Klima-Campaigner Alex Hauri berichtet täglich über die COP16 UN-Klimaverhandlungen in Cancun, Mexiko.
© Greenpeace / Fojtu
Der Verkehr in Cancun lieferte gestern den symbolhaften Auftakt zur Klimakonferenz: Auf dem Weg zur Eröffnung stecken die Delegationen im Stossverkehr fest. Geschlagene drei Stunden lang – für 10 km Weg. Zwar tut es mir leid um die verpasste Verhandlungszeit, doch immerhin wird so den Delegierten im dicken Smog vor Augen geführt, welch kranken Auswüchse unser System generiert.
Erste Medienberichte bestätigen, was ich gestern schrieb: Die Erwartungen sind bodenlos tief. Schafft das nun Freiraum? Positiven Freiraum? Kann die Klimagilde unbehelligt von Leistungsdruck reden und die besseren Resultate erzielen? In Kopenhagen vor einem Jahr wollte jeder Ergebnisse sehen – und die Staaten benahmen sich wie Primarschüler. In Cancun fehlt nun der Notendruck, und vielleicht bewirkt das, dass sich die Klimaversager zu Musterschülern mausern.
Die Schweiz als Sprachrohr der «Environmental Integrity Group» – bestehend aus den Staaten Mexiko, Südkorea, Liechtenstein, Monaco und der Schweiz – ergriff im Eröffnungsplenum vollmundig das Wort: «Es ist Zeit zu liefern. Die Gruppe akzeptiert keine weiteren Verzögerungen mehr.» Das sind ungewohnt starke Worte. Sie waren genährt von gewissen Fortschritten, die in den letzten zwölf Verhandlungs-Monaten punkto Anpassung an den Klimawandel, Finanzierung und Technologietransfer gemacht worden sind. Aber: Beim Hauptgeschäft, den REDUKTIONSzielen, hängt die Staatengemeinschaft noch immer fest. Inklusive Schweiz.
Also, offizielle Schweiz: Auch Ihr haltet an euren jämmerlichen 20 Prozent Reduktion fest und tragt so zur Lähmung bei. Geht voran. Es ist Zeit zu liefern – statt lafern!