Samstag, 14. Juli 2012

© Greenpeace/Ex-press/Flurin Bertschinger

 

Tierisch wichtiger Besuch bei Shell-CEO Peter Voser: Eisbär Paul ist am Freitag spätabends mit Sack und Pack beim Schweizer Konzernchef zuhause im aargauischen Widen vorbei gegangen, weil dessen Ölbohrpläne seine Heimat bedrohen.

Shell wird tatsächlich von einem Schweizer angeführt. Und dieser will demnächst in Alaska erste Probebohrungen vornehmen lassen. Shell hat in den vergangenen Monaten Spezialschiffe und eine Ölplattform aus der ganzen Welt für die Bohrungen in der Arktis zusammengezogen. Der Wettlauf um die gerade mal für drei Jahre währenden dortigen Ölreserven ist eröffnet. Experten weisen auf die Gefahr der Ölförderung in diesem hochsensiblen Ökosystem hin und warnen, dass es bisher keine Methode gibt, dort einen grossen Ölunfall zu beherrschen. Niedrige Temperaturen, Eisbedeckungen und lange Dunkelperioden verlangsamen den natürlichen Abbauprozess des Öls deutlich, das Öl verbleibt damit lange Zeit im Ökosystem. So sind die Folgen des Tankerunglücks der Exxon Valdez vor der Küste von Alaska vor rund 23 Jahren auch heute noch sichtbar.

Der Besuch von Paul ist Teil der kürzlich gestarteten Greenpeace-Kampagne zum Schutz der Arktis vor Ölbohrungen und industrieller Fischerei. Greenpeace hat in Neuseeland und an der Ostsee bereits Aktionen gegen diese Schiffe durchgeführt. Langfristiges Ziel der Umweltorganisation ist es, in der hohen Arktis ein Schutzgebiet zu etablieren, wo Ölbohrungen und industrieller Fischfang verboten sind. Der Schweizer CEO von Shell hat sich von Eisbär Paul bisher nicht von seinen Plänen abhalten lassen, das Wettrennen um die für gerade mal drei Jahre währenden Ölreserven in der Arktis zu eröffnen. Er nimmt damit die Zerstörung eines der letzten intakten, hochsensiblen Ökosysteme in Kauf. Pauls Heimat könnte schon bald mit klebrigem, dreckigem und stinkigem Öl verseucht werden. Greenpeace fordert den Shell-Chef auf, die Ölbohrpläne in der Arktis unverzüglich fallen zu lassen. Am Freitag morgen hatten Greenpeace-Aktivisten beim Shell-Hauptsitz in Den Haag demonstriert, Vosers Büro übernommen und verkündet, in der Arktis keine Ölbohrungen vorzunehmen.

«Das Ökosystem der Arktis ist eine der empfindlichsten Regionen auf dieser Welt», sagt Greenpeace-Sprecher Yves Zenger, «Ölunfälle sind dort viel schwieriger zu bekämpfen. Gleichzeitig wird der Klimawandel durch das in der Arktis geförderte Öl angeheizt, das Eis und damit die Heimat von Eisbären und Walrössern am Nordpol schmilzt. Shell ist damit doppelt für die Zerstörung der Arktis verantwortlich. Wenn die Pläne nicht gestoppt werden, wird aus reiner Profitgier eine der letzten unberührten Regionen dieser Erde ruiniert.»

Shell-CEO Peter Voser war leider nicht zuhause. Eisbär Paul hinterlegte jedoch einen Brief und forderte ihn unmissverständlich auf, seine Arktis-Ölbohrpläne fallen zu lassen. Danach nahm er sein Köfferchen und trottete nachdenklich von dannen. Überall in der Schweiz und in der ganzen Welt kriegen er und seine Artgenossen nächste Woche Unterstützung von Greenpeace-Aktivistinnen und -Aktivisten. Sie sammeln Unterschriften für ein internationales Schutzgebiet in der Arktis (http://www.savethearctic.org/). Die Unterschriften der ersten Million Menschen werden in einer speziellen Kapsel im kommenden Jahr am Nordpol versenkt – als Mahnung, dass die Arktis Erbe der Menschheit ist und nicht dem Interesse einiger Grosskonzerne wie Shell geopfert werden darf. Unter den Arktisschützern, die bereits unterschrieben haben, befinden sich so prominente Namen wie Paul McCartney, Penelope Cruz, Robert Redford, Thom Yorke, Pedro Almodovar, Emily Blunt und viele mehr.

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