Passiert eine Katastrophe im Ausmass von Fukushima im AKW Mühleberg, so müssten 185’000 Menschen dauerhaft umgesiedelt werden, der Bielersee wäre auf Jahrzehnte verseucht und eine Fläche, die etwa einem Viertel der Schweiz entspricht, langfristig kontaminiert. Dies sind die erschreckenden Ergebnisse einer Studie, die das Öko-Institut Darmstadt im Auftrag von Greenpeace, Ärztinnen und Ärzte für Umweltschutz (AefU) sowie der Ärztinnen und Ärzte für soziale Verantwortung/gegen den Atomkrieg (PSR) erarbeitet hat. Entstanden ist ausserdem ein Kurzfilm.
Die Studie analysiert, welche Folgen die Katastrophe von Fukushima hätte, würde sie im AKW Mühleberg bei Bern passieren. Sowohl die Ausbreitung der Radioaktivität in der Luft wie über den Wasserlauf der Aare wurden untersucht, letzteres zum ersten Mal, da immer davon ausgegangen wurde, dass kein Kühlwasser aus der Atomkraftwerksanlage gelangen könnte.
Kommt der Wind aus Südwest oder West, was relativ häufig der Fall ist, müssten BewohnerInnen bis zum Bodensee Schutzräume aufsuchen oder evakuiert werden. Im Grossraum Bern müssten die Behörden mindestens 90’000 Menschen sofort evakuieren. Dabei fehlen noch immer die notwendigen Konzepte, wie die interdepartementale Arbeitsgruppe Ida-Nomex den Bundesrat im Juni 2012 warnte. Gänzlich ungeklärt ist denn die Frage, wie der in Bern angesiedelte Bundesrat, das Parlament und die fast 90 Bundesämter, darunter das Bundesamt für Bevölkerungsschutz, im Falle der sofortigen Evakuierung funktionsfähig bleiben sollen. In behördlichen Unfallszenarien bislang auch noch nicht vorgekommen ist der Austritt radioaktiven Wassers. Für die Aare würde der gesamte Flusslauf bis und mit dem Bielersee zu einer tödlichen Gefahr. 50’000 Menschen verlören dauerhaft ihre Trinkwasserquelle. 185’000 Personen müssten für immer umgesiedelt werden.
Laut Kernenergiegesetz ist ein funktionierender Katastrophenschutz Voraussetzung für den Betrieb eines AKW. Die Übertragung der Katastrophe von Fukushima auf das AKW Mühleberg zeigt: Bei einem Atomunfall ist der Schutz der Menschen nicht gewährleistet. Der Kurzfilm zeigt dies eindrücklich. Auch die vom Bundesrat geplante Verbesserung des Katastrophenschutzes wird die Bevölkerung nicht sicher schützen können. Ein neues Konzept wäre lediglich ein Feigenblatt für die Betreibergesellschaft BKW und die eidgenössischen Behörden, die die Zerstörung weiter Teile des Landes in Kauf nehmen. Die einzige Lösung für den Schutz der Bevölkerung heisst: Mühleberg abschalten.