Als die europäischen Länder letztes Jahr die Atomkraftwerke Europas einem Stresstest unterzogen, war das Ziel klar: das Vertrauen der Bevölkerung in ihre Atommeiler, das seit der Fukushima-Katastrophe auf einem Tiefpunkt weilt, musste wiederhergestellt werden.
Als die europäischen Länder letztes Jahr die Atomkraftwerke Europas einem Stresstest unterzogen, war das Ziel klar: das Vertrauen der Bevölkerung in ihre Atommeiler, das seit der Fukushima-Katastrophe auf einem Tiefpunkt weilt, musste wiederhergestellt werden.
Ein formelles Verfahren, klare Prüfkriterien sowie eine unabhängige Kontrolle der Ergebnisse sollten für die AKW einen Härtetest darstellen. Denn Sicherheitsmüde haben in Europa nichts zu suchen, wer den Test nicht besteht, muss abschalten.
Die Prüfung ist vorbei, die Resultate sind bekannt: Alle Kandidaten haben bestanden. Alle? Wirklich alle? Solche Ergebnisse machen stutzig…
Greenpeace hat genauer hingeschaut und weiss jetzt, wie man alle Prüflinge einen Test bestehen lässt: Indem man schwierige, unangenehme Prüfungsfragen gar nicht erst stellt!
Alterung von Komponenten? Wurde nicht berücksichtigt. Terroranschläge, Sabotage, Flugzeugabsturz? Nicht nachgefragt. Tauglichkeit von Evakuierungsplänen? Gehörte nicht zum Prüfungsstoff. Nicht einmal die Kombination von mehreren Ereignissen, die in Fukushima die Tragödie auslöste und eigentlich eines der Hauptmotive des europäischen Stresstests war, wurde als Prüfkriterium aufgenommen.
Kein Wunder also, dass auch die drei Schweizer Altreaktoren Beznau 1 & 2 sowie Mühleberg gute Noten erhalten haben. Bei Mühleberg wurde zum Beispiel schlicht darüber hinweggeschaut, dass der Staudamm oberhalb der Anlage bei einem Erdbeben brechen könnte und ein Flutwelle verursachen, welche die Reaktorkühlung verunmöglichen würde.
Das Ziel der Übung wurde somit leider verfehlt: Ein Test, der kritische Fragen gar nicht stellt, weckt mehr Misstrauen als dass er die Bevölkerung beruhigt. Zurecht: es ist ein offenes Geheimnis, dass viele AKW bei einer harten Prüfung durchgefallen wären. Eineinhalb Jahre nach Fukushima müssen sowohl AKW-Betreiber als auch Aufsichtsbehörden nachsitzen und noch viel aus der Fukushima-Katastrophe lernen.
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