Ein Ölmulti verkündet den Fund neuer Ölreserven vor Grönland während Greenpeace sich hartnäckig an die Ankerkette eines riesigen Ölbohrschiffs hängt und so weitere Bohrungen und Katastrophen verhindert. Krasser könnten die Gegensätze nicht sein.

Ein Ölmulti verkündet den Fund neuer Ölreserven vor Grönland während Greenpeace sich hartnäckig an die Ankerkette eines riesigen Ölbohrschiffs hängt und so weitere Bohrungen und Katastrophen verhindert. Krasser könnten die Gegensätze nicht sein.

Stolz verkündete der schottische Energiekonzern «Cairn Energy» gestern, er habe erstmals Öl vor der Küste Grönlands entdeckt. Dies in einer Tiefe von 4300 Meter. Bravo. Kein halbes Jahr ist vergangen seitdem eine der modernsten, wenn nicht die modernste Tiefseeplattform im Golf von Mexiko in die Luft flog und das austretende Öl einen ganzen Küstenabschnitt verseuchte.


Herr Röttgen und andere Politiker hätten es in der Hand.

© Greenpeace / Juha Hansen

In der Zwischenzeit in Bergen, Norwegen: Bei der in diesen Tagen in Bergen stattfindenen OSPAR-Konferenz haben es die Umweltminister der 15 Nordatlantikstaaten in der Hand, etwas zu bewegen und ein Moratorium gegen Tiefseebohrungen durchzusetzen. Im Juli dieses Jahres kündigte der deutsche Umweltminister Röttgen im Fernsehen an, er werde sich stark machen für ein Moratorium von Tiefseebohrungen im Nordatlantik. Es blieb leider ein Lippenbekenntnis. Bei der in diesen Tagen stattfindenden Konferenz, dem Übereinkommen zum Schutz der Meeresumwelt im Nordost-Atlantik, lautete die Forderung von Deutschland lediglich noch: «… es müsse darüber befunden werden, ob eine Bohrpause in der Tiefsee überhaupt nötig ist…».

Zur gleichen Zeit an einer Ankerkette hängend in Lerwick vor den Shetland Inseln; Greenpeace lässt das lethargische Handeln der Politik und das unverantwortungsvolle Vorpreschen der Ölkonzerne nicht unkommentiert. An der Ankerkette des 228 Meter langen Ölbohrschiff «Stena Carron» hängend, blockierten zwei Aktivisten, Viktor aus Schweden und Anais aus Deutschland, nur wenige Meter über der Meeresoberfläche den Giganten und verhinderten so weitere Bohrungen. 

Doch damit nicht genug. In der Zwischenzeit montierte Greenpeace eine halbe Tonne schwere Halbkugel an das vom US-amerikanischen Energiemulti «Chevron» betriebene Schiff und blockiert es so gänzlich. In dieser Blockier-  und Überlebenskapsel befindet sich Verpflegung für mindestens einen Monat. Die feste Hülle schützt die Aktivisten zudem vor den aufkommenden Winden und den Wellen. Viktor und Anais haben ihre Schicht nun an zwei Kolleginnen abgegeben und befinden sich wieder auf der Esperanza.

Leila Deen, eine Aktivistin in der Halbkugel feiert heute ihren 31. Geburtstag. Sie gab uns ihre Besorgnis per Telefon durch: «Die Ausmasse einer Ölkatastrophe in diesen Gewässern wäre noch viel schlimmer als die, mit jenen BP im Golf von Mexiko zu kämpfen hatte. Wir werden diese riskanten Bohrungen solange verhindern, bis die Regierungen endlich ein Moratorium gegen Tiefseebohrungen durchsetzen.»

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