Der brasilianische Regenwald erhält eine weitere kleine Atempause. Ein Jahr mehr wird in dem Land keine Soja von neu gerodeten Urwaldflächen gehandelt. Das haben der Verband der Soja-Händler (Abiove), Greenpeace und andere Umweltverbände auf einer Pressekonferenz am Dienstag bekannt gegeben.
Luftaufnahme von Brandrodungen im Amazonas. Mit Brandrodungen werden grosse Flächen Regenwald zerstört um Platz zu machen für Soja-Monokulturen oder Rinderzucht. ©Greenpeace/Beltrà
Drei Jahre ist es her, dass die grössten brasilianischen Soja-Händler zum ersten Mal einem zweijährigen Stopp des Handels zugestimmt haben. Davor hatte Greenpeace mit einer Kampagne auf die Bedrohung durch die Regenwaldrodung aufmerksam gemacht.
Der brasilianische Amazonas-Urwald speichert – wie alle tropischen Regenwälder – Kohlendioxid aus der Luft und gibt Sauerstoff ab. So ist er ein Teil unserer globalen grünen Lunge und ein wichtiger Faktor für das Klimasystem. Der Amazonas-Regenwald speichert geschätzte 80 bis 120 Milliarden Tonnen Kohlenstoff. Würde er komplett vernichtet, entstünde eine riesige Menge an Kohlendioxid.
Als Verbraucher sind wir direkt mit dem Soja-Anbau in Brasilien verbunden. So wird ein Grossteil der im Amazonas-Gebieten angebauten Bohnen als Ausgangsstoff für Agro-Diesel oder Tierfutter nach Europa exportiert. Grosse Firmen wie McDonalds, Ritter Sport, Carrefour und Marks & Spencer haben nach Veröffentlichung des Greenpeace-Reports «Eating up the Amazon» im Jahr 2006 reagiert und die brasilianischen Lieferanten aufgefordert, sich nicht an der Zerstörung des Regenwaldes für den Soja-Anbau zu beteiligen.
Eben diese Soja-Abnehmer haben auch jetzt die Verlängerung des bestehenden Moratoriums unterstützt und zu diesem Erfolg mit beigetragen. Dennoch, gerettet ist der Amazonas deswegen noch lange nicht. Nicht nur der Anbau von Tierfutter macht dem Regenwald zu schaffen. Darüber hinaus wird viel Urwald zur Zucht von Rindern gerodet. Brasilien ist der grösste Rinder-Exporteur weltweit. Die Tiere werden für die Fleisch- und Lederindustrie gezüchtet – 40 Prozent davon auf Weideflächen, die einmal Regenwald waren.
So ist die Verlängerung des Sojamoratoriums zwar ein Erfolg, aber es gibt noch viel Überzeugungsarbeit zu leisten. Die erneute Verlängerung des Soja-Moratoriums ist immens wichtig für den Erhalt des Regenwaldes am Amazonas, da das Moratorium nach nunmehr drei Jahren jetzt wirklich zu greifen beginnt. Die Initiative der Soja-Händler sollte ein Beispiel für andere Unternehmen sein, wie etwa die Fleisch- und Lederindustrie, die noch immer tief in Urwaldzerstörung verstrickt ist. Der Amazonas-Regenwald ist für alle Menschen alleine wegen seiner Relevanz für das weltweite Klima zu kostbar um ihn zu zerstören.
Über das Moratorium hinaus fordert Greenpeace nun klare gesetzliche Regelungen zum Schutz des brasilianischen Regenwaldes. Ziel ist es ab 2015 eine Politik der Null-Entwaldung zu erreichen, bei der Wald ökologisch nachhaltig genutzt wird und grosse Urwaldflächen geschützt werden.
Rinderzucht zerstört den Regenwald