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Wenn wir vom Ausstieg aus der Atomkraft reden, von welchem Zeithorizont sprechen wir da?

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Alaska – 1989

Innert 15 bis 25 Jahren kann sich die Schweiz ohne Atomkraftwerke sicher, wirtschaftlich und umweltfreundlich mit Strom versorgen. Wir zeigen zwei mögliche Szenarien auf:

Szenario 1 – Umstieg bis 2025
Im priorisierten Szenario 1 kann der schweizerische Strombedarf im Jahr 2025
zu 100% mit erneuerbaren Energien gedeckt werden. Ökologisch und ökonomisch
betrachtet, können rund 95% des Strombedarfs in der Schweiz produziert werden.
Die übrigen 5% wären technisch problemlos realisierbar, sie bedingen jedoch entweder
verschärfte Regulierungen bei der Effizienz oder erhöhte Kosten auf Seiten der
Fotovoltaik. In einer Übergangszeit von fünf bis zehn Jahren könnten sie auch durch
Importe von Solarenergie aus dem Süden oder Windenergie aus dem Norden gedeckt
werden.
Szenario 2 – Umstieg bis 2035
In Szenario 2 wird mit einem Umstieg auf eine erneuerbare Stromversorgung bis 2035
gerechnet. Das Szenario 2035 lässt sich ganz ohne Stromimporte realisieren. Im Jahr
2035 würde die Schweiz gar aus erneuerbaren Energien einen Stromüberschuss von
rund 5 Terawattstunden * produzieren – hochwertiger Ökostrom, der zu guten Preisen
exportiert werden kann.

Wie sieht die Stromversorgung der Schweiz heute aus? Und woher soll der Strom 2025 kommen?

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Kanada – heute

Den Löwenanteil des heutigen Strommixes der Schweiz machen Wasserkraft (55%) und
Atomenergie (39%) aus. Rund 4% des Stroms kommen aus Energiegewinnung durch
fossile Stromproduktion. Lediglich 2% des Stroms stammen aus neuen erneuerbaren
Energien wie Windkraft oder Fotovoltaik.
Bis 2025 soll sich dieses Bild grundlegend ändern. Mit Abstand am meisten Wachstumspotenzial
bietet die Solarenergie. Bis 2025 kann Strom von der Sonne 21% der Jahresstromproduktion
decken.
Und wer denkt, Abfall sei gleich Abfall, der kennt die Energie, die in der Biomasse steckt,
nicht: Grünabfälle, Gülle, Mist und Faulschlamm aus Kläranlagen können zusammen
mit Holz aus unseren Wäldern clever genutzt bis 11% unseres Bedarfs decken.
Ein oft vergessenes, aber ebenfalls riesiges Potenzial birgt die Stromeffizienz. Also die
Verringerung des Verbrauchs durch effiziente Geräte, Beleuchtungen, Anlagen etc. Dadurch
lassen sich knapp 14 Terawattstunden (TWh) Strom einsparen. Für 2025 bedeutet
dies, dass die Schweiz ihren Stromverbrauch um 14 TWh auf 58 TWh (statt 72 TWh)
reduzieren kann.

Können erneuerbare Energien
unseren wachsenden
Stromverbrauch bis 2025
überhaupt vollständig
decken?

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Golf von Mexiko (USA) – 2010

Es ist richtig, dass mit dem Umbau auf eine CO2-freie Gesellschaft die Bedeutung des
Stroms immer wichtiger wird. Etwa für effiziente Heizsysteme wie Wärmepumpen
oder für die Elektromobilität.
Im Szenario 2025 wird denn auch ohne Effizienzmassnahmen ein Anstieg des Strombedarfs
von heute rund 60 Terawattstunden (TWh) um rund 12 TWh prognostiziert.
Gleichzeitig reduziert sich das Stromangebot insbesondere durch den Wegfall der
AKW um rund 24 TWh. Zusammen macht dies 36 TWh, die zusätzlich aus erneuerbaren
Quellen respektive durch Effizienzverbesserungen gedeckt werden müssen.
Gemäss Szenario 1 ist dies bis 2025 wie folgt realisierbar:
• Knapp 20 TWh werden durch den Zubau von neuen erneuerbaren Energiequellen
gedeckt, d.h. Fotovoltaik, Biomasse, Windkraft, Geothermie und Wasserkraft.
• Knapp 14 TWh werden durch Stromeffizienz «weggespart» – d.h. erst gar nicht
verbraucht.
• Rund 3 TWh werden entweder durch Importe von Strom aus erneuerbaren Quellen,
durch erhöhte Effizienzanstrengungen oder dezentrale Wärmekraftkoppelung gedeckt.

Unser Stromverbrauch
steigt kontinuierlich.
Muss das
denn sein?

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Nein, das muss nicht sein. In der Schweiz verschwenden wir so viel Energie, wie sechs
Atomkraftwerke vom Typ Mühleberg produzieren. Das entspricht rund einem Drittel
unseres gesamten Stromverbrauchs.
Stromfressende Elektroheizungen und Elektroboiler, ineffiziente Industriemotoren,
Glühbirnen, Standby-Geräte usw. Sie alle brauchen viel mehr Energie als notwendig
und belasten dafür nicht nur die Umwelt, sondern auch das Portemonnaie. Denn gesamtschweizerisch
verschwenden wir jährlich Strom im Wert von rund 3,6 Milliarden
Franken.
Der beste und günstigste Strom ist der, den wir erst gar nicht verbrauchen. Kalifornien
z.B. hat das schon in den 1970er Jahren erkannt und Massnahmen zur Steigerung der
Stromeffizienz umgesetzt – und der Verbrauch ist trotz zunehmender Bevölkerung
und Elektroanwendungen nicht gewachsen.

Bedeutet der Umstieg auf
100% erneuerbare Energien
Tausende von Windrädern,
riesige Solaranlagen
in der
Landschaft und
Staumauern in
jedem Bach?

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Unsere Landschaft widerspiegelt die gesellschaftliche und wirtschaftliche Entwicklung.
Die Zunahme der Bevölkerung, aber auch unsere Lebens- und Konsumgewohnheiten
hatten in den letzten Jahrzehnten einen grossen Einfluss auf die Landschaftsentwicklung:
Die Vielfalt der Landschaft hat abgenommen und die Zersiedelung hält an. Beim Ausbau
der erneuerbaren Energien muss deshalb zu Natur und Umwelt Sorge getragen
werden.
Die Szenarien berücksichtigen die Aspekte des Landschaftsschutzes und der Naturverträglichkeit.
Mit den in den Szenarien vorgeschlagenen Massnahmen ist weder das
ökologische, geschweige denn das technische Potenzial ausgeschöpft. So prognostiziert
das Szenario 2025 den Anteil von Strom aus Windkraft lediglich auf 2,5%. Diese
Zahl berücksichtigt Anlagen, die an natur- und landschaftsschutzverträglichen Orten
gebaut werden können.
Der Fotovoltaik wird bei den neuen erneuerbaren Energien das grösste Potenzial zugeschrieben.
Ob Dächer, überdeckte Parkplätze, Strassen- und Lawinenverbauungen –
in der Schweiz stehen genügend Flächen für den Zubau zur Verfügung. Mit der
Nutzung von rund der Hälfte der gut brauchbaren Dachflächen können 21% des
Strombedarfs gedeckt werden.

Bis 2025 sollen also knapp
25% des Stroms von Wind
und Sonne kommen.
Und was, wenn
das Wetter mal
nicht mitspielt?

Prestige

Der Sonne und dem Wind kann niemand den Hahn zudrehen – ganz im Gegensatz zu
den Gaslieferungen, die einfach gestoppt werden können. Dafür fällt Solarstrom nur
dann an, wenn es Sonnenlicht gibt. Und Windstrom gibt es nur, wenn der Wind bläst.
Trotzdem gehen uns bei Flaute oder nachts nicht die Lichter aus. Denn die Schweiz
hat einen enormen Vorteil: Sie ist durch ihre Berge geradezu prädestiniert für die Energiegewinnung
aus Sonne, Wind und Wasser.
Grund: Unsere Stauseen und Pumpspeicherwerke sind riesige «Batterien», die flexibel
für den Ausgleich eingesetzt werden können. Bei einer Überproduktion von Sonnenoder
Windstrom wird Wasser in die Stauseen gepumpt. Bei Flaute oder nachts wird
das Wasser wieder verstromt.
Die gesamte Kapazität der Schweizer Speicherseen reicht rechnerisch für die Überbrückung
von bis zu 85 sonnenlosen Tagen. Damit lässt sich eine lückenlose Versorgung
problemlos sichern.
Neben der cleveren Nutzung unserer Stauseen gibt es weitere Möglichkeiten, die
sicherstellen, dass die Lichter an bleiben: Die gezielte Steigerung der Stromeffizienz,
die intelligente Abstimmung von Produktion und Verbrauch (Lastmanagement), der
natürliche Ausgleich unter den erneuerbaren Energien über grössere geographische
Räume sowie die Nutzung dezentraler Speichertechnologien wie Druckluft, Batterien
und neue Speicherkonzepte – hier ist eine rasante Entwicklung im Gang.

Bild vom Meeresgrund nach dem Unglück >>>

Ist der Umbau auf 100%
Erneuerbar nicht eine enorme
Belastung für die Wirtschaft?
Wären grosse
Gaskombikraftwerke
billiger?

Nigeria

Im Gegenteil. Die Wirtschaft profitiert. Die Ressourcen für die erneuerbaren Energien
liegen bei uns vor der Haustür und müssen nicht importiert werden. Die Investitionen
in die erneuerbare Energie und in Effizienz schaffen Aufträge für das heimische
Gewerbe, bringen Arbeitsplätze, liefern Strom oder sparen Stromkosten.
Zieht man die Erträge von den notwendigen Investitionskosten ab, ergeben sich für das
Szenario 2025 volkswirtschaftliche Gesamtkosten von rund 4,2 Milliarden Franken.
Darin noch nicht eingerechnet sind indirekte positive Effekte, wie etwa die Steigerung
der Innovationskraft. Diese ist gemäss einer Studie von McKinsey ein enormer volkswirtschaftlicher
Gewinn.
Neue grosse Gaskombikraftwerke (oder gar neue AKW) kämen die Schweiz mindestens
doppelt so teuer zu stehen, würden die Abhängigkeit vom Ausland massiv
erhöhen und sämtlichen Klimaschutzbemühungen zuwiderlaufen. Im Stern-Report zu
den Kosten des Klimawandels steht es klipp und klar: Wenn wir jetzt den Klimaschutz
nicht ernst nehmen, dann werden die Kosten später um ein Vielfaches höher liegen.

Und nicht nur Öl – auch Elektroschrott setzen Nigeria zu >>>

Und was ist mit meiner
Stromrechnung?
Wird die um ein
Vielfaches teurer?

Irak

Ein Umstieg auf erneuerbare Energien lohnt sich in jedem Fall. Denn während
fossile Energieträger immer teurer und knapper werden, nehmen die Gestehungskosten
für erneuerbare Energien kontinuierlich ab. Der entscheidende Unterschied im
Vergleich mit nichterneuerbaren Energien liegt in der kostenlosen Primärenergie –
Wind, Wasser, Sonne, Biomasse und Erdwärme stellt uns die Natur kostenlos zur
Verfügung. Und schliesslich trägt die Energieeffizienz dazu bei, viel Strom und
damit Geld zu sparen.
Studien rechnen vor: Wenn wir bis 2025 aus der Atomkraft aus- und auf erneuerbare
Energien und Effizienz umsteigen, kostet das die Schweiz rund 272 Millionen
Franken pro Jahr oder rund 35 Franken pro Person und Jahr.
Die Schweiz könnte sich den Umbau auf erneuerbare Energien leisten und damit
eine weltweite Vorreiterrolle übernehmen. Investitionen in neue Kraftwerke kosten
zu Beginn immer Geld. Im Vergleich zu fossilen Kraftwerken können Anlagen für
erneuerbare Energien rasch gebaut werden, bergen keine Gefahr für Grossunfälle
und können nach Ablauf der Lebensdauer unkompliziert zurückgebaut werden.

Braucht der Strom aus
erneuerbaren Quellen
nicht besondere
Stromnetze?

Sakhalin

Korrekt. Ein Umstieg auf 100% erneuerbare Energien verlangt nach einem intelligenten
Stromnetz – ein so genanntes Smart Grid. Durch solche Netze können Nachfrage
und Angebot aufeinander abgestimmt werden. Zum Beispiel, indem flexible Verbraucher
wie Pumpen, Kühlaggregate etc. dann laufen, wenn Strom aus Wind und Sonne
günstig und in ausreichender Menge verfügbar ist.
Die Investitionskosten für den Aufbau eines intelligenten Stromnetzes sind in beiden
Szenarien nicht berücksichtigt. Denn zum einen müssen in den nächsten Jahrzehnten
im Rahmen der üblichen technischen Erneuerungszyklen so oder so bedeutende Summen
in das Netz investiert werden. Zum zweiten wird europaweit aufgrund der immer
höheren Bedeutung von Wind- und Sonnenenergie am Smart Grid mittelfristig kein
Weg vorbeiführen. Als Stromhandelsdrehscheibe Europas wird die Schweiz ohnehin
in ihre Netzinfrastruktur investieren müssen. Egal, ob der Strom von erneuerbaren
Quellen stammt oder aus Grosskraftwerken kommt.
Es sind daher keine Investitionen, die mit dem Entscheid für einen vorgezogenen
Umstieg auf erneuerbare Energien zusätzlich entstehen.

Was muss auf politischer
Ebene geschehen, damit
das Ziel «100% Erneuerbar
bis 2025» erreicht
wird?

Dalian

Der Umstieg auf 100% erneuerbare Energien bis 2025 ist möglich. Vorausgesetzt,
unsere Politikerinnen und Politiker lösen die entsprechenden wirtschaftlichen Anreize
aus und setzen die politischen Rahmenbedingungen für 100% erneuerbaren Strom.
Das bedeutet auch, dass der Ausstieg aus der Atomkraft terminiert werden muss und
der Bau von klimaschädlichen Gaskraftwerken ausgeschlossen wird.
Die Bausteine für den Umstieg liegen bereit. Insgesamt zehn Massnahmen auf politischer
Ebene sichern die Rahmenbedingungen, dass die Schweiz den Umstieg auf eine
zuverlässige, risikofreie Stromversorgung aus erneuerbaren Energien schafft.
Als besonders zentral für eine erfolgreiche Energiewende sind dabei folgende Massnahmen
hervorzuheben:
• Erstens: Eine kostendeckende Einspeisevergütung (KEV) ohne Deckel und ohne
Kontingente. Durch sie würde vor allem die Sonnenenergie-Nutzung einen enormen
Schub erhalten. Die KEV gibt es seit 2009 und sie ist heute mit einer Budget-Limite
«gedeckelt». Die Warteliste für die KEV ist enorm lang. Entscheidet das Parlament,
den Kostendeckel zu heben, können in den nächsten Jahren Tausende von Gigawattstunden
erneuerbarer Strom produziert werden.
• Zweitens: Eine Lenkungsabgabe, die Effizienzmassnahmen schneller lohnenswert
macht. Sparsame Konsumentinnen und Konsumenten werden belohnt, unnötige
Stromverschwendung dagegen wird gebremst. (Der Kanton Basel-Stadt hat bereits
1989 eine Lenkungsabgabe auf Strom eingeführt.)
• Drittens: Einfache und schnelle Bewilligungsverfahren für die Erstellung von
Produktionsanlagen für erneuerbare Energien und eine übergeordnete kantonale
Planung von Wind- und Wasserkraftanlagen.
Alle zehn Bausteine und weiterführende Informationen zu den Szenarien finden Sie auf:
www.umweltallianz.ch/stromzukunft