Augenwischerei: BP verzichtet auf Grönland-Bohrungen

BP will keine Ölbohr-Lizenzen vor der grönländischen Küste erwerben, so die neueste PR-Meldung des Katastrophen-Konzerns. Genau dort protestiert seit einigen Tagen das Greenpeace-Schiff Esperanza gegen die riskanten Tiefseepläne der Ölindustrie. Einsichtig kann man BP allerdings kaum nennen: In der Arktis sind die Bohrungen des Ölmultis längst im Gange.


“BP versucht jetzt alles, um nach dem Desaster im Golf von Mexiko von seiner unverantwortlichen Geschäftspolitik abzulenken. Die heutige Ankündigung ist lediglich billige Augenwischerei”, sagt Christoph von Lieven, Energie-Experte bei Greenpeace. Der Grund: im Osten der Prudhoe Bay, einige Kilometer vor der Nordküste Alaskas, dicht an der Grenze zu Kanada, bereitet BP längst weitere Bohrungen vor. Um an die knapp 3000 Meter tiefen Erdgasvorräte – etwa doppelt so tief wie die gescheiterte Bohrung im Golf von Mexiko – heranzukommen, hat der Konzern eine künstliche Insel mit einer Bohrplattform in der Prudhoe Bay aufgeschüttet. Jetzt soll von dort aus auch nach Erdöl gebohrt werden. “Wäre BP konsequent, würde man die vor Alaska und in der libyschen Tiefsee geplanten sowie die anderen weltweit bereits laufenden Bohrungen ebenfalls einstellen”, betont von Lieven.

Der Run auf die Arktis

Greenpeace macht aktuell mit einer Protestaktion auf die riskanten Probebohrungen von “Cairn Energy” vor der Westküste Grönlands aufmerksam. Die britische Firma bohrt seit Juli 2010 in der Baffin Bay in 300 bis 500 Meter Tiefe nach Öl. Wie Cairn am 25. August verkündete, sei man bisher lediglich auf Erdgas gestoßen. Das scheint der Goldgräberstimmung in der Ölindustrie jedoch keinen Abbruch zu tun: Der Run auf die Tiefsee hat mittlerweile auch das sensible Ökosystem der tauenden Arktis erreicht. Neben Cairn verfügen unter anderem auch Exxon und Chevron über Explorationsgenehmigungen in der Arktis. In Grönland hofft man derweil, mit der wirtschaftlich rentablen Vergabe von Lizenzen der Unabhängigkeit von Dänemark ein Stück näher zu kommen. Ein gefährliches Spiel für ein Land, dessen Einkommen zu einem großen Teil von intakten Gewässern und der Fischerei abhängt.

Die Arktis – kein Spielplatz für die Ölindustrie

Greenpeace warnt eindrindlich vor den Folgen eines Ölunfalls in der sensiblen Arktis. Vergangene Ölkatastrophen haben deutlich gezeigt, dass Bohrungen ab 200 Metern Tiefe zu hohe technische Risiken bergen. Strömt erst einmal das Öl, wo es nicht soll, ist es buchstäblich kaum mehr einzuholen. Der arktische Winter, dickes Eis und die kalte Temperatur lassen jegliche Versuche, einen Ölunfall schnell einzudämmen, scheitern.

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