Heute ist der letzte Verhandlungstag der COP16 in Cancun. Uns steht die obligate «Night of dirty deals» bevor, wie Martin Kaiser, mein Greenpeace-Kollege vor Ort, in seinem Blog das Finale treffend bezeichnet. Während aber die letzte Nacht in Kopenhagen vor einem Jahr von Konflikten zerrissen, von Emotionen umbrandet und vom damaligen Messias und Nobelpreisträger Barack Obama dominiert wurde, herrscht in Cancun bis jetzt eine seltsame «Eintracht». Das Ergebnis von Kopenhagen war ein Desaster. Was nicht heisst dass Cancun erfolgreicher ausgehen wird…
Der scheinbare Konsens besteht nämlich nicht in den Klimazielen oder Massnahmen zu ihrer Erreichung, sondern im geteilten Willen, keinerlei Zugeständnisse und Schritte vorwärts zu machen. Selbst die Bewegung der Klimaschützer schaut dem nur noch ohnmächtig zu.
Es wird also nicht einmal mehr gestritten. Ich glaube nicht, dass dies am plötzlich aufgetauchten himalajanischen Guru mit seiner Forderung nach einem gesunden spirituellen Klima liegt ,sondern schlicht an den unfassbaren OpportunistInnen, welche die Staaten im Range von MinisterInnen vertreten. Das Beispiel par excellence ist der ecuadorianische Präsident und Zampano Rafael Correa, der mit seinem so zynischen wie erpresserischen Vorschlag zum zeitweiligen Superstar der Konferenz mutierte: Für 3,6 Milliarden Dollar liesse Ecuador 850 Millionen Barrel Erdöl im Boden und schont so seinen Regenwald. Damit liessen sich seine – freilich später immer noch verwertbaren – Ölreserven bereits jetzt ein erstes Mal versilbern. Eine Nebelpetarde. Zur Pressekonferenz erschien Correas mit einer Schamanin. Vor dem Konferenzzentrum pflanzte er effektvoll einen Baum. Dann flog er zurück.
Greenpeace Schweiz fordert, dass in den letzten verbleibenden Stunden wenigsten Struktur und Finanzierung eines Klimafonds beschlossen werden. Erst mit diesen Geldmitteln liessen sich Klimamassnahmen, zum Beispiel im Urwaldschutz, konkretisieren. Stehen diese Geldmittel endlich parat können sie als eine Art Katalysator für all die anderen Verhandlungspunkte wirken.
Ob es in der letzten Pokernacht soweit kommen wird, wissen wir morgen früh. Wie viele „dreckige Deals“ um Milliarden und Zehntel-Grade zwischen eiskalt opportunistischen Regierungen getroffen werden, bleibt abzuwarten. In der Schlussnacht entscheidet auch das physische Durchhaltevermögen. Grosse, reiche Delegationen sind da mir ihren vielen Delegationsmitgliedern im Vorteil, während die kleinen Staaten, sinkende Inseln zum Beispiel, früher mit ausgepumptem Personal die Fahnen streichen müssen.