Greenpeace Mitarbeiter Theo Gubler und seine Eindrücke aus Kopenhagen
Halb sechs morgens, ich krieche erschöpft aber mit guter Laune in meinen Schlafsack. Rund um mich schnarcht es gleichmässig, in der Halle im Hafenareal liegen gut 200 andere Greenpeace Aktivistinnen und Aktivisten.
Vor gut 20 Stunden bin ich aufgestanden, warme Unterwäsche anziehen, Frühstücken, es wuselt, alle bereiten sich auf die grosse Demonstration vor. Ab neun Uhr gibt es Briefings; unsere Rechte in Dänemark, die Rechte der dänischen Polizei, wie verhalten wir uns als Gruppe und als Einzelperson, sollten Unruhen ausbrechen. Lauter Dinge welche sich zum Glück als komplett überflüssig erweisen werden. Aber es tut gut, für alle Fälle vorbereitet zu sein.
Gegen halb zwölf fahren wir in die Innenstadt zum Platz vor dem Parlament, der traurige Schneemann und unsere grossen Banner sind bereits da, KollegInnen verteilen die 3000 Tafeln mit diversen Sprüchen und Forderungen welche wir in den letzten Tagen für die Allgemeinheit produziert haben. Bereits zu dieser Zeit sind mehrere tausend Personen vor Ort, Familien, junge und ältere, aus der ganzen Welt quer durch alle Bevölkerungsschichten. Dauernd strömen weitere Klima-Bewegte hinzu. Der Parlamentsplatz, der 60’000 Personen fasst quillt über, bis dann kurz vor 14 Uhr die Durchsage kommt: Die Polizei schätzt die Teilnehmerzahl auf über 1 0 0 ’ 0 0 0 !
Ein völliges Gedränge. Langsam setzt sich die Demonstration in Bewegung. Bunt und laut, unsere schwedische Sambaband heizt ein, so ziehen wir die gut 6 Kilometer zum Konferenzzentrum. Langsam dringt das Gerücht durch, dass die Polizei den hintersten Teil der Demo blockiert und eingekeselt habe. Später höre ich von Augenzeugen, dass das völlig spontan und ohne jegliche vorangegangenen Ausschreibungen geschah. Es bleibt rätselhaft, was die Polizei dazu bewegt hat, die gut 400 Personen vorübergehend zu verhaften.
Wo wir sind, bleibt es allerdings ruhig, bis wir bereits in der Dunkelheit beim Bela Center ankommen. Hier gipfelt die Demonstration in eine Kraftvolle Schlusskundgebung.
Die angesprochenen Politiker und Delegierten sind natürlich nicht vor Ort, es ist aber wohl unmöglich diese Demonstration nicht wahrzunehmen.
Nach einigen logistischen Wirren fahren wir wieder in unsere Unterkunft in der Halle zurück. Stärken uns mit dem gewohnt leckeren Essen und debriefen den Tag.
Dann brechen wir alle für einmal das „dry law“ und Adi zückt seinen MP3-Player und serviert uns tanzbares vorwiegend aus Osteuropa. Innert Kürze wirt getanzt, als ob nicht alle bereits den ganzen Tag auf den Beinen gewesen seien. Nach einer Weile kommt auch bei der Sambatruppe wieder Spiellust auf, und sie verwöhnen uns live mit heissen Rhythmen. Die Halle kocht!
Ein Moment in dem ich die internationale Greenpeace Community erlebe wie noch nie in meiner knapp 10jährigen Greenpeace Zeit. So viele engagierte positive Menschen, einige kenne ich jetzt erst seit ein paar Tagen, die meisten sind erst kürzlich dazu gestossen, und dennoch ist da eine Verbundenheit wie ich sie selten so erlebt habe. Das gibt Hoffnung und macht Mut, vor allem aber freue ich mich darauf, mich mit diesen Menschen weiterhin für einen grünen Frieden ein zu setzten.
Nach dem die Sambaband nun definitiv am Ende ihrer Kräfte ist, und die ersten ein Ruhebedürfniss zum schlafen anmelden, brechen einige in die Stadt auf…;-)