Radio RTB goes solar –  oder die Geschichte wie eine kleine Radiostation im Kongo-Regenwald zu einer Photovoltaikanlage kam und nun dieselunabhängig stets auf Sendung ist.

Radio RTB goes solar –  oder die Geschichte wie eine kleine Radiostation im Kongo-Regenwald zu einer Photovoltaikanlage kam und nun dieselunabhängig stets auf Sendung ist.

Wie kommt es, dass ein Regionalradio mitten im Urwald aus scheinbar heiterem Himmel einen Solargenerator aufs Dach bekommt und sich damit einen lang gehegten Wunsch erfüllen kann? Zum einen, weil sich der Betreiber des Radios, die Regionalregierung sowie Greenpeace Afrika mit seinen lokalen Partnern aus der Zivilgesellschaft sich für ein Projekt zusammen taten. Zum andern, weil ein engagierter Mensch über Jahre hinweg ausgebildet wurde: Crispin Assimbo Bosenge, 37jährig, Bürger der demokra­tischen Republik Kongo (DRK).

Eine theoretische Ausbildung und begleitete Praxis brachten ihn binnen drei Jahre so weit, dass er die Installation dieser PV-Anlage planen, organisieren und durchführen und zudem als erstes Ausbildungsmodul für junge KongolesInnen nutzen konnte.

Freitag, 26. Oktober 2012

Crispin Assimbo (hinten links) mit seinen Azubis.

Crispin Assimbo, ausgebildeter Flug-Navigator, beginnt sein Berufsleben 2003 als Techniker einer Mobiltelefongesellschaft. 2008 nimmt er an einem Workshop zur Eröffnung des Greenpeace Büros in Kinshasa, der Hauptstadt der DRK, teil. Dabei wird er vom Solarvirus angesteckt.

Er meldet sich als einer der ersten Freiwilligen bei Greenpeace Kongo, geht 2009 für eine dreiwöchige Ausbildung nach Kamerun, wo ihn – zusammen mit weiteren dreissig Lernenden – der Schweizer Solarexperte Dr. Michael Götz und der togolesische Energiespezialist Sourakatou Ouro-Bangna in die Photovoltaik sowie in die Technik von Solarkocher, Solardörrer und holzeffizienten Öfen einführen. In der Folge assistiert Crispin Assimbo im August 2009 dem Solartrainer Andres Wirz in Nairobi, der zwanzig junge Kenianer­Innen ausbildet und sie befähigt, kleine Photovoltaikanlagen, sogenannte „Solar Home Systems“, zu installieren. Die Abschlussarbeit besteht darin, der Grossmutter von Barack Obama und der „Barack Obama Schule“ in Kogelo je eine Solaranlage auf ihre Dächer zu installieren. Mama Sarah Obama wird daraufhin Solarpromotorin (siehe unten). 2010 und 2011 schliesslich besucht er eine längere methodische Ausbildung in „Community Organisa­tion“, die vom brasilianischen Mestre Guilherme de Santos und dem Schweizer Umweltwissenschaftler Christian Gyr in Kamerun durchgeführt wird.

Aufgrund dieser Ausbildungen, die er alle mit Bravour bestand, fragt Greenpeace Afrika ihn anfangs 2012 an, ob er die Projektleitung für die beiden Energietrainings in Oshwé, der Regenwaldstadt und in Kinshasa, der Hauptstadt, übernehmen wolle. Er will. Und setzt um. Mit Unterstützung des Energiemeisters Sourakatou aus Togo. Kein einfaches Unterfangen im neben Afghanistan gefährlichsten Land der Welt, in der DR Kongo, wo man Solarmaterial nicht im Supermarkt bekommt und schon der Transport und die Organisation riesige Herausforderungen sind. Er schafft es. Resultat: Zwei Solaranlagen, eine für die Radiostation, eine fürs Greenpeace Büro, 50 holzeffiziente Öfen sind in Betrieb, aber vor allem: Über 40 Freiwillige in Oshwé und 30 in Kinshasa erhalten eine Ofenbau- bzw. Photovoltaik -erstausbildung. Und der Wunsch der Radiostation ging in Erfüllung: Sie ist nicht mehr vom Diesel – dem Brennstoff für den alten Generator – abhängig, das nur unregelmässig geliefert wurde, und kann fortan ständig auf Sendung sein.

Crispin Assimbo’s Traum: „ … de pousser plus loin mes connaissances sur les énergies renouvables“, also noch mehr über die erneuerbaren Energien zu lernen, denn sie seien wegen ihrer immensen Vorteile die Lösung sowohl für die Stadt- wie auch Landbevölkerung Afrikas. Und damit zugleich der Klimaerwärmung entgegenzuwirken, die seiner Meinung nach die Herausforderung Nummer eins ist für die Menschheit, das ist der zweite Teil seines Traums.

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