Das Greenpeace-Schiff Arctic Sunrise hat das erste Ziel der mehrmonatigen Arktis-Expedition erreicht. Zusammen mit Klimawissenschaftlern erforschen Greenpeace-Experten jetzt die Auswirkungen des Klimawandels auf den Petermann-Gletscher an der Nordwestseite Grönlands. Satellitenaufnahmen zeigen, dass von einem der größten und nördlichsten Gletscher der Insel ein 87 Quadratkilometer großes Stück abzubrechen droht.
Die «Arctic Sunrise» stößt mit ihrem Bug gegen die Eiskante des Nordpolarmeeres. Von hier bis zum Pol gibt es nur noch Eis.
Dr. Jason Box (Byrd Polar Research Centre, Ohio State University) und Dr. Alan Hubbard (Aberystwyth University) wollen den Abbruch mit Hilfe von Zeitlupenkameras und -Systemen dokumentieren und den Lauf des Gletschers vermessen.
Seit einigen Jahren beobachten Forscher, dass das arktische Eis viel schneller schmilzt als bisherige Klimamodelle errechnet haben. Mit Hilfe der jetzt von Greenpeace-Expedition auf dem Gletscher installierten Kameras können die Bewegung des Eisfeldes und der Abbruch in Zeitlupe festgehalten werden. Zusammen mit weiteren ozeanographischen Vermessungen erhoffen sich die Klimaforscher, ein ganzheitliches Bild der Gletscherschmelze auf Grönland zu erhalten.
Wissenschaftler vermuten, dass die Eisschmelze in stärkerem Maß durch Veränderungen der Faktoren unter Wasser und nicht wie bisher angenommen maßgeblich von atmosphärischen Veränderungen verusacht werden. Erst kürzlich prognostizierten Experten einen neuen Negativrekord der arktischen Eisschmelze. Ein erstes Indiz dafür: Um den Petermann-Gletscher zu erreichen, musste die Arctic Sunrise durch die Nares-Straße fahren. Eine Meerenge zwischen der kanadischen Ellesmere Insel und Grönland, die unter normalen Bedingungen bis Ende August aufgrund von Eisgang schwer zu navigieren ist. Die Umweltschützer fanden den Seeweg nahezu eisfrei und erreichten den Petermann-Gletscher früher als geplant.
Die Veränderungen in der Arktis haben globale Auswirkungen. Ein vollständiges Abschmelzen des Grönland-Eisschelfs würde zu einem Anstieg des Meeresspiegels von etwa sieben Metern führen, ein Anstieg um nur einen Meter bereits rund 150 Millionen Menschen direkt betreffen. Dazu gehören vor allem Bangladesh oder pazifische Inselstaaten wie Tuvalu. Zeitgleich mit der Arctic Sunrise in der Arktis ist das Greenpeace-Flaggschiff Esperanza im Pazifik unterwegs. Die Besatzung will dort die Folgen der klimatischen Veränderungen für Mensch und Natur dokumentieren.
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