Liebe Freunde
Ich weile für das Greenpeace-Jugendprojekt in der Demokratischen Republik Kongo (DRK). Um die Bevölkerung und deren Lebensbedingungen besser zu schützen, hat die Umweltorganisation Greenpeace diesen Monat ihre ersten Büros in Afrika eröffnet. Im Rahmen der Eröffnungsaktivitäten werde ich während drei Wochen Workshops organisieren und mit einem mobilen Solarkino durch die Dörfer ziehen. Ziel ist es, die lokale Bevölkerung mit der Solarenergie vertraut zu machen. Hier, im zweitgrössten ursprünglichen Regenwald der Erde und Lebensraum leben über 40 Millionen Menschen und viele seltene Pflanzen- und Tierarten.
Nach dem letzten Krieg im Kongo von 1998 bis 2002 erholt sich das Land nur langsam. Die Weltbank und verschiedene Entwicklungsbehörden machten sich auf, das angeschlagene Land zusammen mit der kongolesischen Regierung sowie der Bevölkerung wieder aufzubauen. Was gut tönt, doch ist hier alles nicht so einfach: Die Regierung ist schwach, die Korruption überall und multinationale Konzerne aus der ganzen Welt beuten die Naturschätze der Urwälder des Landes aus. Mit den entsprechenden Folgen für die lokale Bevölkerung, die ihren Lebensraum verliert.
Greenpeace und andere Nichtregierungsorganisationen unterstützen die lokale Bevölkerung nun im Kampf gegen den Ausverkauf ihrer Heimat. Mit kongolesischen Partnern entwickeln wir nachhaltige lokale Lösungen und Handlungsmöglichkeiten. Anlässlich des Jahrestreffens der Weltbank und des Internationalen Währungsfonds (IWF) in Washington hatten Jugendliche aus Kamerun und der DRK die Gelegenheit, ihre Anliegen beim Weltbank-Präsidenten Robert Zoellick höchstpersönlich anzubringen. In ihrer Petition sprechen sie sich gegen die industrielle Abholzung im Kongobecken, die verheerende Folgen für Einwohner, Natur und Klima hat.
Die Workshops sind in Boma geplant. Die Stadt liegt 500 Kilometer östlich von Kinshasa, der 10 Millionen-Stadt, die ich als surreal erlebe. Hier sitzen viele Leute in ihren Stühlen auf der Strasse, als wären wir in einem Dorf. Unzählige Ruinen zeugen davon, dass diese Stadt auch schon bessere Zeiten gesehen hat. In den 1970er-Jahren wurde die Stadt «Kin la Belle» genannt, heute sprechen die Einheimischen nur von «Kin la PouBelle».
Derzeit treffe ich mich mit verschiedenen Greenpeace-Mitarbeitern des neuen Kongo-Büros und anderen Ländern, bevor ich nach Boma reise, um mit der lokalen Bevölkerung die weiteren Aktivitäten zu organisieren.
Ich melde mich wieder.
Christian Gyr