannt erstattet, um das katastrophale Krisenmanagment der
vergangenen Wochen aufzuklären. Heute doppelte Greenpeace
Frankreich mit zwei Strafklagen nach; einerseits gegen die 
Areva-Tochterfirma und Anlagen-Betreiberin Socatri wegen
Gewässerverschmutzung, andererseits gegen Areva selbst wegen
unerlaubter Ablagerung von radioaktiven Abfällen. Bei den aktuellen
behördlichen Untersuchungen ist man nämlich auf eine alte
Grundwasserverschmutzung gestossen, verursacht durch eine nicht
abgedichtete Deponie auf dem Areal des Atomkonzerns.

Leo Scherer, Atomkampagne Greenpeace Schweiz:
«Diese Pannenserie in französischen Atomanlagen mit Folgen für
Menschen und Umwelt macht deutlich: Atomtechnik ist unbeherrschbar.
Die Schweiz sollte sich die jüngsten Vorfälle im Nachbarland zu
Herzen nehmen. Wir dürfen es nicht zulassen, dass Schweizer
Stromunternehmen neue, riskante AKWs bauen.»

» Link zur französischen
Medienmitteilung:

» mehr zum Skandal um das AKW
Tricastin

» Stärken Sie Greenpeace Schweiz im Einsatz
für erneuerbare Energien und gegen den
Klimawandel.