Vermutungen und Hinweise gibt es seit Jahren, jetzt hat ein Spezialroboter der kalabresischen Staatsanwaltschaft das Schiffswrack auf dem Meeresgrund gefilmt. Zu sehen sind Fässer, die aus einem Loch im Schiffsrumpf quellen.
Vermutlich handelt es sich bei dem Schiff um die «Cunski», beim Inhalt der Fässer um giftigen Müll, mit hoher Wahrscheinlichkeit um Atommüll. Ob Staatsanwalt Bruno Giordano das Geld bekommen wird, um den Inhalt der Fässer in 500 Meter Tiefe zu untersuchen, steht im Moment noch in den Sternen.
Nähere Hinweise zum Ort des Absaufens der «Cunski» bekam Giordano vom früheren Mafia-Boss Francesco Fonti. Im Auftrag der kalabresischen Mafia «Ndrangheta» habe er 1992 vor der Küste gleich drei Giftschiffe mit Dynamit bestückt und gesprengt, erklärte der «reuige» Mafia-Boss.
Dafür, dass sich in den Giftfässern radioaktiver Müll befindet spricht Einiges: Giorgio Comerio, gegen den die italienische Staatsanwaltschaft Anfang der 90er Jahre in Sachen Schiffe versenken ermittelte, wollte atomaren Müll ursprünglich auf ganz legale Weise entsorgen. Seine in Lugano domizilierte «Oceanic Disposal Management Inc.» verhandelte mit den südafrikanischen Behörden über die Entsorgung von Atommüll. Dabei plante er, die giftige Fracht mit raketenartigen Geschossen unter den Meeresgrund zu befördern.
Auf Intervention von Greenpeace und basierend auf der Londoner Konvention wurde ihm diese Geschäftsaktivität von der Internationalen Schifffahrtsorganisation der UNO untersagt. Gemäss den Vorwürfen der italienischen Staatsanwaltschaft verlegte sich Comerio daraufhin auf das illegale Versenken von Atom- und anderem Giftmüll mittels ausgedienter Frachtschiffe.
Mafia-Aussteiger Fonti erklärte, die Ndrangheta habe in den 90er Jahren «mindestens dreissig Giftschiffe» versenkt. Greenpeace Italien weiss von mindestens sechs Schiffen, die in diesem Zeitraum auf unerklärliche Weise verschwunden sind. Nachdem Fonti der Staatsanwaltschaft nähere Angaben über den Untergang der «Cunski» gemacht hatte, konnte zumindest dieses Schiff gefunden werden. Silvio Berlusconis Umweltministerin Stefania Prestigiacomo versprach die Einrichtung einer «task force». Ob sie nun auch andere Wracks suchen will und was mit den gefundenen Fässern passieren soll, liess sie offen.