© Greenpeace/ Solvin Zankl

Greenpeace legt unabhängige Rechtsexpertise zu Meeresschutzgebieten vor

Der Vorschlag des deutschen Fischerei-Ministeriums, in den Meeresschutzgebieten der Nord- und Ostsee die Fischerei mit Stellnetzen weiterhin zu erlauben, verstösst gegen europäisches Naturschutzrecht. Zu diesem Schluss kommt ein Rechtsgutachten, das Greenpeace heute in Hamburg veröffentlichte.

„Die Pläne der deutschen Regierung, die Fischerei mit Stellnetzen weiterhin zu erlauben, machen deutlich, dass der Meeresschutz wie so oft den Interessen der Fischerei untergeordnet wird. Das ist illegal und gefährdet darüber hinaus das Überleben der einzigen heimischen Walart der Nord- und Ostsee“, kommentiert Greenpeace-Meeresexpertin Antje Helms.

Geht es nach dem deutschen Bundesministerium soll in den „NATURA 2000“-Schutzgebieten, die zum Schutz von Schweinswalen eingerichtet wurden, die Fischerei mit Stellnetzen weiterhin erlaubt sein, sofern diese mit so genannten Pingern ausgestattet sind. Diese kleinen lärmenden Unterwasserlautsprecher sollen die Schweinswale davon abhalten gemeinsam mit Scholle, Seezunge und Krabben in die Netze zu gehen und qualvoll zu ertrinken. Das laute Unterwasser-Signal verjagt die bedrohten Kleinwale jedoch auch aus den eigens für sie eingerichteten Schutzgebieten. Damit verstösst die Stellnetzfischerei und der Einsatz von Pingern in den Schutzgebieten laut der von Greenpeace vorgelegten  Rechtsexpertise gegen die europäischen und nationalen Regelungen zum Gebiets- und Artenschutzrecht. „Der Vorschlag Stellnetzfischerei mit diesen akustischen Walscheuchen zu erlauben, ist absurd“, so Greenpeace-Sprecherin Antje Helms. „Erst richtet man Schweinswalschutzgebiete ein, um die Tiere zu schützen, und dann will man sie von dort vertreiben“, wundert sich die Meeresbiologin.

Der Gewöhnliche Schweinswal ist mit maximal 1,80 Metern einer der kleinsten Wale der Welt. Die Art gilt als stark gefährdet und steht unter Naturschutz. Besonders bedroht ist eine genetisch isolierte Population in der östlichen Ostsee, hier werden nur noch 300 bis 600 Wale vermutet. Tote Schweinswale, viele davon Opfer des Beifangs in der Fischerei, werden in ganz Europa an die Küsten geschwemmt. Da die Bestände insgesamt zurückgehen, sind echte Schutzgebiete für das Überleben der Schweinswale nötig.

Seit 2008 versucht Greenpeace nur auf dem Papier existierende Schutzgebiete in Nord- und Ostsee mit dem Versenken von Natursteinen wirksam zu schützen. 2008 wurden 320 Natursteine im «Sylter Aussenriff» in der Nordsee versenkt, erst in der letzten Woche hatten Greenpeace-Aktivisten weitere Felsbrocken ausgebracht. Die Felsen verhindern erfolgreich das Fischen mit Grundschleppnetzen. Greenpeace-Taucher dokumentieren seitdem wie sich die Natur um die versenkten Naturfelsen erholt: Die Felsen sind mittlerweile mit zahlreichen Meeresorganismen bewachsen und in das natürliche Riff integriert.

Das Gebiet gilt als die deutsche „Schweinswal-Kinderstube“. Es ist eines von zehn «NATURA 2000»-Meeresschutzgebieten, die Deutschland an die Europäische Union gemeldet hat. Die Gemeinsame Fischereipolitik der Europäischen Union durchläuft zurzeit einen Reformprozess, der Ende 2012 abgeschlossen sein soll. Greenpeace fordert den Abbau der riesigen Überkapazitäten in der Fischfangflotte, wissenschaftsbasierte Fangquoten und die Ausweisung grossflächiger Meeresschutzgebiete, in denen keine Fischerei stattfindet. Nur so können sich die überfischten Bestände und die Meeresnatur erholen.

Podcast

Greenpeace Deutschland Meeresexperte Thilo Maack erklärt im Interview, was die Schweinswal-Bestände bedroht und wie Greenpeace eigene Schutzgebiete schafft, um den kleinen Walen richtige Schutzgebiete zu schaffen

#14 Schweinswale bedroht – GreenBites, der Podcast von Greenpeace by GreenpeaceDe

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