Bis heute fehlt für den Prototyp des neuen Europäischen Druckwasserreaktors (EPR) im finnischen Olkiluoto ein überzeugendes Sicherheitskonzept. Das geht aus einem Schreiben der finnischen Atombehörde vom Dezember 2008 hervor, das jetzt an die Öffentlichkeit gelangte. Greenpeace fordert eine sofortige Rücknahme der Baugenehmigung.
Greenpeace-Aktivisten in Schlauchbooten protestieren gegen den Bau des neuen Atomreaktors in Olkiluoto, Finnland.© Henna Tahvanainen / Greenpeace
In dem durchgesickerten Schreiben mahnt die finnische Atombehörde (STUK) bei der Herstellerin Areva ein Konzept an, das den fundamentalen Prinzipien nuklearer Sicherheit gerecht werde. Den Vertretern des französischen Atomkonzerns fehle es an der richtigen Einstellung oder an professionellem Know-how. Dadurch blieben Probleme ungelöst, Fehler würden nicht korrigiert.
Der alarmierende Mangel an Kompetenz steht in besonderem Kontrast zu dem Bild, das der Atomstromkonzern öffentlich zu vermitteln versucht – von der Atomkraft allgemein und seinem Prestigeprojekt EPR insbesondere. Der neue Reaktortyp wird als besonders sicher gepriesen. Die französische Regierung bewirbt ihn in aller Welt. Auch die Schweiz hätte im Fall eines AKW-Neubaus aller Wahrscheinlichkeit nach mit genau diesem Reaktormodell zu rechnen.
Der Bau in Olkiluoto bereitet Probleme, seit er gestartet wurde. Nach vier Jahren Bauzeit liegt er um drei Jahre hinter der Planung zurück. Die Kosten sind um 50 Prozent gestiegen. Und immer wieder tauchen ernste Probleme auf, welche die Fertigstellung weiter verzögern.