Senegalesische Fischer begrüssen die Arctic Sunrise,
© Pierre Gleizes / Greenpeace

 

Greenpeace hat eine Schiffstour vor der westafrikanischen Küste gestartet. Die Crew der Arctic Sunrise macht dort unter anderem auf die Plünderung der afrikanischen Küsten durch die europäischen Fischereiflotten aufmerksam. Der neue Greenpeace-Bericht «Plündern um jeden Preis – EU-Fischfang vor Westafrika» zeigt, wie einige wenige Fischerei-Unternehmen von EU-Subventionen profitieren. Die europäischen Steuerzahler finanzieren die Plünderung der Meere vor Westafrika mit.

Der Report deckt auf, wie private und öffentliche Akteure die Überfischung weiter fördern, statt auf nachhaltige Lösungen zu drängen. Es ist ein simples Zahlenspiel: Die europäische Fischereiflotte ist in vielen Bereichen zwei- bis dreimal grösser als für eine nachhaltige Fischerei gut wäre. Laut EU-Kommission sind bereits bis zu 88 Prozent der kommerziell genutzten Bestände überfischt. Eine zu grosse Flotte macht also Jagd auf stark überfischte Bestände. Diese hochexplosive Mischung könnte durch einen Abbau der Flotte und eine ökologisch nachhaltige Fischerei entschärft werden. Die Realität sieht leider anders aus. Private und öffentliche Akteure fördern die Überfischung weiter, statt auf nachhaltige Lösungen zu drängen. Mit den EU-Fördergeldern werden Überkapazitäten finanziert und aufrechterhalten. Darüber hinaus wird das europäische Problem in andere Regionen der Welt verschifft. Um rentabel zu bleiben, gehen viele Fangschiffe unter europäischer Flagge mittlerweile in Fangründen ausserhalb Europas auf Jagd, insbesondere in den Gewässern Westafrikas.

Ein Beispiel ist die Pelagic Freezer Trawler Association (PFA). Sie repräsentiert eine Gruppe von neun europäischen Unternehmen, unter anderem aus den Niederlanden, Grossbritannien, Frankreich und Deutschland. Zusammen unterhält sie 34 Fabrikschiffe, deren durchschnittliche jährliche Gesamteinnahmen zwischen 2007 und 2009 etwa 490 Millionen Euro betrugen. Alle diese neun Unternehmen lassen sich dabei auf nur drei niederländische Konzerne zurückführen.

Die PFA repräsentiert dabei alle erdenklichen Superlativen der europäischen Fischerei: Sie unterhält das grösste und stärkste Schiff der EU-Flotte, ihre Fabrikschiffe fischen als Einzige sowohl in Gewässern der EU als auch ausserhalb und haben das am höchsten direkt subventionierte Schiff Europas, die Helen Mary , in Betrieb.

Die Arten der Fördermittel an die PFA sind sehr unterschiedlich und nicht immer auf den ersten Blick zu erkennen. So werden direkte Subventionen von EU und Mitgliedsstaat gezahlt, um etwa Motoren, Fanggeräte und sonstige Ausstattung an Bord der Schiffe zu modernisieren. Die direkten Fördergelder an die PFA beliefen sich zwischen 1994 und 2006 auf insgesamt 21,2 Millionen Euro. Um ganz andere Summen geht es, wenn man den Weg der indirekten Subventionen, beispielsweise steuerbefreiter Kraftstoff und Zugangsrechte zur Fischerei vor Westafrika, an die PFA zurück verfolgt. Der EU war es geschätzte 142,7 Millionen Euro wert, der PFA zwischen 2006 und 2012 Zugang zu Fischereigründen vor Marokko und Mauretanien zu ermöglichen. Die privaten Fischereibetriebe müssen dabei nur einen marginalen Anteil selber finanzieren – zwischen 4,6 und 11,1 Prozent. Legal kommt man billiger nicht an Fisch in anderen Regionen heran.

Weiterhin erhebt die EU auf beinahe jeden Energieverbrauch Steuern – jedoch nicht in der Schifffahrt beziehungsweise der Fischerei. Verglichen mit einer realistischen Versteuerung des Treibstoffverbrauchs in der Schifffahrt entgehen dem Fiskus jährlich bis zu 78,2 Millionen Euro pro Jahr – nur durch die Fischereiaktivitäten der PFA. Unter dem Strich ergeben die unabhängigen Analysen, dass ohne finanzielle Zuwendungen aus öffentlicher Hand den Unternehmen der PFA ein durchschnittlicher finanzieller Schaden von jährlich bis zu 50,3 Millionen Euro entstehen würde. 

Greenpeace fordert einen radikalen Umbau der europäischen Fischerei. Die dazu notwendigen Gesetze müssen während der Fischerei-Reform bis 2013 auf den Weg gebracht werden.

 

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