Meeresschildkröte gegen Grosskonzern – Greenpeace Indien geht mit einem Computerspiel kreative Wege, um auf die Gefahren des Dhamra Hafens aufmerksam zu machen. Der Spieler muss seine Schildkröte (engl. Turtle) möglichst viel fressen lassen und dabei den «Tata-Dämonen» aus dem Weg gehen.
In der Realität stehen die Chancen der Meeresschildkröten weniger gut: Der riesige Dhamra Hafen, den Tata Steel zusammen mit L&T entwickelt, ist keine fünf Kilometer von ihren Nistplätzen entfernt. Der Schiffsverkehr wird die gefährdete Art zusätzlich belasten. Tata reichte nun beim Obersten Gerichtshof in Neu Delhi eine Klage gegen Greenpeace ein. Das Spiel «Turtle vs. Tata» schädige das Ansehen des Konzerns.
«Diese Klage ist ein verzweifelter Versuch, die wachsende Kritik an dem Projekt zu ersticken und die Aufmerksamkeit von dem eigentlichen Problem abzulenken. Denn das ist die bedrohte Artenvielfalt», sagt Ashish Fernandes, Meeres-Experte von Greenpeace Indien.
1990 begann der Megakonzern Tata mit der Planung für den Hafen in Dhamra an der Ostküste Indiens. In ein paar Wochen soll er in Betrieb genommen werden. Von Anfang an waren Umweltschützer und Wissenschaftler gegen den Bau, weil der Hafen keine 15 Kilometer von dem Gahrimatha Meeresschutzgebiet entfernt ist. Hier legen die Oliv-Bastardschildkröten jedes Jahr ihre Eier ab – und machen aus dem Strand den grössten Massennistplatz der Welt. Auch Indiens zweitgrösster Mangrovenwald, der Bhitarkanika Nationalpark, und seine seltenen Salzwasserkrokodile sind von dem Hafen bedroht. Denn der Nationalpark ist weniger als fünf Kilometer vom Dhamra Hafen entfernt.
Doch Umweltschützer, Politiker und Wissenschaftler geben nicht auf. Denn 300 weitere Häfen dieser Dimension sind bereits angedacht. «Das Dhamra Hafen Projekt steht stellvertretend für alle Projekte, die Indiens Küsten bedrohen», sagt Fernandes. «Wir wollen verhindern, dass die Fehler von Dhamra wiederholt werden. Deshalb fordert Greenpeace, dass neue Häfen einen Mindestabstand von 25 Kilometern zu ökologisch sensiblen Bereichen haben. Die dort bereits existierenden Häfen dürfen nicht vergrössert werden.»
Bereits seit sieben Jahren setzt sich Greenpeace gegen den Bau des Hafens ein. Mit dem Computerspiel «Turtle vs Tata» ging Greenpeace Anfang Juni neue Wege, um die Menschen für Umweltthemen zu interessieren. Bereits über 25’000 Menschen haben das Spiel, das an Pac-Man erinnert, gespielt.
Greenpeace Online-Experte Avijit Michael sagt: «Greenpeace glaubt an eine gewaltfreie, kreative Konfrontation. Turtle vs Tata ist das Resultat dieser Denkweise.» Wegen übler Nachrede und unerlaubter Nutzung des Markenzeichens hat Tata Greenpeace nun auf 2.2 Millionen Franken verklagt. Bis zum 12. August hat Greenpeace Zeit, dazu schriftlich Stellung zu nehmen. Solange darf Greenpeace das Spiel nicht weiter verbreiten. Nach Meinung von Areeba Hamid, Meeres-Expertin von Greenpeace Indien, ist die Klage nicht gerechtfertigt. Bis das Gericht es anordne, werde das Spiel nicht abgeändert werden, sagt sie.
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Spiel «Tata vs Turtle»
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Tata-Kampagne von Greennpeace Indien
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Kein sicherer Hafen
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