9 Wasserwerfer, Polizei mit Tränengasausrüstung, Hundestaffeln, berittene Polizei, Schlagstockeinsatz, tausenden Uniformierte in Reih- und Glied. Wenige Kilometer vor dem vermeintlichen Zwischenlager Gorleben verwandelt der größte Polizeieinsatz Europas das idyllische Dorf Laase in ein Kriegsgebiet.

9 Wasserwerfer, Polizei mit Tränengasausrüstung, Hundestaffeln, berittene Polizei, Schlagstockeinsatz, tausenden Uniformierte in Reih- und Glied. Wenige Kilometer vor dem vermeintlichen Zwischenlager Gorleben verwandelt der größte Polizeieinsatz Europas das idyllische Dorf Laase in ein Kriegsgebiet.

Mit Nebel und Blendscheinwerfern wirkt die Szenerie einem Roland Emmerich Film oder ähnlichen Hollywoodblockbustern entliehen – fast grotesk, wenn man das Feld in der Lüneburger Heide mit Traktoren und Pferden im Alltag kennt.

 

Doch die Polizei weiß, sie braucht dieses Aufgebot, um den Atommüll-Transport durchs Wendland zu bringen. Nirgendwo sonst gibt es einen derartigen Anti-Atom-Widerstand. Kaum ein Haus, das nicht mit „Castor stoppen“-Plakaten aufwartet, kaum ein Vorgarten ohne dem typischen gelben X oder einer symbolischen Atommüll-Tonne. Jedes Dorf, jede Siedlung voller engagierter Menschen, die gegen die Atomindustrie vor der Haustüre, aber auch weltweit demonstrieren. Ganze Familien, Kinder, Freundeskreise junger Menschen, Großeltern – sie alle sind auf den Beinen und stehen den Uniformierten gegenüber. Warum die Polizei mehrmals mit Wasserwerfern, Schlagstöcken und Einzelverhaftungen gegen die angemeldete und genehmigte Demonstration vorgeht, bleibt ein Rätsel. Wiederholt stellen sich Sanitäter, Seelsorger, aber auch älter Damen im eleganten Mantel zwischen die Demonstranten und die Polizei und versuchen eine mögliche Eskalation einzudämmen.

126 Stunden Fahrzeit – länger als je zuvor – brauchte der Castor-Transport 2011 aus der französischen Wiederaufbereitungsanlage La Hague ins deutsche Zwischenlager Gorleben. Traditionell gibt es seit Jahrzehnten heftigen Widerstand der  deutschen Anti-Atom-Bewegung und der Menschen aus der Gegend um Gorleben, dem Wendland, gegen diesen Atommüll.

Gorleben war eigentlich immer nur als Zwischenlager konzipiert, aber die Politik setzt alles daran, den Salzstock Gorleben auch zum Endlager zu machen. Und das obwohl der Standort geologisch völlig ungeeignet ist. Bereits mit der Ladung aus dem diesjährigen Castor-Transport wird die erlaubte radioaktive Strahlung für den Standort bereits überschritten. Obwohl dies bekannt ist, wurde der Castor-Transport nach Gorleben genehmigt. Dieser Transport, vor allem aber die Lagerung in Gorleben, ist somit illegal.

Greenpeace hat gegen die Einlagerung Strafanzeige eingebracht, die derzeit noch nicht rechtskräftig entschieden ist. Gleichzeitig konnte von Greenpeace dargelegt werden, dass das Atommülllager nicht wie angekündigt an die neubewertete Terrorgefahr angepasst wurde. Also werden wohlwissentlich neue Atommüll Behälter ins nicht für Terrorsicherheit nachgerüstete Zwischenlager gebracht. Politisch gesehen, wird es bereits als Endlager vorbereitet und die Strahlengrenzwerte ab sofort deutlich überschriiten werden.

Das Anliegen der ansässigen Bevölkerung, diesen Castor-Transport zu stoppen, kann Greenpeace nur unterstützen.  Solange die Proteste gewaltfrei, kreativ und dem typischen David-Goliath-Prinzip entsprechen finden sich unsere Greenpeace-Ansätze in diesen wieder.

(Text: Niklas Schinerl)

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